Pflanzen und Erdmutter (Gaia) – Die Bedeutung des antiken Demeterkults

Vorlesungsreihe:

Der Mensch, das Licht und die Pflanzen
Naturphilosophie und tiefenökölogische Perspektiven

Humboldt-Universität zu Berlin
Sozialökologie als Studium Generale / Sommersemester 2002
Dozent: Jochen Kirchhoff

Quelle: YouTube-Kanal Jochen Kirchhoff / Alle Audiovorlesungen Nr. 44

Transkript als PDF:


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[Wir kamen in der letzten Vorlesung auf die] geistige Dimension zu sprechen, kann man sagen, dass die Pflanzen in gewisser Weise Bewusstsein haben jenseits einer zerebralen Substanz, also jenseits eines Nervensystems. Dann habe ich Ihnen versucht zu erläutern, dass man das nur dann denken kann, wenn man Bewusstseinsqualitäten in der Welt, im Universum, im Kosmos überhaupt annimmt. Man kann lebendige Pflanzen ‒ im Sinne von bewusstseinserfüllten Pflanzen ‒ nur sinnvoll denken im Rahmen einer Kosmologie, die die Gestirne überhaupt als lebendig begreift, in diesem Fall also die Erde als lebendig begreift. Und dann waren wir der Frage nachgegangen, was sind sogenannte Pflanzen-Devas? Das ist ja noch eine Schicht darüber. Gibt es vielleicht so etwas wie eine autonome Pflanzenwesenheit, was ja auch Ernst Jünger annimmt?

Und ich bin in der FAZ vorgestern, in der Sonntagszeitung, auf ein Buch gestoßen, das hier kurz vorgestellt wird, was einen vollkommen anderen Fokus hat, aber auch eine merkwürdige, in gewisser Weise kuriose Weise mit der Frage der seelisch-geistigen Dimension der Pflanzen zu tun hat. Hier wird ein Buch vorgestellt von einem gewissen Michael Pollan: „Botanik der Begierde“. Und da heißt es in der Überschrift, also FAZ Sonntagszeitung: „Unser Gebieter, die Pflanze. Wer gärtnert, weiß es. Gerade bei eintönigen Verrichtungen sprießen mitunter furiose Gedanken. So erging es auch dem amerikanischen Journalisten Michael Pollan. Zitat: ,Eine Biene würde sich im Garten vermutlich auch als Subjekt und die Blüte, deren Nektartropfen sie plündert, als Objekt betrachten, und dabei verhält es sich gerade andersherum‘, behauptet Pollan. Es ist der Samen einer wunder­baren Theorie, dass nämlich im Bauplan der Pflanzen der Mensch als Werkzeug bota­nischer Evolution vorgesehen ist.“ Also der Mensch als Werkzeug der Pflanzen. „Durch bestimmte Strategien veranlassen sie, die Pflanzen, uns, ihre Verbreitung voranzutreiben. Dazu setzt beispielsweise der Apfel seine Süße ein, die Tulpe ihre Schönheit, und die Kartoffel nährt uns mit ihrer Stärke. Man mag das für vollkommen abwegig, für wissen­schaftlich unhaltbar oder für den Auswuchs einer Neurose halten. Kurzweilig liest sich Pollans Abhandlung allemal, da seine Beschreibungen den Vorzug haben, abgegriffene Metaphern zu meiden und alle naheliegenden Einwände amüsant zu entkräften.“ ‒ Finde ich immer schön, wenn das wirklich gelingt. Es gibt ja immer die berühmten naheliegenden Einwände, die sozusagen immer in Griffnähe liegen, die meistens schnell entkräftet und widerlegt werden können. ‒ Bei aller Genauigkeit erlaubt Pollan uns dennoch immer wieder, auch über den Autor als glücklichen Gärtner zu lachen, etwa über seine Karriere als Marijuana-Züchter. Eins allerdings verrät er nicht: ob die hochintelligenten Pflanzen nicht sogar den Namen dieses Autors zwecks Bestäubung des PR-Werts vorab erdacht haben. Resümee: Die ideale Lektüre nach getaner Gartenarbeit fördert die Einsicht, dass mensch­liches Tun im Garten und anderswo stets von begrenzter Wirksamkeit ist.“

Ich meine, das ist wirklich ein Kuriosum. Ich habe das Buch nicht gelesen, aber man kann diesen kurzen Bemerkungen hier ein bisschen nachgehen und stellt also fest, dass die Pflanzen, hier tatsächlich als eine eigene Wirkpotenz vorgestellt werden, die sich in gewisser Weise der Menschen bedient. Es gibt ja solche Gedanken auch bei Wolf-Dieter Storl, wenn er über die Pflanzen-Devas schreibt. Nicht, das habe ich ja angedeutet. Er behauptet ja, dass die Pflanzen-Devas in gewisser Weise als gewaltige makroskopische Wesen in die Menschheitsgeschichte hineinwirken und Menschen, Individuen, ganze Menschengruppen und auch kulturelle Zusammenhänge von ihrer Ebene aus in ihrem Sinne bestimmen. Gut, das vorab.

Ich habe das gesagt: Eleusis ist das größte Rätsel der antiken Welt und eines der faszinierendsten Phänomene der Geistesgeschichte überhaupt. Warum? Einmal deswegen, weil hier wirklich authentisch und wahrhaftig Esoterik vorgelegen hat. Nicht in diesem abgeflachten New-Age-Sinn, wo alle Irrationalismen nun gleich Esoterik sind, sondern in dem eigentlichen, tiefsten Sinne des Wortes „Esoterik“ im Sinne der nur für Eingeweihte erschließbaren und verständlichen Bewusstseinsformen.

Der Kult von Eleusis war ein Mysterienkult. Wir wissen nicht, wann dieser Kult entstand. Es gibt nur Vermutungen. Aristoteles sagt, dass der Kult schon zu seiner Zeit über 1000 Jahre alt gewesen sei. Das würde dann sehr weit zurückgehen. Er ging auf jeden Fall bis ins vierte nachchristliche Jahrhundert, als dann die Christen aus einem starken Konkurrenzimpuls heraus Eleusis bekämpften und die Weihestätte restlos zerstörten. Sie ist immer wieder einmal zerstört worden im Laufe der Geschichte, unter anderem auch von den Persern. Und was man heute an diesem Ort findet, in Elefsina, also in der Bucht von Salamis, in einem musealen Raum, ist eine Mischung aus römischen Bauten, die zum Teil noch von Hadrian stammen, also Ruinen, dann einige Teile des Peisistratos oder von ihm angeregten, und auch Restbestände dessen, was Perikles angeregt hat. Man sieht noch das Telesterion, diese gewaltige Einweihungshalle im Grundriss, man sieht Säulenfragmente, man sieht an der Seite die Sitzmöglichkeiten, denn diese gewaltige Halle, 54 mal 52 Meter, sollte bis zu 3000 Initianden beherbergen, eine erstaunliche Zahl. Über diese Frage werden wir noch sprechen.

Wir müssen uns bei Eleusis erst einmal generell in einen völlig anderen Bewusst­seinsraum einzuschwingen versuchen. Das ist schwer genug. Schon deswegen schwer, weil es eine unverbrüchliche Schweigepflicht gab für alle Initianden in diesem Eleusis. Keiner der Initianden hat in diesem gewaltigen Zeitraum von 1200 bis maximal 2000 Jahren jemals diese Schweigepflicht gebrochen. Das kann man sich überhaupt nicht vorstellen. In unserer heutigen vollkommen geschwätzigen Zeit, wo jeder über alles redet und keiner irgendetwas für sich behalten kann, ist es eine Ungeheuerlichkeit, dass ein Kult existiert hat, über einen so riesigen Zeitraum hinweg und tatsächlich die Schweigepflicht von niemandem ernsthaft gebrochen worden ist. Es gab hin und wieder mal zaghafte Andeutungen, was möglicherweise in Eleusis passiert sein könnte, zum Beispiel in den Tragödien des Aischylos. Man hat ja verschiedentlich Aischylos den Vorwurf gemacht, er habe Mysterienwissen von Eleusis in seinen Tragödien preisgegeben. Und es gab natürlich auch verschiedene Versuche, das Mysterium zu entweihen. Darüber sprechen wir noch. Etwa im Jahre 415 v. Chr. gab es einen Skandal in Athen. Einige hätten sich unbekannte Kultgegenstände und eine unbekannte Substanz privat, im privaten Rahmen zugeführt oder einverleibt. Was das war, wissen wir nicht. Wahrscheinlich das sogenannte Kykeon, ein Gerstegetränk, von dem ja immer wieder vermutet worden ist, dass es mit psycho­troper Wirksamkeit ausgestattet gewesen sei. Das wird uns noch beschäftigen.

Alle, die in Eleusis eingeweiht waren, haben davon in den höchsten Tönen gekündet, ob das Pindar war, die Tragöden Sophokles, Euripides, ob das Platon war und viele, viele andere. Immer wieder ist gesagt worden, das sei eine überwältigende Erfahrung gewesen, etwas Unvorstellbares, etwas Unsagbares. Also man muss sich das bitte mal überlegen, über einen so riesigen Zeitraum hinweg ist das nicht gebrochen worden, ist das Schweige­gelöbnis nicht gebrochen worden. Das kann man sich nicht vorstellen. Daraus kann man schon schließen, es muss etwas Besonderes mit diesem Kult auf sich gehabt haben.

