Die kosmische Triade von Weltäther, Weltseele, Weltgeist

Vorlesungsreihe:

Das lebende Buch der Natur, Teil II
Erde und Kosmos. Denkanstöße zu einer anderen (alternativen) Kosmologie

Humboldt-Universität zu Berlin
Sozialökologie als Studium Generale / Wintersemester 1999/2000
Dozent: Jochen Kirchhoff

Quelle: YouTube-Kanal Jochen Kirchhoff / Alle Audiovorlesungen Nr. 34

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Ich habe das heute genannt: „Die kosmische Triade von Weltäther”, darüber haben wir ja schon eingehend gesprochen, „Weltseele”, auch darüber haben wir gesprochen, und „Weltgeist”. Diese Triade von Weltäther, Weltseele und Weltgeist, jetzt in einem kosmischen Maßstab, in einem kosmischen Sinne, wirft natürlich fundamentale Fragen auf, mit denen ich mich ja auch schon in der einen oder anderen Form beschäftigt habe. Wir haben ja immer wieder gesprochen auch über die Frage, was denn möglicherweise dieser Weltäther [ist], und ich habe Ihnen meine Konzeption dieses Weltäthers ja in einer Vorlesung ausführlich vorgestellt.

Man kann sich diesen Fragen nähern, indem man eine Frage stellt, die ich im Dezember einmal in einer Vorlesung an den Anfang oder auch in den Mittelpunkt gestellt habe, nämlich der ganz schlichten Frage: Wo sind wir? Also die Frage nach dem Ort, auch nach dem, tiefer verstanden, dem ontologischen Ort des Menschen. Wo befindet sich der Mensch? Sie werden sich vielleicht erinnern, dass das eine Vorlesung mitbestimmt hat. Und diese Frage kann man in verschiedenen Kontexten stellen. Man kann sie ganz platt und banal und direkt physisch sinnlich stellen. Wo soll er sich schon befinden? An dem Ort, an dem er gerade ist? Aber wo ist dieser Ort auf diesem rätselhaften Gestirn bzw. auf der Oberfläche dieses rätselhaften Gestirns? Wo ist dieses Gestirn? Hat [es] eine bestimmbare kosmographische Position, wenn man ein Bezugssystem einnimmt? Und so weiter. Man kommt letztendlich mehr oder weniger schnell auf eine ganz andere Frage. Man kommt auf die Frage nach dem Raum. Das hat uns ja immer wieder beschäftigt. Was ist der Raum? Wo sind wir in diesem Raum? Nicht nur in diesem Raum, hier, in diesem Hörsaal, sondern überhaupt im Raum. Und was hat der Mensch in seiner geistig-seelisch-leiblichen Gestalt zu tun mit dem Raum? Ist der Raum ohne Bewusstsein? Hat er Bewusstsein? Hat die Seele Räumlichkeit? Hat der Geist Räumlichkeit?

Sie alle kennen die idealistische Position, die ja ganz strikt davon ausgeht, dass die eigentliche Qualität im Menschen, die Geistqualität, keinen Raum hat. Sie sei nicht räumlich, wird gesagt, der Raum sei nur eine Anschauungsform eines im Grunde raumlosen Geistes. Zu dieser Frage habe ich mich auch verschiedentlich geäußert und immer wieder die These aufgestellt und auch begründet, dass ich glaube, dass die idealistische Position, was diesen Punkt betrifft, schwach gestützt ist. Es gibt viele Argumente dafür zu sagen, dass auch die Seele, dass auch der Geist in irgendeiner Form etwas mit Raum zu tun hat. Weltäther, Weltseele, da ist es immer auch die Raumfrage.

Ich darf noch einmal Ihnen eine kleine Passage vorlesen aus einem Essay, den ich ja in Gänze Ihnen schon vorgetragen habe, wo das nochmal auf den Punkt gebracht wird, die Frage: wo wir sind, auch im Zusammenhang mit dem, was ich die Raumvergessenheit des Bewusstseins nenne. Man spricht ja viel von der Seinsvergessenheit oder auch Naturver­gessenheit, ich spreche gelegentlich von der Raumvergessenheit des Menschen. Und das will ich vielleicht noch vorab sagen, in mehreren Ansätzen in der modernen Philosophie, etwa bei Peter Sloterdijk, in den dickleibigen Büchern über die Sphären wird ja die psycho-kosmologische Krise der Moderne und Nachmoderne auch als eine Raumkrise bezeichnet. Das finde ich im Grunde einen sehr treffenden, einen sehr signifikanten Begriff. Die Bewusstseinskrise unserer Zeit als eine Raumkrise, wobei Sloterdijk, und da steht er nicht allein, ganz dezidiert sagt: Das „Projekt Weltseele”, wie er das nennt, sei grundsätzlich und irreversibel gescheitert. Das heißt, der Mensch befindet sich fortan, spätestens seit dem 18. und 19. Jahrhundert, in einem ganz und gar veräußerlichten Raum. Der Raum ist nur noch außen, das heißt eine Art Immigration der Raumempfindung aus dem, was den Menschen in der Tiefe als seelisch-geistiges Wesen eigentlich angeht. Also er sagt einmal an einer wichtigen Stelle in den Sphären: Der veräußerlichte Raum sei die Grundtatsache des modernen Bewusstseins überhaupt, der veräußerlichte Raum, der Raum als pures Außen, in dem der Mensch nichts zu suchen hat. Daher auch die vollkommene Abkehr des Denkens, spätestens seit Nietzsche, von kosmologischen Fragen, bis dahin, dass viele Intellektuelle, auch philosophisch orientierte Intellektuelle, überhaupt sich kosmologischen Fragen, Fragen der Astronomie, Fragen der Astrophysik, Fragen des Raums vollständig verweigern. Sloterdijk sagt in seinem Buch: Es ist geradezu ein verdächtiges Zeichen wenn ein ernst zu nehmender Intellektueller mit Inbrunst kosmologische Fragen behandelt. Also das ist eine typische Bewegung, die man verfolgen kann.

Ich sage, spätestens seit Nietzsche, also eine Abkopplung, eine Spaltung, dass der auf der einen Seite, der moderne Intellektuelle, der sich als quasi raumlos empfindet, auf der anderen Seite eine mehr oder weniger reduktionistische Kosmologie, die die Welt nur als ein Außen begreift und auch begreifen kann. Und ich meine, wenn es nicht gelingt, diese Spaltung in irgendeiner Form zurückzunehmen und da wieder etwas zusammenzuführen, werden wir, glaube ich, keinen Millimeter weiterkommen. Diese kurze Passage: „Die Subjektblindheit oder auch Subjektvergessenheit der Naturwissenschaft”, wie ich meine, einschließlich der Quantentheorie, die da keine grundlegende Änderung gebracht hat, „ist stets zugleich Raumblindheit oder Raumvergessenheit. Der zum puren Außen degenerierte Raum, „ohne Götter im alten Sinne, im magischen mythischen Bewusstsein, und höheres Bewusstsein, aber auch ohne Weltseele”, macht die Seele raumlos bzw. lässt ihr nur den Innenraum, der als ein bloß subjektiver bequem auszugrenzen war aus dem großen Vermessungsprojekt des Nur-Außen des toten Raumes.” Also, die berühmte Rede von dem „nur subjektiven Innenraum”, der letztlich im eigentlichen Raum gar kein Äquivalent hat. Und von diesem Äquivalent war man ja ausgegangen [bei] der Vorstellung einer Weltseele. Wenn es die Weltseele gibt, wenn diese Weltseele das Universum durchdringt, umgibt, durchflutet, dann hat der menschliche Geist, dann hat die menschliche Seele auch hier ihren Ort. Dann ist Seele immer integraler Teil von Weltseele, und das ist in der modernen Raumvergessenheit nicht der Fall. Also: „ … der als ein bloß subjektiver bequem auszu­grenzen war aus dem großen Vermessungsprojekt des Nur-Außen des toten Raumes. Wenn die Seele nicht mehr im Raum sein darf, weil das Projekt Weltseele ‒ Sloterdijk ‒ als gescheitert gilt. Wo ist sie dann? Auch wenn man nicht die idealistische Position teilt: Wo ist die Seele? Wo ist der Ort der Seele? Wo ist der Ort des Geistes? Einen existenziellen Ort kann die Seele nur haben in einem ihr gleichenden Raum, also einem Raum, der die Weltseele selbst ist, also nur ein Raum, der in gewisser Weise identisch ist mit der Weltseele, kann der Seele auch einen Platz geben. Da kann die Seele eigentlich gründen, [sie] kann der Seele ein Stück Heimat geben. Nur in einem Raum, der zugleich umhüllendes und tragendes Universalbewusstsein ist, hat der Innenraum, die Innenkugel Bewusstsein ihren Ort. Gibt es diesen Ort nicht mehr, ist die Seele als sie selbst im Exil.”

