Philosophie des Tantrismus I

– Hinduistischer und Buddhistischer Tantrismus

Vorlesungsreihe:

Mensch und Erde, Teil III
Die Herausforderung einer neuen Theorie des Lebendigen

Humboldt-Universität zu Berlin
Sozialökologie als Studium Generale / Sommersemester 1998
Dozent: Jochen Kirchhoff
Quelle: YouTube-Kanal Jochen Kirchhoff / Alle Audiovorlesungen Nr. 1

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Nun, wenn man vor 20 Jahren eine der berühmten Umfragen gemacht hätte oder auch nur vor 10 Jahren, was denn Tantra sei, dann glaube ich, dass ein erklecklicher Teil der Befragten eher ihr Unvermögen bekundet hätten, hierüber Näheres oder Differenzierteres zu sagen. Heute sieht das anders aus. Zumindest, sagen wir mal, der Begriff „Tantra“ ist relativ verbreitet. Selbst auf der Ebene von bestimmten Postillen, Zeitschriften und Ähnlichem wird gelegentlich auch mal ein Artikel gebracht, meist sinnlich üppig bebildert über das, was als Tantra gilt, oder was als Tantra gelten soll. Also [es] hat sich ein gewisser Umschwung abgezeichnet, da ist eine gewisse Bewegung zu verzeichnen.

Nun, wenn man heute diese Umfrage macht, dann würde man wahrscheinlich bei den meisten Menschen erst einmal, wenn sie den Begriff kennen, auf eine ungefähre Kennzeichnung stoßen, die etwa so aussähe: Na ja, das hat irgendwas mit Sexualität zu tun, mit asiatischer Sexualität, mit bestimmten ritualisierten Formen von Erotik, von Sexualität, und es gibt Tantra-Kurse, die New Age Szene ist voll davon. Seit den siebziger Jahren, unter anderem durch den damals weltbekannten Guru Bhagwan Shree Rajneesh, später Osho, sind diese Grundgedanken des Tantrismus in die ganze Psychotherapie-Szene eingegangen und sind heute mittlerweile fast ein integraler Bestandteil der gesamten Szene. Weniger bekannt und weniger, sagen wir mal ausgeleuchtet, sind die kosmologischen, die weltanschaulichen, die geistesgeschichtlichen Dimensionen des Tantrismus, und ich will versuchen, Ihnen heute ein bisschen was zu erzählen über hinduistischen Tantrismus und sogenannten buddhistischen Tantrismus, ihnen also einen Überblick geben, was Tantrismus, was die Tantras in Asien geschichtlich und bis heute waren, wie sich das weiterentwickelt hat und dann in der nächsten Vorlesung ihnen einige Einblicke geben in die Auswirkungen dieses Tantrismus in der modernen Kosmologie, Naturphilosophie, in der Therapie-Szene. Also, unser Thema war ja in diesem Semester die Frage, eines der Themen, gibt es eine Lebenskraft, eine Lebensenergie? Wir haben ja zwei Vorträge gehört, einen von Arnim Bechmann und den anderen von Volker Rohleder als Gastvorträge über Dimensionen, wie man heute Lebenskraft denken kann, etwa von der Homöopathie aus oder von ganz bestimmten Experimenten aus. Ich habe das verschiedentlich weitgehend bejaht als eine, ich glaube, dass die Lebenskraft, die Lebensenergie, dass das eine wie immer geartete Wirklichkeit des menschlichen Seins darstellt, auch wenn diese Wirklichkeit sich nicht im strengen, reduktionistischen oder analytischen oder messbaren Sinne festmachen lässt. Da wird es zunächst einmal relativ schwierig.

Nun, was ist Tantrismus? Was ist Tantra? Wie ist das entstanden? Die Wurzeln dieser geistigen Strömung liegen weitgehend im Dunkeln. Man kann also nicht sagen da, in diesem Teil Asiens, zu dieser Zeit sei Tantrismus entstanden. Das ist nicht möglich. Was wir haben, sind zunächst einmal heute noch verbliebene Reste tantrischer Praktiken, tantrischer Rituale in Teilen von Indien und Teilen des Himalaya-Raums und anderswo. Und was wir haben, ist ein riesiger Kanon von Texten, die auch als die Tantras bezeichnet werden, eine ungeheure Fülle von sehr schwierigen, sehr komplexen, sehr ausdifferenzierten Texten, von denen auch nur einige überhaupt in eine fremde Sprache übersetzt worden sind, sei es ins Englische, Französische oder Deutsche. Viele dieser Texte sind überhaupt gar nicht übersetzt. Also, die Tantras meinen Texte, alte Texte, zum Teil hinduistische Texte, aber auch buddhistische Texte, dazu nachher mehr.