In den letzten Jahren, und so stellt sich ein gewisser Kontext her, hat es ja ver­schiedene Zusammenhänge, verschiedene Fragen gegeben, den Kult von Eleusis in einen neuen, zeitgemäßen Kontext einzubinden, Stichwort „Neues Eleusis“. Es hat immer wieder Überlegungen gegeben, ob man vielleicht doch an das Rätsel von Eleusis herankommen könnte, ob man wesentliche Komponenten entschleiern könnte und ob es möglicherweise, die Möglichkeit und Wirklichkeit geben könnte, einen neuen Demeter-Kult zu initiieren. Von denen, die das schriftlich verschiedentlich geäußert haben, seien nur einige genannt. Das ist Terence McKenna, der vor zwei Jahren Verstorbene, dann Ralph Abraham, der Mathematiker aus Kalifornien, dann auch Albert Hofmann, kürzlich 90 Jahre alt geworden, der Entdecker, man kann auch sagen Erfinder, wie immer, des LSD, und ich habe das auch getan. In meinem Buch „Was die Erde will“ habe ich an mehreren Stellen die Frage gestellt: Gibt es möglicherweise so etwas wie ein Neues Eleusis? Wie könnte man das denken in einem geomantischen, tiefenökologischen Zusammenhang, der unserer Bewusstseinsform heute entspricht?

Das ist allerdings die Voraussetzung ‒ denn wir können ja nicht einfach ein altes Mysterium wieder aufleben lassen, zumal wir ja in der Essenz gar nicht genau wissen, was wirklich passiert ist. Auf einer Gedenkveranstaltung zum neunzigsten Geburtstag von Albert Hofmann, wie ich gehört habe, soll Christian Rätsch, der Etnobotaniker, gesagt haben: LSD ist Eleusis. Eine erstaunliche Aussage, die wirklich sehr weitgehend ist und eine Fülle von Fragen auslöst, und hier einfach mal als These hingestellt sei. Ich bin nicht dort gewesen, habe das aber von verschiedenen Seiten gehört, dass das Christian Rätsch gesagt haben soll. Dann wäre natürlich die Frage eine völlig andere, in gewisser Weise einfachere, wenn man das so nennen will.

Eleusis war ein Mysterienkult, schon im Rahmen der antiken Religiosität ein Unikum, also keineswegs unbedingt integrierbar in die Olympische Religion der Griechen, sondern wahrscheinlich viel älter als diese. Wie die Olympische Religion der Griechen entstanden, wissen wir nicht. Es gibt buchstäblich nur Spekulationen, Vermutungen, Arbeitshypothesen. Kein Mensch weiß, wie diese rätselhafte Welt, wie dieses rätselhafte Pantheon der Gestalten wirklich entstanden ist. Bei Homer bereits 800 v. Chr. finden wir es vollständig vor, rätselhaft, und in den nachfolgenden Jahrhunderten wird das nur noch ausdifferenziert.

Demeter ist offenbar noch viel älter. Hier scheinen sich in die Olympische Religion, in die griechisch-homerische Religion, alte Elemente, Mutterkult-Elemente zum Beispiel, dionysisch-orphische Elemente eingeschlichen zu haben, scheinen darin integriert worden zu sein. Und es scheint hier eine Verbindung hergestellt worden zu sein, die selbst für die Griechen etwas Fremdartiges hatte. Denn wenn das nicht so gewesen wäre, wäre ja gar nicht verständlich gewesen, warum man dieses Mysterium geheimhalten musste. Es muss etwas gewesen sein, was selbst im offiziellen Kanon der griechischen Mythologie etwas Singuläres, etwas Einzigartiges und etwas zu Bewahrendes, als Geheimnis zu Bewahrendes gewesen sein.

Nochmal eine kurze Bemerkung, die wichtig ist für den jetzt kommenden Zusam­menhang. Ich habe in der zweiten Vorlesung dieses Sommersemesters Ihnen versucht zu zeigen, dass vor ungefähr zweieinhalbtausend Jahren ein radikaler, ein revolutionärer Bewusstseinsbruch in der abendländischen Geistesgeschichte stattgefunden hat. Ich nenne das „die Geburt des mentalen Selbst“, habe dazu viele Gedanken entwickelt, unter anderem in dem Buch „Was die Erde will“ im Zusammenhang mit dem Erlösungsgedanken usw. Das will ich hier nicht im Einzelnen darstellen. Was aufschlussreich ist, dass diese revolutionäre Wandlung im abendländischen Denken im fünften vorchristlichen Jahrhundert zwei entscheidende Komponenten hatte, die auch in der Tiefe mit dem Mysterium von Eleusis zusammenhängen. Hermann Schmitz, der von mir geschätzte Kieler Philosoph, nennt diese beiden Komponenten: a) die Selbstermächtigung der Person, also eine Art Selbstergreifung, wie ich sage würde, des mentalen Selbst. Und der zweite Faktor [b] ist die Objektivierung der Außenwelt, die uns ja allen, ich habe das ja mehrfach gesagt, vollkommen selbst­verständlich erscheint. Jedem erscheint es wie die selbstverständlichste Sache von der Welt: Da draußen ist eine für sich seiende, existierende Objektwelt. Hier sind wir als Körper, und in der Brust des je Einzelnen gibt es eine Innenwelt, eine Innenpsyche, einen Innenraum und da draußen den gemeinsamen Außenraum.

Das kann man an zwei griechischen Begriffen sehr schön zeigen in der Gegen­überstellung, nämlich an den Begriffen „psyche“ und „thymos“ oder „thymo“. Psyche meint schon so etwas wie Selbst, schon so etwas wie eine Bewusstseinsfokussierung auf einen selbsthaften, ichhaften Kern. Und thymos ist ein Etwas, eine eigene Seinsqualität, die etwas zu tun hat mit Zorn, Zürnen, Liebe, Herrschen, frei sein, mit einer Art von Wildheit, auch häufig mit Eros, Liebe, Lust und so weiter übersetzt. Und man kann in dieser Zeit zeigen, dass es einen Antagonismus gibt zwischen Psyche, der Konstellierung des Einzelnen, häufig auch verbunden mit dem sogenannten Apollinischen, mit dem Gott Apollon, dem Ordnung stiftenden Prinzip, das immer auch mit Selbsthaftigkeit, Harmonie und Gleichmaß verbun­den ist und Thymos, dem eher dionysischen Element. Und das spielt hier hinein in die ganze Frage von Eleusis.

Nietzsche hat ja in seinem berühmten philosophischen Erstling „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“ von 1872 einen Gegensatz aufgestellt bzw. eigentlich aufgegriffen von den Romantikern und Anderen, den er beschreibt als das Apollinische und das Dionysische; das Dionysische, das rauschhaft Wilde, in gewisser Weise auch Eksta­tische, ein ganz starkes Element in der griechischen Seele, und auf der anderen Seite das Apollinisch-Formhafte, das Gestalthafte, das selbsthaft Gestaltete. Die ekstatische Kompo­nente, die Rauschkomponente war im alten Griechenland ungeheuer stark. Man kann sagen, dass die Griechen Apollon so nötig hatten, weil sie in der Tiefe ganz stark geprägt worden sind von diesen archaischen, dionysischen, wilden, ekstatischen Strömungen, die sich unter anderen verbanden mit dem Namen „Dionysos“, der ja auch kein griechischer Gott ist. Wir begegnen dem Dionysos dann in verschiedenster Form, auch im eleusinischen Mysterium, nicht, als Iakchos tauchte er da auf. Manchmal allerdings wird er auch synonym verwendet mit Hades oder Pluto, und dann wieder hat er ganz andere Konnotationen.

Das ist überhaupt aufschlussreich für die griechische Götterwelt bis in die Myste­rienwelt hinein. Es gibt eine eigenartige Identitätsverschiebung. Im Kult geht es ja um Demeter und Persephone, also Persephone als Tochter von Demeter, die von Pluto entführt wird in die Tiefen der Erde. Aber in gewisser Weise ist Persephone als Tochter von Demeter auch Demeter selber, und sie ist auch ihre Schwester. Eigentlich sind sie beide identisch. Es geht also um ganz tiefes Mysterium ja auch von Erdentiefe, auch von pflanz­lichen Prozessen und Geburt und Tod und Wiedergeburt. Also letztlich um die Frage von Palingenese, was ja in Griechenland eine entscheidende Rolle gespielt hat außerhalb der antiken Religion. In der normalen, in der antiken Religion des Homer gibt es nicht den Gedanken von Tod und Wiedergeburt. Hades ist das Reich der Schatten. Wer da hinkommt, bleibt dort. Es gibt keine Wiederkehr im Sinne der klassischen griechischen Religion.