Denken Sie an das, was ich Ihnen in der letzten Vorlesung nochmal in Erinnerung gerufen habe über die Vorstellung der Weltseele bei Giordano Bruno, der in gewisser Weise gar keinen Unterschied mehr macht zwischen Weltraum und Weltseele, obwohl es da bei ihm einige begriffliche Ungenauigkeiten gibt. Manchmal identifiziert er auch den univer­salen Geist, den universalen Intellekt, wie er sagt intellectus, dann auch wieder mit dem Weltäther, sodass das fast das Gleiche wird vorübergehend bei ihm, Weltäther gleich Weltraum gleich Weltseele gleich Weltbewusstsein. Also: „Gibt es diesen Ort nicht mehr, ist die Seele als sie selbst im Exil. Wenn der kosmische Raum kein wirklicher Ort mehr ist, in gewisser Weise ja auch sein darf in der modernen Bewusstseinsverfassung, muss sie sich, also die Seele, in akosmischen, kosmosfernen Räumen, Innenräumen einnisten.” Das tut sie ja auch. Es ist ja das, was ständig geschieht. „Das betäubende Außen als Nur-Außen ist kein Ort für den Menschen”, also die Wendung in die subjektiven Innenräume, in die nur subjektiven Innenräume. Das bekommt ihm nicht gut, wie man weiß. „Die Mensch-Kosmos-Neurose des sogenannten modernen Menschen sitzt tief und hat sein ,In-der-Welt-Sein‘ gründlich ruiniert, allem nachkopernikanischen Selbstbewusstsein zum Trotz.” Ich habe das ja schon angedeutet, dass ich die berühmte These von Sigmund Freud von den drei Kränkungen für ganz falsch halte, für rein fiktiv. Keine dieser drei Kränkungen, im Grunde genommen, weder die Darwinistische, noch die Kopernikanische, noch auch die der Tiefen­psychologie war im Grunde wirklich eine Kränkung, die Kopernikanische schon gar nicht, weil, sie hat eher das menschliche Selbstbewusstsein ungeheuer gesteigert. Denken Sie daran, dass das menschliche Selbstbewusstsein seit dem Kopernikanismus einen kometen­artigen Aufstieg genommen hat und die moderne Subjektivität überhaupt erst im Zusammenhang mit dem Nachkopernikanismus entstanden ist. Es ist also nicht so, schlechterdings nicht so, dass der Kopernikanismus den Menschen in der Tiefe gekränkt habe. Nur eine ganz bestimmte Interpretation des Kopernikanismus hat dies vermocht. Zunächst wäre zu sagen, dass diese Raumlosigkeit der modernen Subjekte in dem genannten Sinne, wie ich meine, auf schlichten Denkfehlern beruht. Gestalthaftes Bewusstsein, und das ist fast eine Definition des Menschen, bedarf nicht nur des real existierenden Fluidums eines allverbindenden Bewusstseins, das als Universalbewusstsein die Weltseele ist, dazu nachher gleich mehr. Das wäre schon eine Art Definition dieser Weltseele, eine Art Universalbewusstsein, sondern es kann sich gar nicht denken ohne dieses Fluidum. Ein gestalthaftes Bewusstsein in einer bewusstseinsblinden Leere, einem Raum-Nichts, das uns nichts angeht, ist buchstäblich undenkbar. Es lässt sich nicht denken. Hier kollabiert der Geist. Das heißt, der Geist kann sich schlechterdings gar nicht vollständig denken in einem puren, in einem reinen Nur-Außen. Es lässt sich erregt postulieren oder argumentativ verteidigen, aber auch dieses Postulieren und Argumen­tieren vollzieht sich notwendig innerhalb dieses Fluidums, ohne dessen Immer-schon-Vorhandensein jedes Subjekt vom schwarzen Loch seiner selbst verschluckt wird. Nur ein bewusstes Universum kann wirklich gedacht werden. Das muss man in aller Klarheit sich mal vor Augen führen: dass wir die Natur eigentlich nur als eine quasi bewusste, eine durchgeistete, eine vom Geist durchstrahlte Natur wirklich denken können. Wenn das nicht so wäre, könnten wir niemals aus den ewigen Zirkeln unserer eigenen Projektionen heraussteigen. Dann wären wir immer gefangen in unseren eigenen Projektionen. Dann gäbe es eigentlich gar keine Erkenntnis. Und insofern sage ich verschiedentlich, dass von dorther der sogenannte objektive Idealismus ein Stück weit immer Recht hat. Also Naturbetrachtung, Kosmosbetrachtung, Denken über Natur ist ohne einen gewissen objek­tiven Idealismus vollkommen unmöglich. Dazu muss man nicht Hegelianer sein, um das festzustellen. Es ist einfach eine schlichte, fast denknotwendige Folgerung. Nur ein bewusstes Universum kann wirklich gedacht werden. Die Seele kann nicht denken ohne das, was sie immer schon ermöglicht hat, das stets Vorgängige jeder seelenhaften Gestalt. Und genau das ist der Kern des Projekts Weltseele, dass nur eine oberflächliche Sicht als gescheitert gelten kann. Ich würde behaupten, das Projekt Weltseele hat vielleicht in der Tiefe noch gar nicht begonnen. Auf jeden Fall müsste es noch einmal grundlegend und fundamental angegangen werden. Ich glaube nicht, dass das Projekt Weltseele gescheitert ist. Vielleicht ist es in einem gewissen Sinne gescheitert. Aber wenn man die geistige Situation genauer betrachtet, wird man feststellen, dass nicht nur der Begriff Weltseele eine Renaissance erlebt, sondern auch die Vorstellung eines durchgängig belebten und bewuss­ten Universums. Auch der götterlose Raum als der nicht-Weltseele-Raum, also der pure Außenraum, ist ein Konstrukt, eine Phantasmagorie innerhalb des gestalthaften Bewusst­seins. Wie ja alles Reden der Subjekte notwendig im Zirkel dieser Subjekte bleibt. Auch wenn ich behaupte, die eigene Subjekthaftigkeit sei nur oasen- oder inselhaft in einem betäubend leeren und toten Universum, dann ist das eine Aussage eines Subjekts und kann nur mit anderen Subjekten ernsthaft verhandelt werden. Also letztlich immer eine bewusstseinsimmanente Aussage.

Die gesamte Mainstream-Kosmologie kann als ein großer Versuch gewertet werden, dem Hasen doch noch zum Sieg über den Igel, das Igelpaar zu verhelfen. Ich benutze ja gern in dem Zusammenhang das Bild vom Hasen und dem Igel. Das lebendige Subjekt ist in gewisser Weise immer der Igel, der schon da ist. Wie immer der Hase sich abstrampelt, der Igel ist notwendig, gleichsam immanent schon da. Fast alle Welt glaubt an den Sieg des Hasen, und zwar deshalb, weil es mit durchschlagendem Erfolg gelungen ist, die Existenz des Igels = vorgängiges Bewusstsein zu leugnen. Nach dem Motto: Es gibt keinen Igel, es gibt keine Weltseele, es gibt kein Universalbewusstsein, also hat der Hase längst gesiegt. Entweder gab es nie einen Igel, oder wir haben ihn getötet. Die berühmte Formel von Nietzsche, „Gott ist tot”, in der fröhlichen Wissenschaft: „Wer wischt das Blut von unseren Messern ab, wir haben ihn getötet”. Also die Konstatierung einer Bewusstseinswirklichkeit des toten Gottes.

Letztes hierzu. „Der wirkliche Raum, der seinem Wesen nach kein Nur-Außen sein kann, ist als quasi-Raum der Götter noch immer unwiderleglich. Die Frage lässt sich stellen mit einigem Recht, ob es überhaupt angängig ist, von einem äußeren Raum zu reden, ob der Raum überhaupt, von einem menschlichen Bewusstsein aus betrachtet, als ein äußerer verstanden werden kann und darf. Ist nicht der Raum als Raum immer letztlich auch Innenraum? Auch dazu habe ich mich in verschiedenen Zusammenhängen geäußert. Dass es den toten nicht-Weltseele-Raum überhaupt geben kann, ist nie überzeugend bewiesen worden. Schon gar nicht von den sogenannten Kosmologen, die ohnehin insgeheim und manchmal auch offen Kosmo-Theologen sind. Die Wo-Frage, die so rätselhaft selten gestellt wird, wo sind wir?, ist eine der brennendsten Fragen überhaupt. Wird sie nicht als Herausforderung angenommen, indem man die Frage für längst gelöst oder für unlösbar oder wie auch für völlig irrelevant hält, hängt auch die Frage nach dem Menschen in der Luft, wobei diese Luft toxisch ist und nicht eingeatmet werden kann. Die Was-ist-Frage in Bezug auf den Menschen ist nicht abzutrennen von der Wo-ist-Frage. Alle Versuche dieser Art haben nur ein hoffnungslose Zirkelschlüsse hineingeführt.” Das also vorab.

Also als These, Ihnen bekannt in meinen Vorlesungen, ich sage ja immer wieder, dass wir davon ausgehen müssen, dass der Raum bewusstseinserfüllt ist und dass wir den Raum nicht denken können außerhalb des Bewusstseins, und dass wir keinen Geist als einen in einem absoluten Sinne raumlosen Geist verstehen können. Ich glaube, dass das ein ent­scheidender Punkt, ein entscheidender Fehler in der idealistischen Philosophie war, der sich ja durchzieht von Descartes, auch bei Kant, zum Teil auch bei Hegel, obwohl es da ein bisschen anders aussieht und dann bis in neuere idealistische Denk-Entwürfe hinein: immer die Vorstellung, dass der Geist raumlos ist, dass er keine Raumnatur habe, sondern dass er jenseits des Raums ist.