Auch im Buddhismus gibt es ja eine Strömung, die sich bezeichnet als tantrischen Buddhismus, oft auch synonym verwendet für tibetischen Buddhismus. Das ist ja fast manchmal austauschbar geworden: tibetischer Buddhismus, tantrischer Buddhismus. Nun, wir wissen nicht die Quellen. Wir wissen nicht, wann Tantrismus entstanden ist. Es gibt viele Spekulationen darüber, auch was die Etymologie des Wortes betrifft. Eine davon sieht so aus, dass das Wort zurückgeht auf den Begriff „tan“, was so viel heißt wie „Gewebe“. Also dann wäre schon ein wichtiger Aspekt beleuchtet, dass also „tan“‘ im Sinne von Tantra eine Art Gewebe darstellt, also ganz vereinfacht gesagt ein Gewebe, oder wie man heute sagen würde, vielleicht modern, ein Netzwerk.

Grundgedanke also von Tantrismus, Tantra in seinen, in ihren ältesten Formen bedeutet, die Welt als Ganzes wird gesehen, als ein großes System, als ein großes Netzwerk, innerhalb dessen Innen und Außen, diesseits, jenseits, Männliches und Weibliches in einem sehr differenzierten Wechselspiel sich zueinander befinden. Diese Welt ist aufgespalten in Dualitäten, aber in der Tiefe eine Einheit. Und was wichtig ist und was sich wie ein roter Faden durch den Tantrismus zieht, bis heute, ist der Gedanke, dass alle Polaritäten und Dualitäten der Welt im Letzten zurückgehen auf eine Ur-Einheit und dass die Welt in toto, die Welt als Ganzes, die Welt in ihrem ungeheuren subtilen Gefüge, bejaht werden soll.

Es gibt also im Tantrismus nicht die Vorstellung, wie ja in sehr vielen spirituellen Strömungen, dass bestimmte Aspekte der Welt zu verneinen sein. Also Tantrismus ist eine plakativ erst einmal hierhin gestellt, eine Lehre der Weltbejahung, und Spiritualität im Trantrismus bedeutet nicht eine Abkehrung von der sinnlich-physischen Welt, bedeutet keine Abkehrung von Sexualität und Eros, im Gegenteil ‒ es ist ein wesentlicher Impuls in dieser Lehre, dass die höheren Bewusstseinsstufen des Menschen gerade nicht erreicht werden, indem man sich von dem Körper, von dem physisch Sinnlichen abwendet, indem man zum Beispiel asketisch das körperliche Sexuelle verneint. Gerade in der Bejahung wird ein Weg gesehen, eine höhere Stufe des Geistes und des Bewusstseins zu erringen. Also Tantra bejaht, Tantra bejaht den Körper, den Leib, Tantra bejaht den Eros und die Sexualität als ein Werkzeug, als ein Vehikel, wenn man so will, jetzt buddhistisch gesprochen, der Erleuchtung. Also es gibt einen Buchtitel, der lautet „Erleuchtung durch Ekstase“, sehr plakativ, aber es ist im Kern richtig. Erleuchtung also nicht durch eine Abkehr von ekstatisch erotischen Zuständen, sondern Erleuchtung durch ein Hineingehen in diese Zustände, und zwar ganz bewusst und wach, mit allen Sinnen und mit allen Fakultäten der seelisch geistigen Existenz. Das also ein Grundansatz.

Wie dieser Grundansatz sich geschichtlich konstelliert hat, lässt sich schwer sagen, es wird verschiedentlich vermutet, dass das zusammenhängen könnte mit sehr alten matriarchalen Formen der Gesellschaft, mit bestimmten Urmutter-Kulten oder Magna-Mater-Kulten, etwa im Mittelmeerraum, in Kleinasien und dann auch bis weit nach Indien hinein. Das lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Kannten die matriarchalen Kulturformen, wenn es sie so überhaupt gegeben hat, sie wissen, da gibt es auch starke Zweifel dran, also kannten diese matriarchalen Kulturformen so etwas wie eine tantrische Lebens- und Welthaltung? Das wissen wir nicht, weil sie ja keine schriftlichen Kulturen [hinterlassen haben], es sind prähistorische Kulturen, wir haben keine Schriftzeugnisse. Wir müssen schließen aufgrund der archäologischen Funde, was das eventuell gewesen sein könnte.

Es gibt viele Statuetten, etwa in Anatolien, Kleinasien sind ja viele Statuetten gefunden worden, die als Mutter-Gottheiten interpretiert worden sind. Aber wir wissen letztlich nicht genau, wie das kulturell konkret aussah mit dem Tantrischen, auch wenn es vereinzelt einige Darstellungen von Geschlechtsakten, etwa auf Reliefs und in anderen Kontexten gegeben hat. Also das muss man offen lassen.