Also, was interessant ist und auch in die Mysterien hineinwirkt, ist die Frage des Ekstatischen, und das verbindet sich interessant und kaum bekannt etwa mit der Frage: Was war eigentlich in dem griechischen Wein? Dass der griechische Wein nicht der Wein war, den man heute kennt, ist klar. Alle Überlegungen, die wir kennen, alle Texte, alle Quellen, die wir heranziehen können, belegen das Eine: Der Wein im antiken Griechenland muss wie eine psychotrope Substanz gewirkt haben. Normalerweise wurde er nur verdünnt getrunken, dreiviertel Wasser, ein Viertel Wein, und er wurde ganz stark verbunden mit Trunkenheit, mit Ekstase bis hin zum Irrsinn. Das Moment des Wahnsinns, der Verzückung, der ekstatischen Verzückung, spielt ja in der griechischen Philosophie auch eine große Rolle, etwa bei Platon, unter anderem in dem Höhlengleichnis. Das wird ja von Platon auf eine andere Ebene gebracht. Bei sakralen Anlässen war der Wein stärker, und der aus­drückliche Zweck des Trinkens bestand darin, eine tiefere Trunkenheit herbeizuführen, in welcher die Gegenwart der Gottheit fühlbar wurde. Dionysos-Bakchos als der ekstatische Gott, der den Menschen in einen anderen Bewusstseinszustand hineinbringt, indem er dann ekstatisch überwältigt, eine höhere Wahrnehmung hat. Und das wurde häufig genug mit dem Wein verbunden. Unter dem Namen Dionysos heißt es hier in diesem Buch von Wasson/Ruck/Hofmann „Der Weg nach Eleusis“: „Überlebte der als Gatte der Mutter-Göttin assimilierte Zeus bis in die klassische Periode hinein. Sein Name weist ihn als Zeus von Nysa aus, denn Bios ist eine Form des Wortes Zeus. Nysa war nicht allein der Ort, wo Persephone geraubt wurde, es war der Name für jeden Ort, an dem jene mit der Passion von Geburt und Tod des Dionysos verbundene eheliche Begegnung aufgeführt wurde.“ Also der Hieros Gamos, der heilige Geschlechtsverkehr. „Wenn Dionysos seine Anhängerinnen, die Mänaden oder Bacchantinnen in Besitz nahm, war er synonym mit Hades, dem Herrn des Todes und Bräutigam der Göttin Persephone. Die Persephone sammelten auch die Mänaden Blumen, wir wissen das, weil ihr Emblem der Thyrsos war, ein mit Efeu-Blättern gefüllter Fenchel-Stängel. Derartige hohle Stängel wurden üblicherweise von Kräuter­sammlern als Behälter für ihre Ernte verwendet und der Efeu, mit dem die Stängel der Mänaden gefüllt waren, war dem Dionysos heilig und galt als psychotrope Pflanze.“

Also der Thyrsos als ein Stängel, ein Fenchel-Stängel, und innerhalb dessen der Efeu, „war dem Dionysos heilig und galt als psychotrope Pflanze. Dionysos konnte seine ekstatischen Bräute jedoch auch vermittels anderer Pflanzen besitzen, denn er lebte als vegetativer Gatte in allerhand Rauschmitteln, darunter offenbar auch in gewissen Pilzen. Deren Stiel wurde in Analogie zum Emblem der Mänaden ebenfalls ,Thyrsos‘ genannt. „Auch der Stiel der Pilze galt als Thyrsos, wobei der Pilzhut an die Stelle der psychotropen Kräuter trat.“ Gut.

Die Äußerungen, die wir haben über Eleusis sind voller Verzückung. Ich habe das schon angedeutet. Man muss das ernstnehmen, dass über einen so gewaltigen Zeitraum hinweg immer wieder hochkarätige Geister voller Verzückung, voller Ehrfurcht davon sprachen, was in Eleusis geschaut worden wäre [ist]. Das ist das Entscheidende, das kann man mit Sicherheit sagen. Es gab in diesem Mysterienkult in der entscheidenden letzten Nacht nach neun vorbereitenden Tagen eine Art von Schau. Es gab eine Art von visionärer Schau für alle Initianden. Im Höchstfalle handelte es sich um 3000, das muss man sich bitte mal überlegen. Ein Einweihungsgeschehen, wobei 3000 Menschen in einer riesigen Halle gemeinsam eingeweiht wurden, und alle 3000 haben das als eine der größten, vielleicht die größte Erfahrung ihres Lebens bezeichnet. Also, es ist gesagt worden, na ja, in dem Telesterion ist eine Art Mysterienspiel vorgeführt worden. Man hat dann festgestellt, das kann gar nicht sein, weil die Säulen, wenn man sich das genau betrachtet, einander verdecken. Man hätte nur von einem ganz kleinen Teil dieses Telesterion aus eine wie immer geartete Bühne sehen können. Das heißt, die meisten, die dort anwesend gewesen sind [waren], hätten die Bühne gar nicht sehen können. Also so kann es nicht gewesen sein.

„Dreimal selig, die dies geschaut haben, von dieser Gewissheit der Mysten sprechen mehrere Zeugnisse“, hier Marion Giebel, eine zeitgenössische Altphilologin in ihrem Buch „Das Geheimnis der Mysterien“. „Von dieser Gewissheit der Mysten sprechen mehrere Zeugnisse, die umso kostbarer sind, als sie nicht aus der Spätzeit oder von christlichen Schriftstellern stammen.“ Als die Christen die Macht ergriffen, haben sie sofort Eleusis diabolisiert. Unter anderem kam der Vorwurf auf, hier würden Orgien gefeiert. Orgia, das griechische Wort „orgia“ war ursprünglich nichts weiter als ein sakrales Geschehen, war der Vorwurf, Orgien würden gefeiert. Außerdem sei das Ganze eine satanische Perversion des christlichen Mysteriums.

„Im Demeter-Hymnus heißt es über die Weihen: ,Selig der Erde bewohnende Mensch, der solches gesehen, doch wer die Opfer nicht darbringt oder sie meidet, wird niemals teilhaftig solchen Glücks. Er vergeht in modrigem Düster.‘“ Immer kommt auch der Gedanke des Opfers heim, zum Beispiel ein Schwein wurde geopfert. Schwein haben, im Sinne von Glück haben, geht, viele wissen das nicht, aber es sei gesagt, auf den eleusi­nischen Demeterkult zurück. Der Dichter Pindar sagt, Zitat: „Glücklich, wer dies gesehen hat, bevor er unter die Erde geht, denn er weiß um das Ende des Lebens, und er weiß den gottgegebenen Anfang.“ Also er weiß das Ende, er weiß den Anfang, er weiß um die Geburt, er weiß um den Tod. Und bei Pindar, ganz eindeutig, das geht aus anderen Aussagen hervor, da geht es ja auch um die Wiedergeburt und im Sinne von orphischen Strömungen, auch um die Wirklichkeit einer jenseitigen, andersweltlichen Sphäre. Das war ja ein starkes Element aus den orphischen Kulten, das auch in die eleusinischen Mysterien eingeflossen war. Das war an sich ja auch der antiken Religion der Griechen wesensfremd. Nicht, in der Orphik geht es ja um eine, sagen wir mal, dualistische Sicht. Der Körper ist eine Art Grab eines seelischen Etwas, einer geistigen Essenz, die es in einem langen Läuterungsprozess aus der Verunreinigung des Körperlichen zu befreien gilt. Die orphischen Mysterien waren ja auch Versuche, den Menschen von der Körperlichkeit, von der Unreinheit des Leiblichen zu befreien, ganz im gnostischen Sinne, zugunsten einer höheren Geistwesenheit. Nicht, also der Mensch galt als ein Mischwesen, entstanden aus der Asche der Titanen, der dämonischen Kräfte, die Zeus‘ Blitze zerschmettert haben. Aber die Titanen haben kurz vorher den Dionysos, eine Manifestation des Dionysos, gegessen. Und insofern lebt im Menschen ein Element des göttlichen Dionysos und der titanischen Kräfte. Wir werden dem noch begegnen, dass das immer wieder in diesem Mysterium ungeheuer gewaltsam, blutig, wenn man das direkt nimmt, zugeht. Nicht nur Orpheus wird zerrissen von Bacchanten oder Mänaden, auch die verschiedenen Manifestationen des Dionysos, das erinnert natürlich auch an den Osiris-Mythos, werden immer wieder zerrissen, zerfetzt. Es geht immer wieder um Zerstörung und um dann anschließende Neugeburt. Bei Sophokles heißt es, also dem zweiten der großen griechischen Tragödiendichter: „Dreimal selig sind die unter den Sterblichen, die dieses geschaut haben, bevor sie zum Hades gehen. Nur für sie allein ist dort Leben. Für die Anderen aber ist alles dort schlimm.“ Auf einer in Eleusis gefundenen Inschrift ist zu lesen: „Wundervoll ist fürwahr das Mysterium, das uns von den seligen Göttern gegeben wurde. Der Tod ist für die Sterblichen nicht länger ein Übel, sondern ein Segen.“ Der Tod als Übergang zu einem anderen und höheren Bewusstseins­zustand, insofern [wird] das Einweihungsgeschehen als ein Todeserlebens [gesehen], das wird uns noch beschäftigen.

Der Kern des Mysteriums war die Initiierung eines Todeserlebnisses über ganz bestimmte rituelle Beeinflussung des Bewusstseins: Schlafentzug, Fasten, möglicherweise auch eine psychotrope Substanz, das sogenannte Kykeon. Darüber werden wir noch reden. Und es galt, die Initianden auch durch Schockeffekte in einen anderen Bewusstseins­zustand zu bringen. Ihnen wird, wie man es heute vielleicht sagen könnte, eine transpersonale Erfahrung verschafft. Aber gleichzeitig sollten sie erkennen, dass dies nicht getrennt war von den natürlich-kosmischen Prozessen, sondern in dieselben integriert war. Das heißt, das was im pflanzlichen, im jahreszeitlichen Rhythmus ständig passierte, wurde übertragen auf die Menschenwelt, also Werden und Vergehen im kosmisch-natürlichen Gesamtzusammenhang.

Der athenische Redner Isokrates, nicht Sokrates, sagt: „Die Eingeweihten haben bessere Hoffnungen in Bezug auf ihr Lebensende überhaupt für alle Zeit. Cicero spricht von den eleusinischen Mysterien, durch die wir die Anfänge, wie sie genannt werden, in Wahrheit oder die Grundlagen des Lebens kennengelernt haben, durch die wir nicht nur mit Freude zu leben, sondern auch eine bessere Hoffnung zu sterben gelernt haben.“ Man hat verschiedentlich gesagt, das ist bestimmt auch zum Teil richtig, dass auch die Platon­ische Philosophie stark von Eleusis beeinflusst war, denn Platon hatte ja in verschiedenen Dialogen ganz klar gesagt: Philosophie in seinem Sinne heißt Sterben lernen. Und die Ideenlehre Platons, also dass … die Sicht, dass der Mensch aus einer höheren Ideenwelt herabsteigt in die physisch-sinnliche Existenz, ist letztlich eine sowohl orphische als eleusinische Denkfigur, in gewisser Weise auch eine pythagoräische Denkfigur. Aber es lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, wer hier wen beeinflusst hat.