Die Weltäther-Frage hängt auch damit zusammen, obwohl man das nicht vermengen soll, unbedingt vermengen dürfte. Ich will nicht noch einmal die Thesen hier im Einzelnen darstellen, die ich in der Vorlesung über den Weltäther gebracht habe, nur noch mal ganz plakativ gesagt: Die Frage nach dem Weltäther war in der Tiefe, die Frage nach einem feinsten Stoff. Die Frage nach der Stoffqualität, nach der feinstmöglichen Stoffqualität der Welt, letztlich eine Frage auch nach der Materie. Also wenn man sagt: Weltäther, Weltseele, Weltgeist, dann ist ja auch die Frage nach dem Stoff, dem feinstmöglichen Stoff, dem Stoff der Seele als Selbstsein und dem Geist. Ich meine, was ist der Mensch? Er ist auch, das bestimmt auch eine Definition des Menschen, eine Gestalt gewordene Einheit von Materie, leiblich-stofflichem, dinglichem Ich-selbst-Sein, und das wäre der Bereich der Seele. Das wäre eine Definition der Seele. Es gibt andere Definitionen der Seele. Man kann aber sagen Seele ist Ich-selbst-Sein, ist das, was den Einzelnen in seinem Ich, in seinem Ich-Sein, in der Tiefe kennzeichnet, und zugleich seit Aristoteles ja auch eine Art Form- oder Formalprinzip des Organischen, auch im Sinne der Entelechie und Geist, als dritte Fakultät, wäre das, woran der Mensch teilhat, woran der Mensch partizipiert, das er vielleicht bis zu einem gewissen Grade auch ist. Deswegen spricht man ja häufig von dem Seelisch-Geistigen zusammen. Also der Mensch als eine Gestalt, Einheit von Leib, physisch-leiblicher Seele, Ich-selbst-Sein und Partizipation am Geist und wahrscheinlich auch ein stückweit Geist-Sein, Partizipation am universalen Logos.

Und wenn das so ist, und wenn der Mensch tatsächlich über seine Ichhaftigkeit und über seine Leibhaftigkeit ein integraler Teil dieses Kosmos ist, dann müsste es auch legitim sein, diese Vorstellungen auf das Universum auszuweiten. Dann ist es möglich, über den eigenen Leib, über die eigene Leib-Geist-Seele-Gestalt, auch Aussagen zu machen über das Universum als Ganzes. Das ist schlechterdings nicht einzusehen, dass diese bestimmte Gestalt, diese bestimmte Konfiguration aus dem Gesetzeszusammenhang des Ganzen herausfällt. In jedem einzelnen Bewusstsein müsste sich, wenn die Einheit der Natur denn gegeben ist, auch das Ganze in irgendeiner Form widerspiegeln und müsste über das Bewusstsein auch in diesem Ganzen auffindbar sein, sogar, im extremen Sinne weiter­gedacht, ohne dass der Einzelne seinen Raum verlässt, also experimentelle Forschung im Außen betreibt. Das ist ja letztlich auch ein Gedanke, der in Abstrichen in der rationa­listischen Philosophie eine Rolle spielt, dass der Einzelne über das Denken tatsächlich Zugang hat zu den Tiefenschichten der Welt.

Also die Weltäther-Frage war die Frage nach dem feinsten Stoff, eine Frage, die besonders brisant wurde im Zusammenhang mit der Licht-Frage, was denn da im Licht und als Licht schwingt. Das ist die Grundfrage, die ja im frühen 19. Jahrhundert, als die Wellen-Theorie des Lichts eine gewisse Verbreitung erlangte, gegen die Newtonsche Korpuskular-Theorie, da war ja die Frage: Wenn denn dieses Licht eine Art von Wellenbewegung ist, dann müsste sich ja diese Wellenbewegung in einer unvorstellbaren, einer rasenden und geradezu betäubend schnellen Form vollziehen. Und dann die Frage: Wenn das so ist, welcher Art ist der Stoff, in dem das überhaupt möglich ist? Und dann gab es ja verschie­dene Überlegungen: Wie müsste dieser Stoff beschaffen sein? Man hat das ja zum Teil auch ausgerechnet, von ungeheurer Dichte, auf der einen Seite und auf der anderen Seite von einer unvorstellbaren Elastizität, eine Elastizität, die jeden physischen Stoff weit in den Schatten stellt. Also ein absolutes Paradoxon, ein Stoff, der auf der einen Seite alldurchdringend ist, oder sein soll, von äußerster Feinheit, auf der anderen Seite soll er eine Elastizität haben und eine Dichte um das zig-tausendfache von Stahl, so ist das von einigen Physikern ausgerechnet worden.

Also diesen Widerspruch galt es zu klären. Der ist im 19. Jahrhundert nicht geklärt worden, aber das war ersteinmal die Äther-Frage. Und längst waren alle älteren Vorstellungen von einem spirituell verstandenen Raum-Äther dahin. Es war letztlich eine Äther-Konzeption, die hier in Frage stand, die mehr oder weniger eine mechanistische war. Obwohl, wenn man das weiterdenkt, und das ist ja zum Teil auch geschehen, man zu erstaunlichen Schlussfolgerungen kommt. Und ich habe Ihnen ja auch dann erläutert in der betreffenden Vorlesung im Dezember, dass auch schon im Rahmen, im Kontext dieser Mainstream-Überlegung über den Äther die Vorstellung eines Nicht-Äthers, der puren Nichtexistenz dieses Äthers, fragwürdig ist im Zusammenhang etwa mit der speziellen Relativitätstheorie. Ganz davon abgesehen, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit in den berühmten Experimenten [Michelson – Morley] in der Tat Äther-Wind-Effekte gegeben hat und die keineswegs ohne Äther-Wind-Effekt waren, wie oft behauptet wurde. Also wenn man die Quellen genauer studiert, dann stellt man fest, das hat tatsächlich Äther-Wind-Effekte gegeben. Ich habe kürzlich mit einem Physiker und Astronomen den Punkt verhandelt. Er meinte, das seien Messungenauigkeiten. Bis in die 20er Jahre habe es diese Messungenauigkeiten gegeben und in den neueren Ergebnissen würden diese Messunge­nauigkeiten nicht mehr auftauchen, da würden die Ergebnisse weitestgehend Äther-Wind-frei sein. Auf jeden Fall die Eliminierung dieser Äther-Vorstellung in diesem klassischen Sinne war schon eine fragwürdige Weichenstellung, ganz zu schweigen davon, dass man ganz andere Äther-Konzeptionen ja auch heranziehen kann, ich habe Ihnen das ja vorgestellt.

Wichtig ist, dass man bei all diesen Fragen, das muss ich mit einer gewissen Nachdrücklichkeit sagen, nie in den Fehler verfallen darf, in den aber fast alle Autoren zu dem Thema verfallen, dass man sich zufrieden gibt mit dem, was ich eine Eine-Ebene-Lösung nenne. Eine-Ebene-Lösung heißt, ich unterstelle eine Seins-Ebene als die eigentlich wirkliche. Zum Beispiel einen feinsten Stoff, dem ich bestimmte Eigenschaften zuspreche, ja ihn gar mit dem Raum gleichsetze. Und nun versuche ich aus diesem feinsten Stoff alle Phänomene der Existenz mehr oder weniger reduktionistisch abzuleiten, was das gängige Verfahren ist. Das ist ja eigentlich die Achse des Reduktionismus, die Zurückführung in dieser Form. Nicht dass das reduktive Element im Denken über Natur grundsätzlich falsch sei. Man kann gar nicht anders als bis zu einem gewissen Grade reduktiv vorgehen, man kann sogar bis zu einem gewissen Grade auch gar nicht anders, als in gewissen Zirkelschlüssen zu denken. Im absoluten Sinne kann kein Denken Zirkelschlüsse vermeiden, aber man muss vorsichtig sein, dass man nicht dem Trugbild verfällt, dass man mit diesen Vorstellungen auch weitergehende Qualitäten der Welt verstehen kann. Zum Beispiel eben auch die Seele-Geist-Qualitäten.

Und da meine ich, kommt man nicht aus ohne die Vorstellung der Weltseele, obwohl die Zusammenhänge zwischen dem, was Welt-Äther ist und was Welt-Seele ist, sehr schwer in einem argumentativen Sinne zu denken sind. Eine Weltseele, als All-Seele, als All-Bewusstsein ist ein alter Gedanke, aber was heißt es konkret, und wie steht es zum Weltäther, ganz zu schweigen jetzt zum Weltgeist. Was ist denn nun diese dritte Qualität? Ist das eine eigene göttliche Logos-Qualität in der Welt? Oder ist es mehr oder weniger alles das Gleiche? Es gibt ja ganz andere Modelle, die noch von einer Vielfachheit oder Siebenfachheit der Welt ausgehen. Also letztlich ist die Frage berührt: Was ist wirklich wirklich?

Max Planck hat es mal gesagt: Die einzige Aufgabe der Naturwissenschaft sei letztgültig, das absolut Reale zu finden, das eigentlich Reale. Und das ist die Frage: Was ist das eigentlich Reale, und inwiefern können wir es absolut setzen? Das muss man bei all diesen Vorstellungen mit aller Vorsicht sagen. Und da habe ich ein gewisses Fragezeichen bei vielen dieser Ansätze, dass sie also von einer Eine-Ebene-Lösung ausgehen. Ich will noch mal zwei Stellen aus meinem Buch „Räume, Dimension, Weltmodelle – Impulse für eine andere Naturwissenschaft” vorlesen, die diesen Punkt beleuchten. Ich habe diese Fragen in anderem Zusammenhang auch schon angesprochen, aber sie scheinen mir zentral wichtig zu sein. Man kann für Weltseele auch ganz plakativ und vereinfachend sagen: Das ist ein Begriff, der die All-Lebendigkeit fasst letztlich [als] ein Synonym für All-Leben [sieht]. Eine letztgültig auch intellektuell nach jeder Richtung abgesicherte und logisch konsistente Definition von Weltseele kann es meiner Meinung nach nicht geben, weil das dem Wesen dieser Grundqualität der Existenz widerspricht.

