Das Verhältnis von Mensch und Tier

Vorlesungsreihe:

Mensch und Erde, Teil I
Grundlagen der integralen Tiefenökologie

Humboldt-Universität zu Berlin
Sozialökologie als Studium Generale / Sommersemester 2001
Dozent: Jochen Kirchhoff
Quelle: YouTube-Kanal Jochen Kirchhoff / Alle Audiovorlesungen Nr. 37

Transkript als PDF:


* * * * * * *

Ich habe Ihnen ja angekündigt, dass ich Pfingsten an einem Symposium teilnehmen würde zur Frage von Bewusstsein und Wirklichkeit und [habe] Ihnen auch im Vorfeld einige Dinge genannt und gesagt. Ich will hier kurz darüber etwas berichten, weil das auch für das Thema, das uns beschäftigt, wichtig ist. Es ging in diesem dreitägigen Symposion mit ungefähr 120, 125 Menschen zentral um die Frage: Was ist eigentlich Wirklichkeit, Realität, Wirklichkeit, Wahrnehmung? Natürlich die Frage, was ist Innen, was ist Außen, wie spiegelt sich das Außen im Innen, aber auch ganz praktische Fragen. Was machen eigentlich diese Gedanken? Wie setzen wir sie um? Wie sind wir in der Welt damit? Also nicht nur Kopfarbeit und Theorie, sondern auch tatsächlich praktische Umsetzungsmöglichkeiten. Und da gab es einige ganz interessante, man kann auch sagen spannende Aspekte. Vielleicht wird in der „Hagia Chora“, einer Geomantie-Zeitschrift, auch ein längerer Bericht darüber sein. Es waren auch noch andere Presseleute da. Vielleicht gibt es dann in der einen oder anderen Zeitschrift auch darüber Berichte.

Ich selbst war mit einem Einzelvortrag vertreten und mehreren Podien. Darüber will ich jetzt allerdings nicht berichten. Ich will noch einige Punkte mal nennen, die ich spannend fand, zum Beispiel, ich habe mal hier einige Punkte notiert, die Sie auch interessieren könnten. Mir war immer bekannt, das habe ich nie bezweifelt, und ich habe das nie wirklich, sagen wir mal, habe nie das Bedürfnis gehabt, das nun messtechnisch zu verifizieren. Ich habe nie bezweifelt, dass es eine gedanklich-geistige Fernwirkung gibt. Nach meiner langen Lebenserfahrung weiß ich einfach, dass es so ist. Viele andere Menschen wissen das auch, und es gibt natürlich auch viele Experimente darüber. Ein Feld übrigens, das auch Ervin Laszlo sehr intensiv beschäftigt während seiner Bücher. Er stellt Überlegungen dazu an, wie ist es möglich, dass ein intensives Denken an einen Anderen oder ein Heilungsimpuls zum Beispiel über eine große Entfernung hinweg wirksam werden kann.

Dort wurde ein Experiment vorgeführt, das wollten nun alle sehen. Die wissenschaftsgläubigen Menschen, und ein Stück weit ist das ja auch in den Wissenschaftkritikern immer noch drin, konnten an Monitoren genau verfolgen, was passiert, wie ein Proband, ein junger Mann Anfang 30, saß drinnen, und Maria Sagi, eine Heilerin und mit vielerlei anderen Fähigkeiten begabte Frau, war draußen, beide wurden verkabelt, und man konnte vor einem Monitor nun verfolgen, was mit den jeweiligen Gehirnströmen passiert, rechte Hemisphäre, linke Hemisphäre. Und das war nun spannend. Man konnte nämlich ganz genau sehen, also beide hatten keine Verbindung miteinander, man konnte ganz genau sehen, wie zunächst anfänglich vorhandene Hirnstrommuster sehr stark divergierten, kaum Zusammenhang aufwiesen. Und dann gab es eine allmähliche Angleichung, eine allmähliche Synchronisation, Grundmuster wurden immer ähnlicher, und es gab auch immer wieder die Situation, dass ein Impuls ausgesendet wurde von Maria Sagi, die vor der Tür des Tagungssaales war, im Flur und dass das mit einer kleinen Zeitverzögerung aufgegriffen wurde, also nicht instantan. Das ist natürlich auch interessant. Das ist also nicht gleichzeitig erfolgt, sondern sie hat einen bestimmten Impuls ausgelöst. Mit einer kleinen Zeitverzögerung konnte man das dann als ein sehr ähnliches Muster mit einer … also quasi synchron auf dem Monitor verfolgen.