Wahrscheinlich ist die Orphik die älteste Strömung dieser Art, die zweitälteste, sind die Eleusinien und die drittälteste sind die Pythagoräer. Wahrscheinlich sind die Pytha­goräer ganz stark von den Orphikern beeinflusst, obwohl sich das historisch nicht ganz klar festmachen lässt. Es gibt manche Forscher, die behaupten das Gegenteil, die meinen, dass eigentlich die Orphik stark von den Pythagoräern beeinflusst ist. Aber wahrscheinlich ist die Orphik wesentlich älter.

Nun, es gibt, bevor ich jetzt auf den Kult eingehe, soweit wir überhaupt etwas darüber wissen ‒ und ein bisschen wissen wir, möchte ich Ihnen etwas anführen, was viele nicht wissen und woran viele auch nicht denken. Es gibt eine literarische Darstellung einer Einweihung in Eleusis von Goethe, im „Faust“. Das wissen viele nicht, dass der Gang zu den Müttern, den Goethe im „Faust II“ beschreibt, letztlich eleusinisch ist. Der Gang zu den Mütter ist letztlich der Gang zur Erdmutter Demeter. Und es gibt einige Indizien, die für meine Wahrnehmung recht eindeutig sind, die darauf schließen lassen, dass Goethe im „Faust II“, im ersten Akt, tatsächlich eine eleusinische Einweihung dargestellt hat. Es tauchen zwei Begriffe auf bei Goethe, einmal der „Mystagoge“. Mystagoge muss ich erklären; jeder der Initianden, der zunächst als „Neophyt“ bezeichnet wurde, im Anfang als Neophyt, dann als Myste, jeder der Initianden hatte einen eigenen Mystagogen, also einen Begleiter, der ihm half, der schon eingeweiht war, der eine Art Hilfsfunktion hatte. Hier heißt es bei Goethe im Zweiten Teil, Erster Akt. Ich lese mal eine kurze Passage vor, da werden Sie sehen, dass das im Grunde genommen das eleusinische Mysterium darstellt. Mephisto [und] Faust unterhalten sich darüber, wie man Helena heraufbeschwören kann in dieser furiosen Szene. Vielleicht haben einige ja die Inszenierung von Stein gesehen, im Fernsehen, von Peter Stein, vor einem Jahr. [Zitat Faust II, Finstere Gallerie – der nachfolgende Text folgt nicht genau der Rezitation sondern dem originalen Text]:

„Mephistopheles.
Und hättest du den Ocean durchschwommen,
Das Gränzenlose dort geschaut,

So sähst du dort doch Well’ auf Welle kommen,

Selbst wenn es dir vor’m Untergange graut.
Du sähst doch etwas. Sähst wohl in der Grüne
Gestillter Meere streichende Delphine;
Sähst Wolken ziehen, Sonne, Mond und Sterne;

Nichts wirst du sehn in ewig leerer Ferne,

Den Schritt nicht hören den du thust,
Nichts Festes finden wo du ruhst.

Faust.
Du sprichst als erster aller Mystagogen,
Die treue Neophyten je betrogen;

Nur umgekehrt. Du sendest mich in’s Leere,
Damit ich dort so Kunst als Kraft vermehre;

Behandelst mich, daß ich, wie jene Katze,

Dir die Kastanien aus den Gluthen kratze.
Nur immer zu! wir wollen es ergründen,

In deinem Nichts hoff’ ich das All zu finden.”

Nicht, dann gibt er ihm diesen Schlüssel. –


„Mephistopheles.
Ich rühme dich eh’ du dich von mir trennst,
Und sehe wohl, daß du den Teufel kennst;
Hier diesen Schlüssel nimm.

Faust.
Das kleine Ding!

Mephistopheles.
Erst faß ihn an und schätz’ ihn nicht gering.

Faust.

Er wächs’t in meiner Hand! er leuchtet, blitzt!


Mephistopheles.
Merkst du nun bald was man an ihm besitzt!
Der Schlüssel wird die rechte Stelle wittern,
Folg’ ihm hinab, er führt dich zu den Müttern.

Faust (schaudernd).
Den Müttern! Trifft’s mich immer wie ein Schlag!

Was ist das Wort das ich nicht hören mag?


Mephistopheles.
Bist du beschränkt, daß neues Wort dich stört?
Willst du nur hören, was du schon gehört?
Dich störe nichts, wie es auch weiter klinge,

Schon längst gewohnt der wunderbarsten Dinge.

Faust.

Doch im Erstarren such’ ich nicht mein Heil,

Das Schaudern ist der Menschheit bestes Theil;
Wie auch die Welt ihm das Gefühl vertheure,
Ergriffen, fühlt er tief das Ungeheure.

Mephistopheles.
Versinke denn! Ich könnt’ auch sagen: steige!

’s ist einerlei. Entfliehe dem Entstandnen,

In der Gebilde losgebundne Räume;
Ergötze dich am längst nicht mehr Vorhandnen;
Wie Wolkenzüge schlingt sich das Getreibe,
Den Schlüssel schwinge, halte sie vom Leibe.

Faust.
Wohl! fest ihn fassend fühl‘ ich neue Stärke,
Die Brust erweitert, hin zum großen Werke.


Mephistopheles.
Ein glühnder Dreifuß tut dir endlich kund,
Du seist im tiefsten, allertiefsten Grund.
Bei seinem Schein wirst du die Mütter sehn,
Die einen sitzen, andre stehn und gehn,
Wie’s eben kommt. Gestaltung, Umgestaltung,
Des ewigen Sinnes ewige Unterhaltung.
Umschwebt von Bildern aller Kreatur;
Sie sehn dich nicht, denn Schemen sehn sie nur.
Da faß ein Herz, denn die Gefahr ist groß,
Und gehe grad‘ auf jenen Dreifuß los,
Berühr ihn mit dem Schlüssel!


Mephistopheles.
So ist’s recht!
Er schließt sich an, er folgt als treuer Knecht;
Gelassen steigst du, dich erhebt das Glück,
Und eh‘ sie’s merken, bist mit ihm zurück.
Und hast du ihn einmal hierher gebracht,
So rufst du Held und Heldin aus der Nacht,
Der erste, der sich jener Tat erdreistet;
Sie ist getan, und du hast es geleistet.
Dann muß fortan, nach magischem Behandeln,
Der Weihrauchsnebel sich in Götter wandeln.


Faust.
Und nun was jetzt?

Mephistopheles.
Dein Wesen strebe nieder;
Versinke stampfend, stampfend steigst du wieder.

Faust.
(stampft und versinkt).

Mephistopheles.
Wenn ihm der Schlüssel nur zum besten frommt!

Neugierig bin ich ob er wieder kommt?”


Dann kommt die Szene, die es ganz eindeutig als ein Einweihungsgeschehen zeigt. Plötzlich nämlich taucht Faust auf der anderen Seite des Proszeniums auf. Und jetzt? Ein Sprecher wird hier ausgewiesen als Astrologe, sagt über Faust:

„Astrolog.
Im Priesterkleid, bekränzt, ein Wundermann,
Der nun vollbringt was er getrost begann.
Ein Dreyfuß steigt mit ihm aus hohler Gruft,
Schon ahn’ ich aus der Schale Weihrauchduft.

Er rüstet sich das hohe Werk zu segnen,

Es kann fortan nur glückliches begegnen.

Faust (großartig).
In eurem Namen, Mütter, die ihr thront
Im Gränzenlosen, ewig einsam wohnt,
Und doch gesellig. Euer Haupt umschweben

Des Lebens Bilder, regsam, ohne Leben.

Was einmal war, in allem Glanz und Schein,
Es regt sich dort; denn es will ewig seyn.
Und ihr vertheilt es, allgewaltige Mächte,
Zum Zelt des Tages, zum Gewölb der Nächte.

Die einen faßt des Lebens holder Lauf,

Die andern sucht der kühne Magier auf. (…)”

So, ganz eindeutig erfährt hier Faust eine Art eleusinische Einweihung. Nun, was wissen wir über Eleusis. ‒

Wir wissen ungefähr den äußeren Ablauf. Zunächst muss man sagen, dass die Haupt-Eleusinien im Herbst stattfanden, im Frühherbst, September, Oktober, die sogenann­ten großen Mysterien. Es gab aber auch kleine Mysterien, die einführenden, hinführenden Charakter hatten im Februar bzw. März. Marion Giebel hat in ihrem Buch „Das Geheimnis der Mysterien“ die Phasen zusammengestellt, die wir nennen können und was wir nennen können. Es zog ein Zug von Athen die 22 km nach Eleusis, eine einstmals heilige Straße zur Bucht von Salamis. Heute ist das furchtbar, heute ist es ein hochindustrialisiertes Gelände. Häufig genug sind Kriegsschiffe in der Bucht von Salamis. Sie wissen, dass es diese berühmte Bucht, wo 490 v. Chr. die Griechen gegen die Perser in der berühmten See­schlacht gewonnen haben. Sie haben sie in die Enge getrieben, die konnten da nicht mehr ausweichen und sind dann vernichtend geschlagen worden.

Marion Giebel hat 14 Phasen aufgeführt. Ich will das nicht alles nennen, ich will Ihnen nur die wesentlichen nennen, aus denen man interessante Schlussfolgerungen ziehen kann.