Also die Frage: Was ist die Weltseele? hat ja eine Riesenkontroverse ausgelöst, etwa zwischen Hegel und Schelling. Hegel hat ja Schelling den Vorwurf gemacht, er würde die Weltseele in einem quasi poetischen, ungenauen, verschwommenen, schwärmerischen Sinne denken. Aus gutem Grund haben dann Denker wie Hegel und andere den Begriff überhaupt gestrichen aus der Philosophie, genauso wie der Begriff über lange Zeit aus der Naturwissenschaft gestrichen wurde. Ganz bewusst etwa vermeidet Newton in seiner Argumentation, wie übrigens sein großer Gegenspieler Leibniz auch, den Begriff der Weltseele. Warum? Wenn Sie den großen Briefwechsel zwischen Samuel Clarke und Leibniz lesen, taucht nirgendwo der Begriff Weltseele auf, nur negativ, als Negativbegriff in dem Sinne: Wer von der Weltseele spricht, setzt die Welt als einen großen Organismus, und das sei im Kern eine atheistische Denkform, das sei quasi Gottesleugnung. Welt-Seele wird nur negativ verwendet. Ganz allmählich taucht dann der Begriff „Weltseele” wieder auf, im späten 18. Jahrhundert, aber nicht in der Naturwissenschaft, nur in der Philosophie und auch da gegen große Widerstände.

Also die gesamte Hegelianische Philosophie hat den Begriff der Weltseele schroff abgelehnt, und er hat eigentlich ein Kümmerdasein gefristet. Und wenn man jetzt auf die letzten 10, 15, 20 Jahre schaut, dann stellt man allerdings fest, dass der Begriff „Weltseele” eine erstaunliche Wiedergeburt erlebt und in verschiedensten Kontexten auf eine frucht­bare Weise wieder zum Tragen kommt. Aber es ist schwer, den Begriff wirklich zu etablieren, weil er verbunden ist mit Vorstellungen, die sowohl von der, sagen wir mal hegelianisch, an der Logik orientierten Philosophie, abgelehnt werden, als auch von einer reduktionistischen Naturwissenschaft. Da ist Weltseele also ein, eher ein Störfaktor, ein störender Begriff. Hier heißt es im dritten Kapitel: „Ich will nicht den mindesten Zweifel daran lassen, dass ich die hier skizzierte Vorstellung eines kosmischen All-Lebens” da war vorher von einem Zitat von Ernst Jünger die Rede, in dem er das explizit zum Ausdruck bringt, also „die hier skizzierte Vorstellung eines kosmischen All-Lebens in der Grund­richtung akzeptiere, ja für die einzig befriedigende Denkmöglichkeit halte, ganz eindeutig ohne die geringsten Abstriche, sage ich das. Die Weltseele ist eine Denknotwendigkeit, die einzig befriedigende Denkmöglichkeit. Alle anderen Denkansätze, etwa der eines wesenhaft oder überwiegend toten Universums, aus dem uns dann das sogenannte anthropische Prinzip retten soll, führen konsequent durchdacht in einen Irrgarten der Widersprüche, Zirkelschlüsse und Paradoxien”. Wer sich damit beschäftigt, mit dieser Frage, die ja auch eine naturwissenschaftliche ist ‒ wie entsteht Bewusstsein, wie entsteht organisches Leben ‒ wird immer wieder auf den Punkt stoßen, dass man nie über eine bestimmte Grenze hinauskommt. Man muss immer eine Art salto mortale anstellen aus der Es-Haftigkeit in ein wie immer geartetes Bewusstsein. „Dabei scheint mir die einzig konsequente und auch wirklich überzeugende Denkfigur zu sein, anzunehmen, das Bewusstsein als solches nie entstanden sein kann, sondern immer dagewesen sein muss.” Also die Bewusstseinsqualität der Welt, in den Tiefen, in der Tiefenstruktur des Kosmos verankert, ist ja mit ihr identisch, was etwa Schelling versucht hat zu denken, auch unzulänglich, mit vielen Schwächen, aber doch mit einer gewissen Konsequenz. „Schon Giordano Bruno hat dies in seinen kosmolo­gischen Schriften von 1584 bis 1591 überzeugend dargestellt, ähnlich überzeugend, und wie ich glaube, bis heute unwiderlegt, mit dem Gedanken der aktualen realen Unendlichkeit des Weltraums.” Auch da wenden Hegelianer und idealistische Philosophen ein, seit Kant sei die Frage des Raums doch letztlich im Sinne der Antinomien der reinen Vernunft eine Frage, die so gar nicht mehr gestellt werden kann. Der Raum ist eine Anschauungsform, wird gesagt, und die Frage, ob Endlichkeit oder Unendlichkeit, ist überhaupt keine relevante Frage mehr bzw. kann oder könnte gar nicht mehr ernsthaft gestellt oder gar beantwortet werden. Das glaube ich nicht. Ich glaube, die Frage ist immer noch eine sehr aktuelle Frage. Und dann hörte ich von einem berühmten Mathematiker über einen anderen, der mir das quasi kolportiert hat, der meinte also, man könne heute nur noch indefinite Unendlichkeit denken. Keine wirkliche Unendlichkeit, sondern eine indefinite Unendlichkeit. Das halte ich für einen nichtssagenden, einen Schummelbegriff, der letztlich der Unendlichkeit ausweichen soll. Was soll eine indefinite Unendlichkeit sein?

Natürlich kann man das mathematisch modellhaft fassen, aber letztlich wird man radikal und in gewisser Weise auch erschütternd für das Denken auf die Frage verwiesen ‒ Endlichkeit oder Unendlichkeit? Jede noch so gigantische Ausdehnung des Universums, die von einer Endlichkeit ausgeht, zerschellt an der Frage des unendlichen Raums. Ich meine, das hat, glaube ich, Bruno 1584 in seiner Schrift „Vom Unendlichen” klar bewiesen. Ich kann jeden auffordern, der das nachvollziehen möchte, diese Argumente nachzulesen, die von einem wirklich grandiosen intellektuellen Scharfsinn sind. Er hat wirklich gezeigt, dass man den Raum, wenn man ihn wirklich denken will, nur unendlich denken kann. Also, das halte ich für eine der großartigsten Leistungen der Philosophie überhaupt, obwohl viele diese Leistung gar nicht mehr anerkennen, heute sagen, es ist irrelevant, sozusagen, das ist überholt. Das glaube ich nicht. „Also schon Giordano Bruno hat dies in seinen kosmolo­gischen Schriften überzeugend dargestellt. Ähnlich überzeugend und, wie ich glaube, bis heute unwiderlegt, in den Gedanken der aktualen realen Unendlichkeit des Universums. Alles, was in diesem Buch gesagt wird über Gravitation, Äther, Gestirnbewegung und Ähnliches, ist nicht abzulesen von dieser grundlegenden These der absoluten Existenz des kosmischen All-Lebens”, von der ich in der Tat ausgehe, das ist eine Prämisse, eine für meine Vorstellung denknotwendige Prämisse, eine nicht letztgültig objektivierbare Prämisse. Man kann gar nicht ohne Prämissen denken. Und das ist eine Prämisse, die ich setze und auch klar benenne. „Der das kosmische All-Leben zusammenfassende Begriff heißt Weltseele. Die Weltseele ist das Alpha und Omega meiner gesamten Argumentation. Dieses Universum ist wirklich in toto lebendig, muss in toto lebendig sein, weil es lebendige und bewusstseinserfüllte Wesen hervorgebracht hat. Niemals könnte ein totes Universum Leben hervorbringen. Der Abgrund zwischen dem toten Es, einer absolut gesetzten Außen- oder Dingwelt und dem lebendigen Ich und Wir ist unüberbrückbar.” Das habe ich auch immer wieder versucht zu sagen und argumentativ zu untermauern. Der Sprung vom Es, vom dinghaften Sein zum Bewusstsein ist ein unvorstellbarer Schritt gegen den gehalten jeder Quantensprung zur Lächerlichkeit herabsinkt. Das muss man mal in der ganzen Tiefe begreifen: Was soll das heißen? Bewusstsein entsteht in einer bewusstseinsleeren Nacht? Wie soll die Flamme des Bewusstseins hier entstanden sein? Man kann das nur denken, indem man sagt, in irgendeiner Form, und sei es nur in Potentialität, muss Bewusstsein vorhanden sein. „Niemals könnte ein totes Universum Leben hervorbringen. Der Abgrund zwischen dem toten Es, noch einmal, einer absolut gesetzten Außen- oder Ding-Welt und dem lebendigen Ich und Wir, ist unüberbrückbar. ‒ Zugleich ist dieses alllebendige Universum ein kommunikatives Universum und nichts wäre verfehlter, als hiermit schwärmerische oder schöngeistige Gefühle zu verbinden, die ohne Verbindlichkeit bleiben und nichts oder niemanden bewegen. Das ist es nicht.”

Es wird ja häufig als Gegenargument gebracht gegen solche Gedanken: Das sind schwärmerische, letztlich literarische Gedanken, man wünscht sich, dass es so wäre, letztlich grinst uns nur die kalte Leere da draußen an und alles andere als Bewusstsein. Das glaube ich nicht. Ich meine, dass tatsächlich das Denken ohne diese Vorstellung schlechter­dings gar nicht wirklich voranschreiten kann. Ich jedenfalls habe bis zum heutigen Tage noch nichts gehört, was mich auch nur logisch-argumentativ oder philosophisch überzeugt hätte, das da[raus] hinausläuft: Hier ist eine tote Es-Welt und aus dieser springt quasi, wie der Hase aus dem Hut, das Bewusstsein. Das kann man behaupten, man kann das sagen, dass sei so ‒ wir kennen nichts Dergleichen. Empirisch ist es nicht. Die Empirie beweist ständig, allerorten, jederzeit etwas vollkommen Anderes.