Also ein auch den Skeptiker … also im Grunde ein Experiment, was nach allen wissenschaftlichen Kriterien hieb- und stichfest ist, vollkommen eindeutig, zweifelsfrei belegt, dass es möglich ist, über die Entfernung hinweg, ohne dass der Andere weiß, was der Eine tut und umgekehrt, Impulse auszusenden, die dann empfangen werden. Das ist sogar in den Diagrammen der rechten Hirnhälfte oder am Monitor ablesbar. Es war eine große Spannung im Raum, ich war nicht so gespannt wie manche Andere, weil ich das eigentlich wusste, was das Ergebnis ist und daher … aber für viele war es noch faszinierend, weil Schweigen in dem Raum, alle saßen da und starrten gebannt auf den Monitor, und siehe da. Es hätte ja auch sein können, dass das Experiment fehlschlägt, es ist ja nicht sicher, dass es dann so klappt. Da können ja Blockaden sein. Im Prinzip ist es möglich, aber es hätte in dem Moment nicht unbedingt klappen müssen. Das muss man ja auseinander halten. Also das fand ich interessant.

Dann fand ich weiterhin interessant den Vortrag eines Gehirnforschers, der sich intensiv über viele Jahre hinweg mit auch der Synchronisation von linker und rechter Gehirnhälfte beschäftigt, unter anderem auch immer wieder auch heilend bei bestimmten Unordnungs- oder chaotischen Zuständen im Gehirn Musik einsetzt. Er sagte, er habe über viele Jahre hinweg immer wieder nur eine Musik als besonders effektiv bewiesen, die tatsächlich in der Lage ist, auch aus dem Gleichgewicht geratene Nervenverbindungen im Gehirn überraschend schnell und nachhaltig wieder zusammenzuführen. Also eine Verbindung der Nervenbahnen, eine Art Regulierungsfunktion des Gehirns. Und das ist Mozart. Alle anderen Musiken liefern nicht diesen Effekt. Die haben das genau dann durchgetestet, auch mit Bach, brachte auch Effekte, die wieder in dieser Größenordnung blieben, aber die stärkste, … stärkste Relevanz hat hier die Mozart-Musik. Ich fand das interessant, weil ja dann die Frage ist, wie ist es dann mit anderer Musik? Am schlechtesten wegkommt Heavy Metal. Heavy Metal zerreißt die ohnehin im Chaos sich befindliche Ordnung noch mehr, hat also einen dissoziativen Charakter. Auch das wundert mich nicht, denn ich habe schon vor vielen Jahren, in den 80er Jahren die These vertreten in meinem Buch „Klang und Verwandlung“, die sogenannte klassische Musik, ganz speziell auch die Mozarts einen auch ökologischen, auch einen physiologischen, biologischen Aspekt tatsächlich ordnungsstiftend wirken kann und tatsächlich ein entscheidender Ordnungsfaktor ist. Es war auch mal wieder eine Bestätigung von Jemandem, der sich mit diesen Fragen, so wie ich gar nicht, gearbeitet hat. Günter Haffelder, ein relativ bekannter Gehirnforscher, der das mal vorgestellt hat. Und dann fand ich interessant, das war auch im Zusammenhang mit meinem Vortrag und meine Teilnahme an den Podien aufschlussreich, dass immer wieder natürlich eine Frage im Raum stand, die uns hier auch schon beschäftigt hat. Letztes Mal kam mir eine Frage von Ihnen ganz einfach vom Podium, ja was ist das eigentlich, Bewusstsein, Sie reden von Bewusstsein? Was ist das denn überhaupt? Also die Frage, was überhaupt Bewusstsein ist, wie man das verstehen kann und dieses rätselhafte, abgründige kaum gedanklich zu durchlichtende Verhältnis von Innen und Außen. Was ist denn nun innen und was ist außen? Und dann gab es dann so eine gewisse Polarisierung, sagen wir mal, der eher vereinfacht gesagt, phänomenologischen Fraktion, die also eher auf die lebensweltliche Ganzheit abzielt, auf das, was unmittelbar wahrgenommen und erlebt wird. Und sagen wir mal eher, vorsichtig gesagt, eine reduktionistisch-naturwissenschaftliche, die eher den kausalen Zusammenhang untersucht und versuchen wollte, zu zeigen, was sich dann widersprechen muss. Das sind ja zunächst einmal zwei verschiedene Facetten des Gleichen, aber keiner hat bis heute wirklich den Zusammenhang zeigen können. Es gibt ja das berühmte Wort von Schopenhauer, was ich auch einmal zitiert habe auf einem Podium, einer Diskussionsrunde: „Die Welt ist im Kopf, aber der Kopf ist in der Welt.“