„Zunächst mal haben sich alle versammelt in der Frühe zu einer großen Prozession. Zunächst die Priester mit den Kultbildern, die Priesterinnen, die in Körben die heiligen Gegenstände des Kultus trugen.“ Das weiß man, was das war. Ein solcher Korb hieß „ciste“, als cista mystica, aus anderen Kulten bekannt waren. „Er war ein zylinderförmiges Gefäß mit Deckel, das die Priesterin auf dem Kopf trug. Ein archäologisches Zeugnis dieser Votiv-Tafel der … aus dem vierten Jahrhundert gibt uns einen Eindruck vom Zug der Mysten.“ Das hat man hier auf der Antiken-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau gesehen. Wer das sich angeschaut hat, weiß, es gab, weiß das vielleicht auch. Es gab eine eigene Abteilung zu diesem Erdmutterkult. „Jeder trug einen Stab, der mit Blumen, Rosetten und Myrten­zweigen umwunden war und an dem ein Bündel hing. Es enthielt Proviant und die neuen Gewänder, die man am Tag nach der Weihenacht anlegte, um zu bezeugen, dass man ein neuer Mensch geworden war.“ Also die Einweihung beinhaltete eine so radikale Trans­formation, dass man fortan nun ein Wissender war und einen neuen, in gewisser Weise einen neuen Namen trug, auch wenn man durchaus den alten Namen beibehalten hat. „Die Frauen balancierten auf dem Kopf ein Kykeon-Gefäß. Die Männer trugen kleine Kännchen. Viele Teilnehmer hatten auch noch den Kernos bei sich, eine Opferschale mit mulden­förmigen Vertiefungen für kleine Näpfchen.“ Und so weiter.

Nächste Phase, man kommt zu einem Fluss, dem Kephyssos. Hier passiert etwas Eigenartiges, psychologisch interessant. „Es ist die Phase der sogenannten Brückenspäße.“ Jetzt darf obszön, ja soll obszön und derb geredet werden, ganz bewusst, vor der eigent­lichen Weihe hat die Obszönität ihr Feld. „Das Aussprechen derber, ja obszöner Schelm- und Spottreden, die ganz bewusst gewollt war, diente ursprünglich der Abwehr des Bösen. Sieht man zum Beispiel bei Hochzeiten, [dass] das Brautpaar Spotten schlecht machte, damit es nicht dem Neid der Götter ausgesetzt war. Die Scherzreden bewirken gleichzeitig eine Entlastung von der emotionalen Hochstimmung. Zur Zeit der athenischen Polis-Demokratie machten sich die Bürger bei den Brückenspäßen von Eleusis Luft gegenüber prominenten Teilnehmern, die kräftig durchgehechelt wurden und es schweigend hin­nehmen mussten.“ Also die Brückenspäße waren bewußte obszöne, herabwürdigende Scherze, um die emotionale Hochspannung abzubauen. Sehr klug, psychologisch sehr klug. Also das Weihevolle, gewissermaßen Schreiten in den Gewändern, feierlich, erratisch, wurde gleichsam abgemildert, wurde kontrastiert durch Spott, durch Spaß, durch Witz, durch die Brückenspäße.

„Nun erhielten die Mysten im Bereich der eleusinischen Priesterschaft angelangt, einen roten Wollfaden um die rechte Hand und um den linken Fuß geschlungen.“ Das weiß man, dass es so war. „Sie waren damit gebunden und geheilt, zugleich wie ein Opfertier, das ganz der Gottheit angehört.“ Dann gibt es einen kollektiven Tanz, von dem wir nicht genau wissen, wie er sich zugetragen hat, das wäre die vierte Phase. „Und tanzten am Kallikomo-Brunnen“, der heute noch existiert, „und tanzen die Mysten in ihrer Freude eigentlich ange­kommen zu sein. Danach konnte man sich ausruhen. Der Brunnen befand sich noch im profanen, allgemein zugänglichen Bereich. Inzwischen war es dunkel geworden. Mit dem Erscheinen der Sterne wurde das Fasten gebrochen“, vorher wurde gefastet, „und der Kykeon getrunken, das einzige, was die Mysten vor der Einweihung zu sich nahmen.“ Das ist nun der Schlüssel vieler Überlegungen und Spekulationen: Was war dieser Kykeon? Man weiß es aus dem homerischen Hymnus, es war also eine Mischung aus Gerste und Minze. Aber was war da drin? Möglicherweise also eine mutterkorn-befallene Gerste? Das wäre ja eine psychotrope Substanz, die aber schwere Nebenwirkungen hat. Von diesen ist aber niemals die Rede. Und das ist ein Rätsel. Also der Kykeon wird hier getrunken. Ein Trank.
Die Entweihung des Mysteriums wurde mit dem Tode bestraft. Also eine radikale Maßnahme, den heiligen Bezirk zu schützen, vor Entweihung zu schützen. Insofern hat der Staat, hat die erzieherische Polis auch, den uralten, viel älteren Kult als die Polis unter seine eigene Schutzhoheit genommen. „Euch allen sag ich zum ersten Mal zum zweiten und dritten Mal sag ich’s: hebt euch alle hinweg vor dem mystischen Chor. Ihr anderen beginnt die Gesänge, beginnt die heilige Feier der Nacht geziemend dem Fest der Geweihten.“ So lässt Aristophanes den Priester sprechen.

Aristophanes hat das verspottet. Er war ein großer Spötter der antiken Welt, er hat unter anderem auch die Eleusinischen Mysterien verspottet, was er davon wissen konnte. „Durch die großen Propyläen“, die übrigens zum Teil auf den Baumeister Iktinos zurück­gehen, der Teile der Akropolis gebaut hat, unter anderem den Parthenon-Tempel, der berühmteste Baumeister der antiken Welt, also „durch die großen Propyläen zogen die Mysten nun, umgeben in den von einer hohen Mauer umgebenen, in den heiligen Bezirk ein. Ja, abends, die Fackeln der Priester dienten den Mysten nicht nur zur Erleuchtung, sie waren Werkzeuge der Reinigung. Demeter und Kore sind auf Vasenbildern oft mit Fackeln abgebildet. Nach der Reinigung durch die Luft, das Schwingen der Getreideschlegel, der Spreu vom Weizen sondert und im Wasser, ein Bad im Meer“, vorher gab es ein rituelles Bad. „In der Bucht folgt nun die Läuterung durch das Feuer.“ Das haben sie ja bis in die „Zauberflöte“ hinein, nicht, das Wasser und Feuer, Wasser- und Feuerprobe, … bis in die Freimaurer-Riten hinein, das geht ja darauf zurück. „Der Myste hatte mit verhülltem Haupt den folgenden Reinigungsritus zu ertragen, bei dem Fackeln gegen ihn gerichtet wurden. Blind, vorausgesetzt, lernt er sich loszulassen und mit sich geschehen zu lassen, was der Ritus erfordert und was ihn in eine größere Nähe zur Gottheit bringt. Dann durfte der Myste, noch verhüllt, unter dem Beistand seines Mystagogen die Hiera, die heiligen Gegenstände aus der cista mystica berühren.“

Ich mach mal eine kleine Pause und gehe dann auf die zentrale Komponente der eleusinischen Schau ein und auf die Frage, wie man das möglicherweise deuten kann und vielleicht fruchtbar machen kann in tiefenökologischer, geomantischer Hinsicht.

(Kleine Pause.)


Ich muss eine Ergänzung bringen, bevor ich jetzt dem Ablauf weiter folge. Ich hatte Ihnen ja gesagt, Marion Giebel stellt 14 Phasen dar. Ich bin denen jetzt gefolgt bis zur sechsten Phase. Ich muss aber noch einen kleinen Schritt zurückgehen, das habe ich vorhin schlicht und einfach vergessen bzw. vorausgesetzt, was man aber so nicht voraussetzen kann. Hier noch einmal kurz den Mythos von Demeter und Persephone darstellen, wie er in einem grundlegenden Text, im sogenannten homerischen Demeter-Hymnus dargestellt ist, der Grundlagentext für das, was wir überhaupt wissen können über diesen Mythos.

Da heißt es hier in einem der interessantesten Bücher zu den griechischen Mys­terien, geschrieben 1940 von einem der großen Altphilologen, Thassilo von Scheffer, „Hellenische Mysterien und Orakel“. Folgendermaßen, „Hellenische Mysterien und Orakel“, Thassilo von Scheffer, einer der bedeutendsten Altphilologen des 20. Jahrhunderts neben Walter Otto und wenigen anderen, schreibt hier über diesen Mythos. Das hätte an sich am Anfang stehen müssen vor dem Prozedere von Eleusis: „Nach dem Hymnos tanzte die zarte Jungfrau Persephone mit den Töchtern des Okeanos auf einer Wiese, die sich plötzlich, nicht ohne listige Mithilfe des Zeus, mit zauberhafter Blumenpracht bedeckte“, wie magisch sprießen plötzlich Blumen dort, wie die Blumenmädchen in Wagners Parsifal. „Andere erwähnen, dass gerade eine besonders schöne Narzisse Persephone anlockte“, Narzissen werden häufig mit psychotropen Elementen verbunden. Sie galt als Todesblume, „und so berauschte auch im Hymnos der Duft die Jungfrau Persephone so sehr, dass sie nicht merkte, wie plötzlich der Boden gähnend aufklaffte und wie der Kronos-Sohn und Zeus-Bruder Aidonios-Pluton oder auch Hades, der Gott der Toten in der Tiefe mit seinem schwarzen unsterblichen Rossen aus dem Spalt hervorstürmte und das jammernde Mädchen in sein Reich entführt.“

Das ist der Ausgangspunkt, also Persephone wird geraubt. Tiefe öffnet sich und Pluton zieht sie zu sich hinab, ganz eindeutig auch ein Todesmysterium. „Alle Götter blieben absichtlich taub gegen ihr Schreien. Außer der nächtigen Göttin Hekate und dem Sonnen-Helios am Himmel, der alles sieht was geschieht. Auch Demeter hatte von fernher den Jammer vernommen, aber als sie herbeistürzte, konnte sie keine Spur der heiß geliebten, im Boden verschwundenen Tochter entdecken. Verzweifelt raufte sie ihr Haar und durchirrte in zerrissenem Trauergewand, überall mit leuchtenden Fackeln umher­spähend, die Welt, ohne dass ihr jemand die Wahrheit künden wollte, bis ihr schließlich die mit Fackeln schwingende Hekate begegnete und sie zu Helios geleitete, der nun Demeter alles kundtat, besonders aber auch, dass ihr eigener Bruder Zeus das Mädchen dem anderen Bruder Aidonios zugespielt hätte. So erfuhr Demeter, dass ihre Tochter Herrin des Totenreichs werden musste“, die Gattin von Pluto oder Hades.