Ich mache erst mal eine kleine Pause


… und wie das so im Bewusstsein weiter tradiert wird. Ich habe von zwei Stellen gesprochen. Ich will noch eine zweite kurze Stelle aus meinem Buch vorlesen, bevor wir dann noch einmal auf die Frage des Äthers und der Weltseele bei Bruno eingehen, [in] gewisser Weise in Weiterführung dessen, was ich das letzte Mal Ihnen gesagt habe. Übrigens die Frage, die in der Pause gestellt worden ist, ob es dieses Buch mittlerweile als Taschenbuch gäbe, aus der Reihe „Philosophie jetzt – Giordano Bruno” weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass die Reihe geplant war im dtv Taschenbuch Verlag.


Und danke, wusste ich ganz. Ja, ist identisch, ist also, wird also nachgedruckt im Deutschen Taschenbuch Verlag. Danke. Dann ist das also tatsächlich wahrscheinlich 14,90 oder 16,90 oder so. Auf jeden Fall müssen Sie dann nicht dieses relativ teure Buch für 48 Mark kaufen. Das sind 19 Philosophen, die da von Diederichs vorgestellt werden und Giordano Bruno ist einer davon. Ich wusste es nur von dem Marx-Band, dass es den
schon als dtv Taschenbuch gab.

Hier heißt es zu Beginn des siebenten Kapitels über die Frage Raum, Energie und Äther. In dem Unterabschnitt „Der Raum, das Licht und die Schwärze der Nacht”: „Einhellig berich­ten die Astronauten, der Weltraum sei wirklich vollständig schwarz. Eine allgegenwärtige, alles verschluckende Finsternis, die auch das Licht der Sonne und der Sterne nicht aufhält. Zunächst hätte man durchaus naiv annehmen können, da draußen sei alles gleißend hell, müsste nicht das gewaltige Licht der Sonne den gesamten Raum um die Erde in strahlendem Glanz tauchen? Stattdessen wirkt die Sonne wie ein blendender Strahler von der Größe eines Stecknadelkopfes. Aber was erhellt dieser Strahler? Den Raum selbst erhellt er nicht. Der Raum selbst bleibt finster. Erst die Materie macht das Licht sichtbar. Zwar muss es Licht auch dort geben, wo es nicht sichtbar ist, denn es entsteht ja nicht erst, wenn es auf Materie trifft. Aber diese Anwesenheit des Lichtes im Weltraum ist noch nicht das Licht selbst, das eigentliche Licht, sondern erst eine Art Ermöglichungsgrund des Lichtes. Irgendetwas in uns sträubt sich dagegen, das nur potenzielle, noch in der Finsternis verborgene und gleichsam von ihr eingehüllte Licht schon für das eigentliche Licht zu halten, das per definitionem eben sichtbar ist. Licht ist das, was erhellt und als es selbst, die Helligkeit an sich ist. Ein Licht, das man gar nicht sehen kann und das doch da ist, beunruhigt, ja überfordert den empirisch-sinnlichen Menschen. Nun war es theoretisch bekannt, dass das Licht selbst unsichtbar ist. Noch niemand hat jemals das Licht selbst gesehen. Erst wenn es auf Materie trifft, wird es dem Auge erkennbar. Zugleich wird auch die an sich finstere Materie sichtbar. In der Berührung der an sich finsteren Materie mit dem an sich finsteren Licht wird die sinnlich-sichtbare Welt geboren. Auch das, was es denn auf sich habe mit dem Raum, mit unserem rätselhaften Im-Raum-Sein und mit der möglichen Raumqualität von Geist oder von Bewusstsein oder sogar noch weitergehend, wie das der Phänomenologe Hermann Schmitz behauptet, der Raumqualität von Gefühlen. Er hatte eine wunderbare Theorie, die ich im nächsten Semester vorstellen werde und [die hat er] zusammen mit der Leib-Philosophie aufgestellt, dass auch Gefühle räumlich sind, in den Raum gegossene Qualitäten. „Und ein Ahnen kann oder könnte sich einstellen, dass diese Verschwisterung, wenn die Metapher sinnvoll ist, auf ein zeugendes Elternpaar verweist, dass Raum Licht und Bewusstsein hervorbringt. In seinem Buch ,Wege ins Unerforschte‘ schreibt Edgar Mitchell, ehemals Apollo-14-Astronaut, Zitat: ,Im Weltraum kann man mit bloßem Auge etwa zehnmal mehr Sterne sehen als auf der Erde, weil keine Atmosphäre da ist. Auch sind vertraute Objekte ungefähr zehnmal heller. Vor dem kalten schwarzen Hintergrund scheinen Sterne und Planeten zu glühen. Man bekommt den Eindruck, im Kosmos eingehüllt zu sein, wenn man um sich herum das prächtige, stille Glitzern der Milchstraße und der Galaxien jenseits davon sieht.‘ Zitat Ende. Edgar Mitchell. Der kalte schwarze Hintergrund, verleiht dann auch dem Bild des Planeten Erde seinen spezifischen Charakter. Und es entsteht der Eindruck einer Oase des Lebendigen inmitten einer lebensfeindlichen, absolut schwarzen Leere.” Sie kennen die berühmten Astronauten-Aussagen über diesen Punkt.

„Es ist unter anderem dieses Phänomen, dass die Faszination der Gaia-Ikone ausmacht. Und selten wird die an sich naheliegende Frage gestellt: Was ist diese Schwärze, diese Leere, dieser doch lichtdurchflutete und doch so undurchdringlich finster wirkende Raum? Der Raum der Welten und Gestirne: Das Licht, das wir nicht sehen, ist doch da? Eine kleine Drehung nur verursacht durch ein Stück Materie, macht das Unsichtbare jäh sichtbar. Also ist die Dunkelheit gar keine echte oder wirkliche Dunkelheit. Wenn dies so ist, kann der Raum nicht leer sein.

Es gibt viele Gründe, die Leere des Weltraums für einen Abgrund der Fülle und der Allgegenwart von Bewusstsein und Energie zu halten. Die unsichtbare Präsenz des glei­ßenden kosmischen Lichtes gehört zu ihnen. Das Finstere ist nicht wirklich finster, sondern eigentlich hell, und das Helle, ist es nicht eigentlich dunkel?” Wie ist das überhaupt mit Licht und Finsternis? Auch phänomenologisch, empirisch, eine hoch faszinierende Frage. Was ist überhaupt das Helle, das Lichte, das Finstere?

„Dass auch die Schwere einen Licht-Aspekt hat, ja an der tiefsten Tiefe selbst gleißendes Licht ist, ist bereits gesagt worden, und es wäre ein schauendes Auge vorstell­bar, das in der Schwere das Licht ihres Ursprungs wahrnimmt. Das Radialfeld ist die Strahlung selbst oder an sich das Urbild, die Urform aller Strahlungen. Die radiale Energie verbindet die physische mit der nicht-physischen Welt. Die Frage nach dem Wesen der allgegenwärtigen Finsternis, die auch das allgegenwärtige Licht ist, ist auch die Frage nach dem Wesen des Raumes: Ist der Raum selbst Licht-Raum? In den vielfältigsten Abstufungen und Manifestationen ist dann der Wechsel von Tag und Nacht nur Schein? Ist vielleicht gar das Licht der Finsternis stärker als das Licht des Tages? Das sind keine, das sind keineswegs im vordergründigen Sinne mystische oder dichterische Fragen, sondern Seins­fragen, naturphilosophische, ja physikalische Fragen und zugleich Fragen, die mit dem Tod zusammenhängen.” Und so weiter.

Also die Frage bleibt hier erst einmal gestellt, und sie ist eine auch existenziell phänomeno­logisch zutiefst aufwühlende, wenn man sich denn überhaupt dieser Art von Frage einmal anheim gibt. Wenn man diese Frage zulässt, wenn man die Frage zulässt, welche Empfindungen, welches Gefühl eigentlich durch den Raum ausgelöst wird, wie sich auch der menschliche Organismus, wie sich der Leib im Raum anfühlt, wie er im Raum steht.

Ich will versuchen, im nächsten Semester im Zusammenhang mit der Leib-Philosophie, diesen Fragen auch näher nachzugehen. Etwa, wie fühlt sich der Raum hinten an und vorne, rechts und links, oben und unten? Das sind jeweils ganz verschiedene, im Grunde ganz rätselhafte Raumqualitäten. Und allein diese Art von Raum-Phänomenologie ist ein weitgehend unerforschtes Terrain. Es geht hier tatsächlich, das ist wichtig, um den erfahrbaren Raum. Es geht nicht um mathematisch-abstrakte Konstruktionen über einen wie immer dimensionierten Raum. Das ist etwas Anderes, und eine ganz andere Frage und eine letztlich ja auch erkenntnistheoretisch schwierige Frage ist, welches Recht wir haben etwaige Dimensionen, Mehrdimensionalität im mathematischen Sinne nun, wie ich das gerne nenne, zu ontologisieren, zu sagen, das ist die Wirklichkeit? Also welches Recht haben wir zu sagen, wenn wir von einem etwa sechs- oder zwölf dimensionalen Raum sprechen, den man mathematisch konsistent entwickeln kann, zu sagen: Das ist wirklich so? Und da, glaube ich, ist eine wichtige erkenntnistheoretische Frage angesprochen, über die viele auch ganz leichtfertig hinweg springen. Und da muss man wirklich aufpassen, dass man nicht dann auch wieder auf eine andere Weise dem anheim fällt, was ich die Eine-Ebene-Lösung genannt habe. Dann kommt man in einen heillosen Reduktionismus nun mathematischer Art hinein, der ohne Erkenntniswert ist.