Das ist ein Zirkel der Wirklichkeit. Ein sehr hoher, den man erstmal nutzen kann, denn: Wie soll das sein? … Was heißt das? Dann wird das abgründig und die Frage wurde immer wieder in dem Zusammenhang gestellt. Und das war deutlich, das hatte ich auch schon verschiedentlich anklingen lassen, dass man im Grunde eine logisch einwandfreie Definition dessen, was Wirklichkeit ist, nicht geben kann. Das ist logisch nicht möglich. Also wer das möchte definitionstark und intellektuell stark zugleich, der wird daran scheitern, weil es geht nicht. Man kommt aus bestimmten Zusammenschlüssen nicht raus. Sie müssen immer Dinge voraussetzen, sie kommen immer in einen Zirkel hinein. Sie müssen nämlich immer das voraussetzen, was sie bestimmen wollen, nämlich die Wirklichkeit. Das ist genauso wie mit dem Bewusstsein. Sie können Bewusstsein nicht wirklich bestimmen: Das ist Bewusstsein, weil die Frage bereits und das gesamte Feld ist das Fluidum, die Einbettung aller derjenigen, die [in] diesem Prozess beteiligt sind, ja selber bewusstseinsförmig ist oder sind. Insofern haben wir keinen Standpunkt, einen sozusagen freien, souveränen Von-außen-Standpunkt, der es uns ermöglicht, nun hier auf diese Ebene zu schauen, zu sagen: Das ist Bewusstsein. Das könnte man nur, das wurde auch auf dem Symposion sehr deutlich in den Gesprächen, das könnte man nur etwas von einem zum supramentalen, von einem sehr hohen anderen Bewusstsein heraus, dann könnte man quasi von oben in Anführungszeichen herab, das muss ja nicht räumlich verstanden werden, herabblicken, auch metaphorisch gemeint, auf einen anderen Bewusstseinszustand. Das ginge dann, wenn man die Prämisse setzt, natürlich, dass ein solcher supramentaler Zustand möglich ist, das ist eine gut begründete Hypothese, glaube ich, zu der ich auf dem Symposion beigetragen habe. Aber die Frage beschäftigt uns natürlich im Zusammenhang mit der Erde ständig, und wenn ich das letzte Mal Ihnen einige Aspekte vorgetragen habe der organologischen Konzepte der Erde, ein ganz kleines Segment ja nur, das kann man ja endlos weiterführen, kann ich mühelos zwei, drei [Semester] nur dieses Thema behandeln, die verschiedenen Aspekte zeigen, dann kommt man immer wieder auf die Frage Innen-Außen: Wenn die Erde ein Organismus ist, das habe ich hier versucht darzustellen, dann hat sie auch einen Leib. Was ich erläutert habe, muss ich nicht noch mal machen. Und was heißt es denn, wenn die Erde einen Leib hat? Wie müsste man diesen Leib verstehen? Wie könnte man ihn verstehen? Und wie könnte man in Kommunikation treten mit diesem Leib der Erde, nicht mit dem physischen-sinnlichen Körper und auch nicht mit dem, was physikalisch messbar ist. Das kann man daneben flankierend machen. Aber das hilft einem nichts im Umgang mit dem Körper, mit dem Leib der Erde.

Hinweis: Der weitere Teil der Vorlesung wurde wegen der für eine Transkription unzureichenden Audioqualität nicht weiter bearbeitet.

* * * * * * *