Wieder seltsam identifiziert, wir haben das schon angedeutet, mit Dionysos. Diese eigenartigen Metamorphosen dieser Göttergestalten. Die sind nicht einfach Gestalten mit klar abgrenzbarer Identität. „Da fasste sie wilder Zorn auf alle Götter. Demeter mied die Himmlischen.“ Demeter, auch Gemeter, also Erdmutter-Göttin, in gewisser Weise die Gestalt gewordene Erde in ihrer nährenden, fruchtbaren, alles umhüllenden, alles tragenden Form. „Demeter mied die Himmlischen und in Gestalt einer gramgebeugten Greisin irrte sie durch die Erde, besonders durch die Einöden von Arkadien, bis sie sich dann schließlich in Eleusis, dem Hause des dortigen Herrschers Keleos nahte. Dessen Töchter brachten sie, ohne in der Alten die Göttin zu erkennen“‒ sie hat also ihre Gestalt geändert, sie tritt als Greisin auf, gramgebeugt ‒ „ohne in der Alten die Göttin zu erkennen, zu ihrer Mutter Metaneira, damit sie dort den kleinen Sohn Demophoon betreuend aufziehen solle. Die sorgliche Markt Jambe suchte dort die tonlose Greisin, die nichts außer Mehl und Wasser genießen wollte, zu erheitern.“

Man muss noch sagen, dass alles Land verdorrt. Ihre Pilgerschaft in der Einsamkeit hat zur Folge, dass das ganze Land verdorrt. Dem begegnen wir ja wieder in Teilen der Gralsgeschichte, wo ja auch vom verwüsteten Land, vom „waste land“, die Rede ist, das alles verdorrt und darnieder liegt. „So zog nun Demeter den jungen Demophoon auf. Als sie aber dabei entdeckt wurde, wie sie ihn im göttlichen Feuer zur Unsterblichkeit zu läutern versuchte, erkannte die entsetzte Mutter nicht die heilige Absicht, und die in ihrem Tun gestörte Demeter verwandelte sich zürnend in ihre wahre göttliche Gestalt.“ Ganz typisch, diese Metamorphose in der griechischen Mythologie. Plötzlich also manifestiert sich die Göttin in strahlender, furchtbarer, gleißender, überwältigender Gestalt. Was immer das war. Das spielte ja in dem griechischen Mythos eine ungeheure Rolle. „Oh ihr verblendeten Menschen“, jetzt Zitat, Hymnos: „Ihr Törichten, ob euch ein gutes ob euch ein schlimmes Geschick beschieden, ihr könnt es nicht ahnen, in deinem Unverstand hast du dich unheilbar geschädigt. Der Götterschwur, bei der Styx unerbittlichem Wasser wisse: Ich hätte in ewiger Jugend unsterblich für immer deinen Sohn gemacht, ihm Ruhm auf ewig verliehen.“ Und dann: „Ich bin die hoch geehrte Demeter, die immer die größte Hilfe und Wonne war für Götter und sterbliche Menschen. Doch einen mächtigen Tempel mit einem Altar darunter soll mir das ganze Volk bei Stadt und Mauer errichten. Über Khalifaros Quelle weit hervorspringendem Hügel selber lehr ich euch dann die Weihen feiern, damit ihr sie heilig vollzieht und meine Seele besänftigt.“

Da hat man also den Ursprung der Mysterien. Demeter selber, „Ich bin die hoch­geehrte Demeter“, leitet also diese Mysterien an. „Hier vernehmen wir deutlich, dass der Hymnos dem Zweck dient, die Gründung der eleusinischen Weihen kundzutun. Die Dichtung wird also wohl in Eleusis selbst abgefasst sein. Forschungen haben ergeben, dass dies vor dem Anschluss von Eleusis an Athen stattgefunden hat.“ Und so weiter.

Und dann kommt es zu einem Kompromiss, wenn man so will .Sie kann ihre Tochter wiedergewinnen, aber nur für zwei Drittel des Jahres, für ein Drittel muss sie in der Tiefe bei Hades bleiben. Das wird häufig so gleichgesetzt mit den jahreszeitlichen Rhythmen, zwei Drittel freundliche, helle Jahreszeiten, in Griechenland wohlbemerkt. Bei uns ist ja eher umgekehrt. Und ein Drittel also, Winter. „Es würde im kreisenden Jahre ein Drittel die Jungfrau im dämmernden Dunkel verweilen, zwei aber bei ihrer Mutter im Kreis der übrigen Götter. Nun erst gehorchte Demeter dem Rufe des Göttervaters und ließ Frucht auf dem Acker sprießen, die Erde wieder in Blättern und Blüten prangen.“ Das war ja vorher wie ausgelöscht, erst für das wüste Land, öde Land, waste land, nicht, wie im Gralsmythos. Und dann folgen die berühmten, für die eleusinischen Laien so aufschlussreichen Verse. „Und zu den waltenden Herrschern begab sich die Göttin Demeter, um dem Keleos und dem mächtigen Eumolpos zu künden, der schön Singende, dem Triptolemos und dem Diokles reisiger Stärke ihren heiligen Dienst und lehrte alle die Weihen, den Triptolemos, Diokles auch, heilige Bräuche, die keiner verraten, verletzen, erforschen darf.“ Jetzt kommt die Geheimhaltung, das Geheimhaltungsgebot. „Denn heilige Scheu vor den Göttern bindet die Stimme. Selig, wer sie je von den irdischen Menschen gesehen, der aber unteilhaftig der Weihen, der findet ein anderes Schicksal, wenn er weilend verblichen im dumpfigen Dunkel.“ Zitat Ende Demeter-Hymnus.

Und dazu schreibt Thassilo von von Scheffer: „Diese ganze Auffassung baut nun die Mysterien von Eleusis mit der Absicht tiefer Einweihung in die geheimen Zusammenhänge solche Vorgänge weiter aus. Nicht nur, um zu belehren, sondern um tröstlich und erhebend mit solcher Erkenntnis zu wirken und eine Hoffnung der Gewissheit eines jenseitigen Lebens, einer Unsterblichkeit, wohl auch einer Wiedergeburt zu gewährleisten. Die Auffassung des Todes als Übergang zu neuem Leben, die Doppelseitigkeit ewiger Frucht­barkeit und des dadurch notwendigen Wechsels der Rhythmen, das ist in Kürze die Hauptbelehrung der eleusinischen Mysterien, womit der Nutzanwendung der Verpflich­tung zu einer solchen Erkenntnis rein und würdig zu sein und sie veredeln, in sich wirken zu lassen. Wahrlich ein Naturkultus von höchster Weihe und größter Bedeutung für jeden, der sich nun harmonisch verwoben fühlte mit dem ganzen kosmischen Geschehen überhaupt, den unentrinnbaren Gesetzen des Lebens im Besonderen.“ So Thassilo von Scheffer in diesem wunderbaren Buch aus dem Jahr 1940. Das also ist sozusagen der Hintergrund. Das musste ich nachtragen.

Jetzt versuchen wir unseren Blick wieder zu wenden zu dem eigentlichen Prozedere. „Die Fackeln der Priester werden angezündet. Dann gibt es die Feuerläuterung. Der Myste hatte mit verhülltem Haupt des vollen Reinigungsritus zu ertragen, bei dem Fackeln gegen ihn gerichtet waren, wie in Freimaurer-Ritualen. Auf diesen Ritus bezieht sich das von dem Kirchenschriftsteller Clemens von Alexandria überlieferte Passwort, das alle Mysten anschließend beim Einzug in die Weihehalle zu sprechen hat: Ich habe gefastet, ich habe vom Kykeon getrunken, ich nahm aus der Cista, hantierte damit.“ Und so weiter.

Jetzt ziehen alle in die Halle ein, vorher noch gibt es ein undeutliches Etwas, eine Art Schauspiel, ein visionäres Geschehen in Höhlen, die man heute noch sehen kann in Eleusis. „Die Prozessionsteilnehmer gelangten nun an einen weiteren mythischen Ort, der uns heute noch sichtbar ist, eine große Höhle mit zwei Kammern, die als Bezirk des Hades und als Eingang zur Unterwelt galt. Manche Zeugnisse über die eleusinischen Mysterien sprechen von furchterregenden Erscheinungen im Dunkel, die den Mysten in Schauder und Schrecken versetzten, bevor ihn dann helles Licht und die tröstliche Gewissheit göttlicher Gegenwart umgaben.“ Schon rätselhaft, was ist da passiert? War das, wie viele vermutet haben, eine Art Schauspiel, was da inszeniert wurde? Was waren diese furchterregenden Erscheinungen im Dunkel? Was wurde denn überhaupt wahrgenommen? Wir wissen nichts darüber.