Ich will eine Stelle mal von Bruno noch nachtragen, vorlesen über die Weltseele. Ich habe das angedeutet, das letzte Mal in meiner Vorlesung über Bruno, habe aber kein Zitat gebracht. Für Bruno ist der Gedanke der Weltseele ein Schlüsselgedanke. Ich sagte es schon, in gewisser Weise identifiziert Bruno den unendlich vorgestellten Raum mit der Weltseele, obwohl diese Gleichsetzung niemals explizit vollzogen wird. Sie ist aber implizit in seinen Büchern vorhanden, also nicht ausdrücklich wird es jemals so gesagt. Da heißt es hier einmal bei Bruno: „Die universelle Vernunft” – das ist quasi der universelle Geist, das Geist-Prinzip oder Logos-Prinzip in der Welt – „ist das innerste, wirklichste und eigenste Vermögen und der Teil der Weltseele, die ihre Macht bildet. Sie ist ein Identisches, welches das All erfüllt, das Universum erleuchtet und die Natur unterweist, ihre Gattung so, wie sie sein sollen, hervorzubringen. Sie verhält sich demnach zur Hervorbringung der Dinge in der Natur, wie unsere Vernunft sich zur entsprechenden Hervorbringung der sinnvollen Gestalten verhält. Sie wird von den Pythagoreern der Beweger und Erreger des Universums genannt. Von den Platonikern wird sie der Welt-Baumeister genannt. Dieser Baumeister, sagen sie, tritt aus der höheren Welt, welche völlig eins ist, in diese sinnliche Welt hinüber, welche in die Vielheit zerfallen ist, wo wegen der Trennung der Teile nicht nur die Freundschaft, sondern auch die Feindschaft herrscht. Diese Vernunft bringt alles hervor, indem sie selbst ruhig und unbeweglich erhaltend, etwas von dem ihrigen in die Materie eingießt und ihr zuteilt. Wir nennen sie den inneren Künstler, weil sie die Materie formt und von innen heraus gestaltet.” Das Letztere steht natürlich in der aristotelischen Tradition, in gewisser Weise auch der Tradition der Vorstellung, der Entelechie, also das von innen-heraus-Gestalten, die Seele als das Form-Prinzip. Nicht immer klar getrennt ist in vielen Aussagen auch anderer Denker über die Weltseele die Gestirn-Seele von der All-Seele. Das hat ganz nahe liegende geschichtliche Gründe, weil, als in der abendländischen Philosophie der Gedanke der Weltseele aufkam, bei Platon im „Timaios” war das ja ursprünglich eine Konzeption bezogen auf eine, auf diese eine und nur eine Welt, also eine geozentrische Konzeption, konzipiert also im Rahmen des geokonzentrischen Schalen-Kosmos. Und als dann in der Renaissance diese Vorstellung wieder aufgegriffen wurde, in der platonischen Akademie von Marsilio Ficino und anderen, ging man zunächst vorkoper­nikanisch von der einen und einzigen Welt, einer geozentrisch gedachten Welt aus, und erst in dem Schritt, der dann im Nachkopernikanismus besonders radikal von Bruno vollzogen wurde, kommt dann der Gedanke eines unbegrenzten Raumes in die Konzeption der Weltseele hinein.

Nun ist die Frage, wie sieht es mit den Gestirnen überhaupt aus? Auch sie haben nach Bruno eigene innere Seelen- und auch Bewegungskräfte, diese sind aber nicht identisch mit der Weltseele. Also das muss man unterscheiden, obwohl es häufig genug auch in der Literatur, die darauf Bezug nimmt, nicht unterschieden wird. Noch ein kurzes Zitat zu dieser Frage der Verbindung von Allheit, Einheit und Vielheit, die bei Bruno ein zentrales Element ist. Wie kann denn das Viele gleichzeitig das Eine sein und das Eine gleichzeitig das Viele? Und Bruno bedient sich in dem Kontext immer wieder der Metapher des Spiegels. Sie erinnern sich vielleicht an das eine Zitat, das ich letzte Mal gebracht habe über die vier Stufen der Erkenntnis: die sinnlich-physische Erkenntnis als unterste, dann die intellektuelle Erkenntnis, dann die vernünftige Erkenntnis und schließlich die höchste Stufe der mit dem Geist, gleich mens, verbindet, die eine Art Schau ist, eine Art Universal­schau, das heißt: Der Kopf, schreibt Bruno, wird ganz Auge, und zwar auch hinten, also eine Art vollständiger Schau, einer Panoramaschau, eine Art perspektivische Gesamtschau, von der Bruno mehrfach berichtet. Hier heißt es einmal in einem Buch von Bruno, das den Titel trägt „Die Fackel der dreißig Statuen” über diesen Zusammenhang: „Wenn es eine Sonne gibt und einen zusammenhängenden Spiegel, dann kann man die eine Sonne in jenem ganzen Spiegel betrachten. Wenn es nun aber geschieht, dass jener Spiegel zerschlagen wird und in unzählige Teile zersplittert, so repräsentiert doch jeder Teil das Ganze, und wir sehen in jedem Splitter das ganze ungeteilte Bild der Sonne. In diesen Splittern aber wird wegen ihrer Kleinheit und weil sie in Unordnung geraten sind und sich vermischt haben, fast nichts mehr von der universellen Form erscheinen, die aber dennoch in ihnen enthalten ist, allerdings auf eine unentfaltete und verborgene Weise.” Also eine sehr klare, ja auch alte Metaphorik, die hier von Bruno aufgegriffen wird, um zu zeigen, wie das Viele mit dem Einen zusammenhängt, wie sich das Eine in dem Vielen spiegelt. Für Bruno ist es die Hauptaufgabe überhaupt der Philosophie, diesen Nachweis zu erbringen. Erklärung ist für ihn letztlich die Zurückführung des Vielen auf das Eine, das All-Eine.

Eine zweite Stelle möchte ich Ihnen gerne noch präsentieren über die Frage auch von Raum und der Frage leerer Raum, gefüllter Raum, Vakuum, Nicht-Vakuum, Äther-Weltseele, und zwar aus einer Schrift, die erst in diesem Sammelband hier erstmalig übersetzt wurde, „De magia”, „Über die Magie”. Da gibt es einige wunderbare Passagen über die Frage des Vakuums, genauer gesagt, der Nichtexistenz des eigentlichen Vakuums. Ich lese mal diese Passage vor, weil sie auf eine sehr schöne Weise auch gleichzeitig noch mal ein Licht wirft auf das, was ich letzte Mal Ihnen erläutert habe und dargestellt habe über die Vorstellung Brunos in diesem Zusammenhang. Da heißt es in dem Abschnitt über die Vereinigung oder Gemeinschaft der Dinge in der Schrift „De magia”, „Über die Magie”, wir wissen nicht genau, wann die Schrift entstanden ist, ungefähr 1586 bis 1591. Bruno schreibt da: „Es ist erlaubt, eine Ursache anzunehmen und in Betracht zu ziehen, durch die nicht nur die Handlung in Bezug auf das Nächstgelegene, sondern auch in Bezug auf das gemäß der sinnlichen Wahrnehmung Entfernte bestimmt ist.” Nicht, es geht auch um die Frage der Fernwirkung. „Der Sache nach handelt es sich hier um einen Vorgang, der durch die Gemeinschaft des Universalen Geistes zustande gebracht wird, der ganz im Ganzen und in jedem Teil der Welt ist.” Das ist wichtig für die Brunosche Konzeption der Weltseele. Die Weltseele hat keine Teile, sondern die Welt- oder All-Seele ist in jedem Raum-Atom gleichsam, in jeder Monade ganz, das heißt in jedem Teil ist das Ganze nicht etwa ein Teil des Ganzen. Die Welt-Seele ist nicht in diesem Sinne teilbar. „Daher kommt es, dass sowie verschiedene Lichter im gleichen Raum ihre Bahnen ziehen, auch nach Potenz und Akt” – also potentia die Möglichkeit und actus die Wirklichkeit – „verschiedene Seelen ihrer begrenzten und unbegrenzten Zahl nach im Universum in einer Gemeinschaft verbunden werden. Die Figur der Körper aber wird nach der Art einer Umschreibung von einer eigenen Oberfläche oder Peripherie begrenzt, auch wenn die Körper ihrer verschiedenen unzähligen Teile nach aus verschiedenen und unzähligen Orten bestehen. Wenn wir Ort als Raum verstehen” – das geht auf Aristoteles zurück – „so kann ein Körper ebenso wenig auf einen Körper einwirken wie Materie auf Materie bzw. Teile eines Körpers auf die Teile eines anderen Körpers, sondern jede Aktion kommt von der Qualität, von der Form und letztlich aus der Seele.“ – Also Kurzform: Die Fernwirkung wird über die Weltseele vermittelt. – „Diese verändert zuerst die Dispositionen, damit dann die Dispositionen den Körper verändern.” – Also quasi ein zwischengeschaltetes Feld wird hier eingeführt. – „So wirkt der Körper auf einen entfernten und einen nahen Körper ein und auf seine eigentümlichen Teile, und zwar durch den gewissen Konsensus, die Copula,” – also Verbindung – „und Vereinigung, die die Form ist, die wiederum die Weltseele ist.” Bruno identifiziert häufig genug die Weltseele mit der universellen Form. „Weil deshalb jeder Körper von der Form gelenkt wird, bzw. die Teile von Teilen, die durch einen Spiritus” – Geist – „verbunden werden, wie es ja vorkommt, dass eine Seele auf eine andere, ihr nächste, überall und von überall einwirkt, so kommt es auch notwendigerweise vor, dass sie auf den Körper einwirkt wo immer sie auch sei, als auf das, was jener Seele zu Diensten steht, und ihr untersteht.” Diese Art von Wirkung in die Ferne in einem seelischen Sinne wird von Bruno ganz eng mit der Weltseele verbunden. Er liefert in diesem Buch, in diesem Büchlein „De magia” eine Art naturphilosophische Grundlegung der Magie, auch der Korrespondenzenlehre im Sinne der Renaissance-Philosophie, die damals, das habe ich ja angedeutet, ungeheuer verbreitet war. „Wer also diese unauflösliche Kontinuität der Seele, die mit einer gewissen Notwendigkeit an den Körper gebunden ist, erkannt hat, wird nicht nur auf mediokre Weise über ein Prinzip verfügen, um zu operieren und um auf wahrere Weise über die Natur der Dinge zu meditieren. Er wird auch hier sogleich den Grund dafür finden, warum es kein Vakuum gibt bzw. keinen Raum ohne Körper.” Das ist wichtig. Damit ist, werden wir gleich sehen, nicht gemeint, dass der Raum in Gänze angefüllt sei von physisch-sinnlichen Körpern. Das gibt auch den universalen feinstofflichen Körper, also „dass es kein Vakuum gibt bzw. keinen Raum ohne Körper. Es bewegt sich ja kein Körper aus einem Ort fort, ohne dass ein anderer nachrückte. Die Seele zwar verlässt ihren eigenen Körper nach dem Leben, den universalen Körper aber kann sie niemals verlassen. Oder, wenn du es so lieber sagen willst, sie kann nicht von dem universalen Körper verlassen werden. Die verlassene Seele nämlich, einfach oder zusammengesetzt, wird auf ein anderes Einfaches oder Zusammengesetztes übertragen, oder es wird die von einem Körper verlassene Seele von einem anderen Körper aufgenommen und gestützt.”