Schließlich begeben sich alle jetzt in den zentralen Raum, der heute noch in seinen Umrissen in Eleusis und Elefsina, [als] das Museum, zu bewundern ist. Weihetempel, das Telesterion, Einzug in die Weihehalle, bis zu 3000 Menschen. Ich betone das noch mal, eine unvorstellbare Zahl. Gleichzeitig, das Heiligtum hieß Telesterion ‒ Weihehalle. „Im Gegen­satz zum Naos, dem üblichen griechischen Tempel, der nur das Kultbild des Gottes enthielt, dessen Verehrer sich vor dem Tempel um den Opferaltar scharten, war das Telestarion ein Innenraum, in dem sich bei den Weihen bis zu 3000 Menschen versammelten. Die heute sichtbaren Baureste stammen von einem Bau des Perikles von 440 vor Chr.“ Der perikleische Bau, habe ich schon gesagt, war 54 Meter lang und 52 Meter breit. Da mussten 3000 Menschen Platz finden. „Von 42 Säulen getragen und von acht Stufenreihen umzogen, die zum Teil in den Fels gehauen den Teilnehmern an den Weiheplatz zum Sitzen boten. Säulenstümpfe und Sitzreihen sind noch erhalten. Kultuszentrum des Tempels war das Anaktoron, Ort der Herren, Götterwohnung, eine kleine Kapelle von etwa 3 mal 12 Meter, das Allerheiligste.“

Nun die große Frage, bis heute nicht geklärt, konnte nie geklärt werden: Was passiert jetzt im Innersten, sogenannten Allerheiligsten, in der kleinen Kapelle, 3 mal 12 Meter. „Im Innern befand sich ein Rundherd, auf dem offenbar das heilige Feuer entzündet wurde. Dem Mythos zufolge war hier die Stelle, an der ursprünglich im Tempel die Göttin selbst einst gesessen hatte, und daher war dieser heilige Ort immer wieder in die verschie­denen Tempelbauten waren einbezogen worden.“ Jetzt müssen alle die Schweigever­pflichtung abgeben, den Eid der Geheimhaltung bei Todesstrafe. Was sie fortan sehen werden, dürfen sie niemals irgendjemandem sagen.

Nun kommt der entscheidende Punkt: Was wurde wahrgenommen? Nach allem, was wir sagen können, ist es eine visionäre Erfahrung gewesen. Irgendetwas wurde, so ist es in vielen Darstellungen zu lesen, gezeigt. Einige gesagt, es war ein Phallus-Symbol, ein Symbol der weiblichen Geschlechtsorgane. Andere sagten, es wurde nur ein Korn, eine Ähre gezeigt. „Nun hielt der Oberpriester aus dem ihm allein zugänglichen Anaktoron die Hiera, die heiligen Gegenstände, die dort nach der Prozession wieder aufbewahrt worden waren.“ Und dann wird ein Opfer, ein Widder wird geopfert, und dann wird etwas ‒ jetzt kommt der Punkt, der am allerrätselhaftesten ist ‒ jetzt kommt eine Art von Schau, eine visionäre, überwältigende Erfahrung, eine Manifestation der Persephone selbst. Verschiedentlich wird berichtet, dass sich der ganze Raum, das ist immerhin durchgedrungen, das findet man auch bei Platon, mit sogenannten Phantasmata erfüllt hätte, mit geisterhaften Erscheinungen. „Die Eingangshalle füllte sich mit Geistern, wie Pausanias uns in einem Bericht über einen in der Folge umgekommenen Eindringling in die Zeremonie wissen lässt. Das letzte und größte Geheimnis der Weihenacht aber, durch dessen Schau der Myste den höchsten Einweihungsgrad, dem des Epopten, des Schauenden erhielt, war die Epiphanie der Kore selber, also Demeter.“ Ja, was heißt das? Da sind vermutlich Schau­spieler angestellt worden. Die haben sozusagen, wie im Vorgriff auf die griechische Tragödie, hier dieses ganze Drama noch mal wie auf einer Bühne vorgestellt. Ich habe schon gesagt, dass das so nicht stimmen kann, weil das nur … diese Bühne, wenn es sie gegeben hat, nur von ganz wenigen Sitzen aus überhaupt einsehbar gewesen ist. „Zuerst herrschte tiefes Schrecken, erregendes Dunkel, dann plötzliche Helle durch ein gewaltig aufloderndes Feuer aus dem Anaktoron, dessen Rauch durch eine große Öffnung im Dach herausdrang und weithin sichtbar war. Die Göttin wird heraufgerufen mit einem fremd­artig uralten Namen, deren unterweltigen Charakter mit all den Schrecken des Dunkels und der Erdentiefe betont.“ Und dann heißt es, sie habe ein göttliches Kind, ein Kind geboren und dieses göttliche Kind manifestiert sich gleichfalls. Was wurde gezeigt, doch nicht etwa wirklich ein Kind? Was wurde präsentiert ? „Und sie bringt aus dem Dunkel der Tiefe das Kind heraus in strahlendem Licht, Leben aus dem Bereich des Todes.“ Als göttliches Kind immer wieder bezeichnet. „Ist dies ist das Geheimnis der Erscheinung, dass Kore zugleich Demeter ist, die Mutter, die sich neues Leben spendet, in der Tochter verjüngt im ewigen Kreislauf des Lebens? Wie sich dieses vor den Augen der Mysten vollzog, als kollektive oder individuelle Vision oder ob auch die Demeter-Priesterin göttlicher Gestalt auftrat, bleibt ungewiss. Es ist auch unerheblich, denn das Erlebnis bestand in der heiligen Schau, die zugleich Erkenntnis war, nicht einer Göttergestalt, sondern eines religiös-existentiellen Phänomens, der polaren Einheit von Tod und Leben. Der Tod als Durchgang zu einem neuen, anderen Leben und die Geborgenheit des Menschen in diesem Lebenszusammen­hang. Diese Erkenntnis bedeutete die Wiedergewinnung eines in der Olympischen Religion verlorenen Bewusstseins. Als Mysterienhandlung vergegenwärtigte sie das Wiederfinden der Unterwelt-Göttin, der Erdmutter als Mutter und Tochter.“

Vollkommen rätselhaft. Man muss sich, ich sag das noch mal, überlegen, dass es sich um eine Epiphanie einer Gestalt und eine Vision, Phantasmata, handelte, die über Jahr­hunderte, über viele Jahrhunderte immer wieder aufs Neue ihre überwältigende Wirkung ausgelöst haben, das kann man sich gar nicht vorstellen. Natürlich war es naheliegend zu vermuten, es ist allerdings relativ spät erst vermutet worden, zum ersten Mal 1964 durch Robert Ranke-Graves, der hatte als erster die Hypothese aufgestellt, es könnte doch sein, dass dieser Kykeon, den alle Initianden trinken mussten, ein Trunk war mit einer gewissen, auch sehr starken psychotropen Wirkung. Und dann gab es natürlich das große Rätsel­raten: Wenn das so war, was genau enthielt dieses Kykeon? In diesem Buch von Wasson / Hofmann / Ruck „Der Weg nach Eleusis“, das es leider seit Jahren nicht mehr gibt, 1984 erschienen, zum ersten Man englisch 1978, ist der Versuch gemacht worden, von drei hochkarätigen Forschern, dem Mykologen Wasson, Pilzkenner, dem weltberühmten Chemiker Albert Hofmann, Entdecker des LSD und dem Altphilologen Ruck, oder Ruck von mir aus, ist er Amerikaner, ich weiß nicht, wie er ausgesprochen wird. Es ist der Versuch gemacht worden, dieses Mysterium zu enträtseln. Ich glaube nicht, dass es diesen drei Autoren wirklich geglückt ist. Das behaupten sie auch nicht oder nur mit ganz großem Vorbehalt. Es wird in keiner Weise dogmatisch behauptet: So waren die Dinge. Es wird eine Hypothese vorgestellt, die immerhin, sagen wir mal, eine gewisse Plausibilität hat. Man kann sie nicht ganz von der Hand weisen. Nicht Schauspieler waren zu sehen, sondern Persephone. Ja, was ? Eine Schauspielerin, die das darstellte, immer wieder neu? Perse­phone, ein scema, irgendeine Form oder Erscheinung, die über dem Boden schwebte, wie eine Quelle erwähnt. „Platon bezeichnete das Gesehene“, habe ich schon erwähnt, „ausdrücklich als Phantasmata, als geisterhafte Erscheinung. Es wird deutlich, dass in der Eingangshalle eine halluzinatorische Wirklichkeit inszeniert wurde. Und da zeitweise bis zu 3000 Eingeweihte, mehr als die Einwohnerschaft einer gewöhnlichen antiken Stadt, alljährlich, programmgemäß einer solchen Vision teilhaftig wurden, scheint offenbar eine psychotrope Droge im Spiel gewesen zu sein“, was auch verwirrend ist übrigens in der Literatur, die ich mir in ganzer großer Breite angeschaut habe. Einige sagen, dieses Mysterium habe jedes Jahr stattgefunden. Einige behaupten, nur alle fünf Jahre, andere sagen alle vier Jahre. Also wie es nun wirklich war, kann ich nicht sagen. Die Quellen sind unterschiedlich. Es ist ja immer ein Unterschied: jedes Jahr oder alle vier oder alle fünf Jahre.