Das geht in die Lehre der Seelenwanderung, die Bruno auch zurückgreifend auf pythagoräische Vorstellungen Anderer in seiner Philosophie verarbeitet hat, ohne dass sie auf eine sehr starke Weise ein Hauptakzent wäre. „Sie hat einen unauflöslichen Nexus mit der universalen Materie, und weil ihre Natur überall ganz und kontinuierlich ist, nimmt sie wahr, dass die körperliche Natur überall zugleich mit ihr existiert. Daher der Schluss, dass es kein Vakuum geben kann als Raum ohne Körper. Dass also das Vakuum wie der Raum ist, in dem verschiedene Körper aufeinander nachfolgen und sich bewegen. Von da kommt auch die zusammenhängende Bewegung der Teile eines Körpers gegen die Teile eines anderen, nämlich durch den Raum” – jetzt eine wichtige Stelle – „durch den Raum als Kontinuum, das nirgends durch ein Vakuum unterbrochen ist, das zwischen zwei vollen Raumteilen wäre.” – Also der Raum als ein universell gefülltes Kontinuum. – „das nirgends durch ein Vakuum unterbrochen ist, das zwischen zwei vollen Räumen teilen wäre, außer wir nennen Vakuum Dasjenige, in dem eben kein sinnlich wahrnehmbarer Körper ist.” Das [raum]körperliche Kontinuum ist tatsächlich nicht sinnlich wahrnehmbar, das ist wichtig. „Es besteht nämlich in einem luftigen oder ätherischen Spiritus, Geist. Jener ist das Aktivste und Wirkungs­vollste sozusagen mit der Seele am meisten wegen seiner Ähnlichkeit mit ihr verbunden, aufgrund deren er mehr zurückweicht von der Dichte der schwerfälligen Substanz der zusammengesetzten und wahrnehmbaren Dinge.” – Und so weiter.

Dann führt Bruno ein bisschen später den Begriff des geistigen Körpers ein und identifiziert ihn mit dem universalen Körper und diesen wiederum in gewisser Weise mit dem Weltäther. Das sind Gedanken, die einen letztlich dazu bringen könnten, zu vermuten, dass Bruno den Raum als Äther denkt, dass er in gewisser Weise an Raum-Äther denkt, obwohl es in dieser expliziten Form nicht gesagt wird. Eine zweite kurze Stelle nochmal zu dieser Frage des Allzusammenhangs aus einem anderen Buch über die Monas, über die Einheit, über die Monade. Da heißt es: „Ein Seiendes, das die Formen der Dinge, das Leben und die Zahl umfasst, wird in einem unendlichen Kreis und in einer unendlichen Sphäre erkannt.” Eine bei Bruno kolossal wichtige Denkfigur, die Vorstellung einer unendlichen Kugel. Natürlich kann man sagen, die Kugel, per definitionem, ist und kann nur sein, eine endliche Kugel, eine unendliche Kugel kann es nicht geben, dann wäre sie keine Kugel mehr. Insofern ist es eine Metapher, wenn man so will, die sich selbst überschreitet. … „als ein Wahres, Ähnliches und Eines. Und du wirst nur das ein für sich selbst von allen Seiten her Bestehendes nennen, was in allen Teilen Gleiches ist. Freilich nennst du auch so das Unendliche, in dem du das Zentrum überall annimmst.”

Die berühmte Aussage: In einem unendlichen Raum ist das Zentrum in jedem einzelnen Raumpunkt, nämlich überall. Also die unendliche Kugel, wenn dann die Metapher einen Sinn macht, ist eine Kugel, deren Zentrum überall ist, eine Aussage übrigens, die [es] schon in etwas anderer Form in den hermetischen Schriften, in dem Corpus des Hermes Trismegistos gibt, auf die sich Bruno mehrfach bezieht. Das sind diese Schriften, auf die sich Bruno mehrfach bezieht, von denen man annimmt, dass sie aus dem zweiten, dritten, vierten nachchristlichen Jahrhundert stammen. Neuere Forschungen allerdings vermuten, dass die Schriften doch wesentlich älter sind, als man lange angenommen hat. „Der eine Kreis und die Kugel zeigen diese Natur in den Dingen auf vollkommene Weise an. Auch wenn wir ihre Bewegung betrachten und ihre Kraft, sich zu bewegen. Der Kreis ist das Fatum, das über allem mit seinem unbeugsamen Gesetz, nachdem sich auch die kontingenten Dinge in ihrer Gewissensfreiheit verbinden, manchmal in Bezug auf ihr Ziel. Das Fatum steht fest als etwas ganz Notwendiges, auch wenn sich der Wille der Natur und der Wille des Geistes widersprechen. Dort wurde nicht ein Ganzes, sondern Partikuläres ausgemacht. Ein Gesetz ist es, nachdem wir durch die Natur geflossen sind, von einem hohen Prinzip aus und indem wir uns erhalten mit Sinn und Ingenium Beschenkte und Lebendige. Schließlich werden wir im Rückfluss aus der dem Tode nahen Gegend zu unserem hohen Ursprung zurückgeführt.” Und so weiter.

Hier stellt Bruno dann seine Lehre dar, die er zum Teil auf Nicolaus von Cusa aufbaut, der Identität des Maximums und des Minimums. Das spielt ja auch in meiner eigenen Naturphilosophie-Kosmologie eine große Rolle. Das habe ich Ihnen ja versucht zu erläutern. Die Frage nämlich, ob in einem äußersten Verdichtungspunkt, wie Bruno das auch mehrfach erläutert, nicht ein Umschlag erfolgt. Es gibt ja bei Bruno eine kleine Schrift, ich habe das ja schon mal angedeutet, die den Titel trägt „De contrazione”, über die Zusammenziehung, und da stellt er dar eine geistige Übung, eine Art Exerzitium, eine Meditation, wenn man das so nennen will, wie der Einzelne meditativ konzentrativ in der Lage ist, von der Kugelperipherie zunehmend weiter ins Innere zu kommen, und wenn das Bewusstsein das geschafft hat, sich ganz in den Mittelpunkt der Kugel zurückzuziehen und quasi in diesen Einheitspunkt, diesen magischen, gleichsam implodierenden Punkt, dann verstrahlt das Bewusstsein in die Unendlichkeit des Alls. Er bringt immer wieder solche meditativ orientierten Bilder in diesem Zusammenhang, sodass man vermuten kann, dass er viele seiner philosophischen Konzeptionen aus derartigen, wenn man es so nennen will, Exerzitien mit gewonnen hat, also die Kontraktion als eine ganz wichtige Grundfigur, also die äußerste Zusammenziehung auf einen Punkt lässt die gesamte Strahlkraft, die unendlichen Radien dieser Kugel in diesem einen Punkt implodieren, und dann folgt die Strahlung in die Unendlichkeit des Alls hinein.

Die Zusammenhänge von Weltseele und Weltäther, ich habe das schon gesagt, sind sehr schwer argumentativ und restlos schlüssig auf den Punkt zu bringen. Ich glaube nicht, dass das im Moment möglich ist. Man muss da gewisse Unschärfen zur Kenntnis nehmen und auch stehenlassen. In Gesprächen ist mir immer wieder deutlich geworden, dass es hier eine grundlegende Barriere gibt, auch in der sprachlichen Fassung. Ich habe das ja schon im Hinblick auf die Weltseele genannt [benannt]. Wenn man fragt: Was ist genau, begrifflich präzise, sagen wir mal auch im Sinne der Hegelschen Logik, die Weltseele, dann muss man diese Unschärfe lassen, dann kann man im Kontext dieser logischen Zirkel diese Frage nicht klären. Es ist insofern kein Zufall, dass aus dem Kontext dieser logischen Zirkel eigentlich der Begriff „Weltseele” eher eliminiert wird. Also ich sage es nochmal, Weltseele mit einer gewissen Unschärfe, mit einer ganz bewussten Unschärfe, eine Art Universal­begriff für die Existenz, für die reale, für die wirkliche Existenz des Alllebendigen im Universum. Das ist gemeint. Und diesen Begriff nun noch weiter zu pressen, in gewisser Weise, ihn noch zu präzisieren in einer logisch-argumentativen Weise wird nicht gehen, geht jedenfalls im Moment nicht und muss so stehenbleiben.