„Wie uns der Christ Clemens abschätzig enthüllt, waren die Hiera oder das Heilige in den mystischen Körben in Wirklichkeit bloß verschiedene Nahrungsmittel. Auf diese Weise konnten natürlich Alkibiades und die anderen Teilnehmer an den Profanierungen des Jahres 415 ohne Schwierigkeiten zu Hiera für ihre weltlichen Feste gelangen.“ Es wird nämlich gesagt, sie hätten das privat eingesetzt. Man vermutet, dass sie den Kykeon entwendet haben. Ganz platt könnte man sagen: Sie haben mitbekommen, da wird mit einer psychotropen Substanz gearbeitet, die ist geraubt worden und dann hat man sozusagen seine private Feier gemacht damit, [sich eine] private psychedelische Erfahrung zugeführt.

„Tatsächlich wissen wir, dass die Einnahme eines besonderen Trankes, des Kykeon, einen wesentlichen Teil des Mysteriums bildete. Die Ingredienzien dieses Tranks sind in der homerischen Hymne an Demeter erwähnt: Gerste, Wasser und Minze. Watkins, ein Pilzforscher, hat nachgewiesen, dass die Prozeduren und Zutaten für die Zubereitung solcher magischen und rituellen Getränke in den griechischen Quellen in ihrer Formu­lierung exakte Übereinstimmung mit dem vedischen Soma-Ritual zeigen. Und er kommt zu dem Schluss, dass diese Übereinstimmung nicht zufällig sein könne, sondern als Hinweis darauf betrachtet werden müsste, dass das griechische Muster auf den rituellen Trank der indo-arischen Religion zurückgeht.“ Letztlich zu tun hat das mit dem vedischen Soma-Ritual. Das weiß man ja auch bis heute nicht wirklich, was war dieses Soma, von dem in der alt-indischen Lehre viel gesprochen wird. „Jener Trank ist halluzinogen, aus verschiedenen Bestandteilen gemischt und wird immer von einer Frau zubereitet oder durch die Zugabe von Milch als weiblich markiert. Noch einmal Wasson / Hofmann / Ruck, ich lese das vor, denn Sie können das Buch leider nicht käuflich erwerben. Eben sagte mir jemand in der Pause, auch im Internet ist das nicht zu kriegen. Manchmal kann man ja im Internet noch Sachen bekommen, im Verzeichnis aller lieferbaren antiquarischen Bücher, aber offenbar ist das nicht der Fall. „Die antiken Schriftsteller geben einmütig an, dass im großen Telesterion, der Initiationshalle im Innern des Heiligtums, etwas zu sehen war.“ Das durfte man sagen, so viel war zu sagen erlaubt. Die Erfahrung war ein Gesicht, durch das der Pilger zum Sehenden wurde, zum Epopten. Die Halle war jedoch, wie man heute anhand archäologischer Überreste rekonstruieren kann, völlig ungeeignet für Theaterauf­führungen, und auch die epigrammatisch erhalten gebliebenen Rechnungsbücher für das Heiligtum führen keinerlei Angaben für Schauspieler oder Bühneneinrichtungen auf. Was man dort zu sehen bekam, war kein Spiel von Schauspielern, sondern Phantasmata, geisterhafte Erscheinungen. Außerdem begleiteten, wie viele berichtet haben, körperliche Symptome die Erfahrung.“ Das man weiß von Dutzenden von Schilderungen, die nicht das Mysterium erfüllt haben, aber die die Symptome gezeigt haben. „Furcht und ein Zittern in den Gliedern, Schwindel, Übelkeit und kalter Schweiß.“ Wird immer wieder berichtet. „Furcht, Zittern in den Gliedern, Schwindel, Übelkeit und kalter Schweiß. Dann kam die Vision, ein Gesicht und eine Aura von strahlendem Licht, das plötzlich durch die ver­dunkelte Kammer zuckte. Die Augen hatten nie zuvor solches gesehen. Und abgesehen vom formalen Verbot, das Geschehene zu erzählen, ist nie gesprochen worden.“ Ich sage es nochmal, eine Ungeheuerlichkeit. Kann sich ein moderner Mensch nicht mal in seinen kühnsten Vorstellungen vergegenwärtigen, dass das auch nur über zwanzig oder dreißig Jahre eingehalten wird, geschweige denn 2, 3, 400 Jahre oder 800 Jahre oder über 1000 Jahre, unvorstellbare Zeiträume. Auch die Griechen waren, sage ich mal bei allem Respekt, recht geschwätzig häufig, schon Vorläufer der heutigen.

„Aber auch sie haben das Mysterium nicht enthüllt, weil die Erfahrung selbst nicht mitteilbar [ist], denn es gibt keine Worte, die dem Ansinnen gerecht werden können.“ Es wird immer wieder auf die Unaussprechlichkeit verwiesen: Was geschaut wurde, ließe sich nicht in Sprache kleiden. Eine Überwältigungserfahrung, die nicht sprachlich vermittelt werden kann, außer dass es eine Art von Lichtphänomen gewesen sein müsste. „Auch ein Dichter konnte nur sagen, er habe den Beginn und das Ende des Lebens gesehen und erkannt, dass sie eins seien, etwas von Gott Gegebenes. Die Trennung zwischen Erde und Himmel zerschmolz zu einer Säule von Licht.“

Und dann wird hier sehr schön dargestellt, dass dieses Einweihungsgeschehen sich verbindet mit einem in gewisser Weise tiefenökologischen Geschehen des Kreislaufs der Pflanzen. Das ist ja das Faszinierende an diesem Mysterium, dass das synchron lief, ein Einweihungsmysterium, stark angereichert mit orphischen Elementen, aber gleichzeitig die Fokussierung auf einen Erdmutter-Kult. Das hat viele Interpreten völlig verwirrt. Übrigens auch Ken Wilber, der war ganz stark beeinflusst von C. G. Jung, von Erich Neumann und Joseph Campbell, der nämlich die eleusinischen Mysterien ausdrücklich deutet als ein chthonisches, archaisches Mutter-Mysterium, was so nicht stimmen kann. Das auf jeden Fall nur eine Facette ist, nicht unbedingt die wichtigste. Das ist viel zu kurz gegriffen, zu sagen, dass es bei dem eleusinischen Mysterium um ein chthonisches oder nur archaisches Mutter-Mysterium, dass wir ja nur ein Mutter-Mysterium vor uns hätten, im Sinne der Worte C. G. Jungs oder Erich Neumanns, dass das mentale Selbst nur durch Muttermord sich zu sich selbst hin gestalten kann. So Erich Neumann in seiner „Ursprungsgeschichte des Bewusstseins“.

Das hat natürlich auch ideologisch eine ungeheuere Diskussion ausgelöst im 20. Jahrhundert etwa im Feminismus, in den 70er, 80er Jahren. Kernthese war, in Dutzenden von Darstellungen: Eleusis sei letztlich ein Mutter-Mysterium, ein dionysisches Mysterium gewesen, das vom Patriarchat überformt worden sei.

Und in sehr vielen Darstellungen ist das nachzulesen. Das war auch ideologisch besetzt, mittlerweile haben sich ja diese Wogen geglättet. Aber die Frage bleibt rätselhaft offen. Auch ich kann das nicht lösen. Ich kann nur aus meiner jahrelangen Beschäftigung damit Ihnen einige Elemente vortragen und Ihnen das einfach an die Seele legen, Ihnen das vorstellen.

Man kann wirklich noch einmal hervorheben: Diese eleusinischen Mysterien sind bis heute ein Rätsel geblieben sind. Was passierte wirklich? Und warum war dieses Mysterium für ganz viele hochkarätige Geister die größte Erfahrung ihres Lebens? Wie ist das möglich? Es muss etwas gewesen sein, was einen überwältigenden Eindruck vermittelt hat. Und jetzt nochmal den Bogen gespannt auf die Frage: Wie kann man das heute denken? Dann könnte man ganz vorläufig sagen, ich habe das ja auch in meinem Buch „Was die Erde will“ unter anderem versucht. Man kann ganz vorsichtig sagen, dass das vielleicht Zukunftsweisende dieses Kultes darin bestehen könnte, dass hier ein tiefenökologisches Mysterium in Verbindung mit Pflanzenkreisläufen, mit jahreszeitlichen Kreisläufen, in diesem Sinne mit Gaia, mit Erdmutter, sich zusammenschließen lässt mit einem Einweih­ungsmysterium, mit einem transzendenten Geschehen, mit der GÖTTIN großgeschrieben, wie das Wilber macht. Da scheint etwas auf eine einmalige Weise zusammengegangen zu sein. Und das ist großartig. Da ist nicht diese Dichotomie, diese rabiate Trennung, sondern hier ist etwas zusammengeführt worden: ein Erdmutterkult, ein Fruchtbarkeitsmysterium und ein Einweihungsgeschehen, soweit wir das mit aller Vorsicht überhaupt anführen können.

Ich sehe an meiner Uhr, dass wir in fünf Minuten den Raum verlassen müssen. Ich werde in einer Woche einige Elemente nochmal aufgreifen und will dann sprechen über die Frage der Tiefenwirkung psychoaktiver Pflanzen. Und das wird uns nochmal mit Eleusis konfrontieren. Und ich will jetzt mal diese fünf Minuten nicht für Fragen öffnen, sondern Sie einfach bitten, dass Sie das mal auf sich wirken lassen, dass sich setzen lassen, weil alles, was jetzt gefragt werden kann, würde, glaube ich, in der Kürze der Zeit uns nicht weiterhelfen. Ich kann dann nur in knappster Form antworten und Sie können, wenn Sie noch weitere Fragen haben, das auch gerne noch in der nächsten Vorlesung dann hier vortragen, wenn es um die Frage der psychoaktiven Pflanzen geht, dann greife ich nochmal das Thema Eleusis auf.

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