Genauso schwierig ist natürlich die Frage einer restlosen Klärung und begrifflichen Fixierung dessen, was Weltgeist sein soll. Ich habe ja vorhin schon angedeutet, dass man einen gewissen Grad von objektivem Idealismus in jeder Naturphilosophie voraussetzen muss. Ich muss als Jemand, der den Kosmos, der das Universum betrachtet, bis zu einem gewissen Sinne davon ausgehen, dass mir da draußen tatsächlich ein Geist antwortet, dass eine gewisse Korrespondenz besteht zwischen diesem Geist und mir selber. Wenn ich das in einem absoluten Sinne verneine und sage, das ist nicht der Fall, es gibt diesen Geist nicht, es gibt dieses Korrespondierende, dieses antwortende Bewusstsein nicht, bin ich zurückge­worfen auf mich selbst und bleibe letztlich im Zirkel meiner eigenen Projektion stecken, dann komme ich nicht raus aus dem Zirkel. Ich muss in gewisser Weise die Prämisse machen, das ist eine Prämisse, dass so etwas wie Geist tatsächlich in der Welt vorhanden ist und zwar wirklich vorhanden ist. Und dann ist die nächste Frage, die ich ja auch verschiedentlich in dem Semester angesprochen habe, muss man dann den nächsten Schritt gehen und sagen: Geist lässt sich nicht denken, Bewusstsein lässt sich nicht denken ohne ein Wesen, ohne Wesen, jetzt Plural, die diesen Geist, das Bewusstsein haben.

Das hatten wir ja schon auch in der letzten Stunde in der Diskussion, die Frage mit dem Träger dieses Bewusstseins. Dann könnte man den nächsten Schritt wagen, zu sagen, diese Geistqualität in der Welt da draußen im Universum ist auch zugleich ein Hinweis auf Wesen, auf Existenzen, auf seelisch geistige Wirklichkeiten und Wirkkräfte. Das ist natürlich ein Schritt, der nicht unbedingt mit dem Hinweis auf den objektiven Idealismus abgedeckt ist, aber der möglich ist. Dann wäre man also völlig in einem vollkommen anderen Universum. Wenn man diesen Schritt vollziehen möchte, dann wäre man im brunoischen Sinne in einem allbelebten Universum, in einem von brodelndem Leben erfüllten Universum, was tatsächlich auf vielfältige Weise auch Wesenheiten enthält und geradezu konstituiert wird durch diese Wesenheiten. Dann wären auch die Gestirne, wie ich das ja mehrfach auch angedeutet habe, große götterähnliche Wesenheiten mit einem quasi kosmischen Bewusstsein. Dann ist alles anders. Dann wäre man schlagartig in einer vollkommen anderen Welt. Und das ist nicht ausgeschlossen, dass der Punkt kommen könnte in der Bewusstseinsgeschichte der Menschheit, sage ich mal prognostisch, wenn wir uns nicht selber vorher zerstören, dass das tatsächlich auch erreicht wird, dass man tatsächlich an den Punkt kommt, wo man begreifen wird, dass wenn man in dieses All hinauf- oder hineinblickt, in ein Bewusstsein hineinblickt, in ein lebendiges, auch wesenhaftes Bewusstsein. Und es ist natürlich eine vollkommen andere Blickperspektive, die dann in die Betrachtung kommt, als wenn ich mich als einsames, isoliertes Individuum in einem betäubenden Nichts betrachte, in einem Raum-Nichts, das irgendwo rätselhaft verstrickt ist in eine Außenwelt, die überhaupt nichts von mir weiß, die mich nicht kennt, nicht will, im Sinne dessen, was ich manchmal nenne das Du-bist-nicht-gemeint-Universum, also das Du-bist-nicht-gemeint-Universum, dann kann der Mensch nur, und ist dann auch nur, ein Zigeuner am Rande sein, wie es Jacques Monod gesagt hat, dann ist er nicht gemeint. Dann ist er hinaufgewirbelt in einem Zufallsprozess, in eine monströse Kulisse hineingestellt, wo er dann, wenn er konsequent wäre, sich auch nur daraus verabschieden kann, dann kann er sozusagen nur in die innere Emigration wandern. Dieses Universum kann da nicht seine Heimat sein, aber das ist noch nicht ausgemacht.

Insofern ist es in gewisser Weise verständlich, wenn viele Intellektuelle, ich sage ja spätestens seit Nietzsche, genau diese Emigration vollzogen haben. Ich habe das ja angedeutet, bis hin zu Sloterdijk, der ganz explizit sagt: Wer als Intellektueller heute ernst genommen werden will und beschäftigt sich mit kosmologischen Fragen mit einer gewissen Leidenschaft, was ich ja, wie Sie wissen, auch tue, der ist gar nicht ernstzunehmen. Das ist natürlich ein radikales Verdikt über Denken über [das] Universum überhaupt. Das hat zu dieser ungeheuren Spaltung geführt, dass philosophische Intellektuelle sich mit diesen Fragen überhaupt nicht mehr beschäftigen, dieses Heft vollkommen abgegeben haben an die Physik, Astrophysik, Astronomie, Kosmologie. Das ist schade. Das ist eine verhängnis­volle Schere. Und mein Bemühen seit Jahren, um nicht zu sagen Jahrzehnten, besteht ja darin, das zusammenzuführen. Und da sehe ich auch eine Chance für die Philosophie. Ich habe das gerade nochmal mit einem längeren Gespräch mit einem Journalisten ventiliert den Gedanken, dass gerade da eigentlich die Philosophie eine große Chance hätte, wenn sie überhaupt noch einen Sinn haben soll, wenn sie nicht vollkommen abdanken will und sozusagen das Feld frei lässt für die reduktionistische Physik mit ihren Anreicherungen, was weiß ich, durch New Age und spirituelle Physik, Dao der Physik und was nicht alles, aber letztlich sich vollkommen rausnimmt oder sich verstrickt in, was weiß ich, hegel­ianisch-logische Zirkelspiele, was auch nichts bringt, also nach meiner Überzeugung.

Also, es wäre wirklich die Philosophie nochmal aufgerufen, einen neuen Beitrag zu leisten für diese Frage, die ich eingangs gestellt habe: Wo sind wir? In was für einem Universum leben wir eigentlich? Das kann ja letztlich keinem Menschen gleichgültig sein. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass ein Mensch das mit Gleichgültigkeit betrach­tet, wie die Dinge sind, wie er in den Dingen steht, in welchem Universum er sich befindet.

Er kann die Frage ausklammern, er kann sagen, die Frage ist letztlich eine religiöse Frage, die ist gar nicht zu klären von der Wissenschaft, dass Denkmuster kapitulieren. Man kann da glauben oder nicht glauben. Das ist eine andere Frage. Aber es gibt auch eine Dimension von Erkenntnis, die über die Glaubensebene hinausreicht. Und da sind wir, glaube ich aufgerufen, was zu leisten, und da ist noch viel zu leisten. Und da finde ich, dass da etwa der Philosoph Giordano Bruno eine wichtige Rolle spielen kann. Und ich bin gespannt, was zu dem 400. Todestag, der ja bald kommt, in der sogenannten Öffentlichkeit sich ereignet. Da werde ich ja auch ein bisschen dran beteiligt sein, wie sich das gestaltet. Also wenn ich den Text lese, der da in der Ankündigung des Urania-Vortrages steht, also wenn ich diesen Text mir angucke, dann kann man immerhin vermuten, dass da bestimmte Gedanken diese Richtung geäußert werden. Zumindest scheint man begriffen zu haben, dass die Frage nach einem lebendigen Universum wirklich eine zentrale Frage ist. Aber ich habe schon angedeutet, ob ich zu dem Vortrag, ob ich mich da in den Saal setze, wahrscheinlich nicht, aus verschiedenen und durchaus verständlichen oder naheliegenden Gründen werde ich das wahrscheinlich nicht tun. Auf jeden Fall, die Frage bleibt auf der Tagesordnung und ist vielleicht mehr denn je auf der Tagesordnung. Und wenn diese Vorlesungsreihe, die ja noch eine weitere Vorlesung in der nächsten Woche enthält, ein bisschen, sagen wir mal, ein Ahnen in der Richtung vermittelt hat, wäre das schon viel. Denn mehr als das kann es nicht sein, ein Ahnen zu vermitteln, dass die Frage nach der eigenen Existenz im Universum noch einmal ganz neu grundlegend gestellt werden muss. Man kann nicht einfach das abgeben an die reduktionistische Naturwissenschaft-Kosmologie. Die hat da im Grunde keine wirklichen Antworten oder zieht sich aus den wirklichen Antworten heraus, stellt schon gar nicht mal die Fragen und delegiert es von vornherein an die Glaubensfakultät. Kann sein, kann nicht sein, kann man glauben, muss man nicht glauben, nach dem berühmten Muster. Ich glaube, das ist zu kurz gedacht und das heißt, das Denken nun wirklich zu klein machen. Ich denke, da hat das wirkliche Denken eine große Chance und in dieser Richtung habe ich bisher gearbeitet und werde auch weiter in der Richtung arbeiten.

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