Nun, der Tantrismus als eine Geistes- und Seelenhaltung, als eine Weltanschauung, ist eine sehr subtile, empirisch fundierte Wissenschaft des Leibes als Ausgangspunkt. Tantrismus ist nicht in erster Linie eine Theorie, ein Denksystem, nicht in erster Linie eine Philosophie. Natürlich umschließt die Praxis des Körperlichen auch einen kosmologischen Zusammenhang, einen weltanschaulichen Zusammenhang ‒ das ist klar. Aber das ist nicht das Primäre. Tantra ist eine Erfahrungswissenschaft des Leibes, zumal als Begriff gewählt für den beseelten Körper, es enthält Praktiken, Methoden, mittels deren man in ganz bestimmte Zustände gelangen kann. Es ist eine Arbeit mit den Energien des Körpers, mit der Lebensenergie, wobei ein sehr feines, hochdifferenziertes System vorausgesetzt wird, was die feinstofflichen Ströme im menschlichen Leib ausmacht, wie sie entstanden sind, wie sie verlaufen und ‒ wichtig: wie sie möglicherweise kanalisiert werden können mittels ganz bestimmter meditativer Praktiken.

Eine weitere Grundorientierung muss angemerkt werden. Es gibt, das ist in der Literatur auch immer wieder dargestellt worden, grob gesagt zwei Richtungen im Tantrismus, auch im asiatischen Tantrismus. Ich rede jetzt zunächst noch nicht von Hinduismus und Buddhismus. Sagen wir einfach asiatischer Tantrismus, eine eher, wie es oft heißt, linkshändige Richtung und eine eher rechtshändige Richtung. Das ist nicht primär und unbedingt so gemeint, als ginge es hier um einen etwa weiblichen [Weg], auf der einen Seite und männlichen [Weg] auf der anderen Seite, also links und rechts ist nicht mit männlich und weiblich gleichzusetzen. Es ist etwas anderes gemeint. Der sogenannte linkshändige Pfad, wie das in vielen Ritualen auch deutlich wird und in der einschlägigen Literatur auch immer wieder beschrieben wird, meint, die Sexualität wird direkt ausgelebt. Sie ist das, was sie ist, und sie darf das auch sein. Also Sexualität wird bejaht, ausgelebt, direkt sinnlich ausgelebt, während im sogenannten rechtshändigen Pfad Sexualität eher transformiert wird in eine eher feinstoffliche, geistig seelische Ebene. Also Sexualität wird zwar bejaht, es gibt keinerlei Verneinung, aber sie wird nicht ausgelebt, sie wird nur transformiert, also nur in Anführungszeichen. Sie wird transformiert in einen, in eine andere Schwingungsebene, also der einzelne Yogi, zunächst mal sind es Yogis, es sind primär auch Männer, das muss man sagen, obwohl auch immer wieder in der Literatur zu lesen ist, es sei eine von weiblichem Weltgefühl bestimmte Haltung, also primär waren es Männer ‒ diese Yogis hatten bestimmte Praktiken entwickelt, wie sie auch für sich alleine, für sich und mit sich, diese feinstofflichen Energien erwecken können, ohne dass sie eine konkrete Sexualpartnerin gebraucht hätten.

Das finden sie heute zum Beispiel im tantrisch-tibetischen Buddhismus, der sogenannten Gelbmützen-Richtung, der der Dalai Lama angehört. Hier wird in dieser Richtung mehrheitlich eine asketische Welthaltung propagiert. Die führenden Lamas und Stammhalter dieser Richtung haben keine sexuellen Kontakte, jedenfalls was diese Richtung betrifft, die sogenannte Gelbmützen-Richtung. Aber in allen Darstellungen, die man findet, auf den sogenannten Tankas, den Rollbildern, im Zentrum der Mandalas oder in vielerlei künstlerischen Darstellungen, sieht man immer Mann und Frau in geschlechtlicher Vereinigung. Das wird auch interpretiert in den Tantras als eine symbolisch-feinstoffliche Vereinigung.

Also, die Frau gilt als Manifestation dessen, was im tibetischen Buddhismus „Prajna“ heißt, Weisheit, und es ist ein System, was darauf abzielt, dem Mann erst einmal primär, theoretisch, konzeptionell auch der Frau, aber primär dem Mann, über eine feinstoffliche Energiearbeit zu höheren Bewusstseinsstufen zu verhelfen. Immer wieder wird gesagt, dass sei keine Verneinung oder Ablehnung der Sexualität, aber sie wird nicht zugelassen. Also die Lamas der Gelbmützen-Sekte, der der Dalai Lama vorsteht, sind asketisch orientiert. Andere Richtungen im tibetischen Buddhismus sind es nicht. Dazu nachher gleich mehr. Also es gibt, ganz vereinfacht gesagt, den linkshändigen Pfad und es gibt den rechtshändigen Pfad. Der linkshändige lebt die Sexualität lebt sie aus, der rechtshändige Pfad bejaht die Sexualität auch konzeptionell, theoretisch, aber sie wird praktisch, sinnlich physisch direkt sublimiert, könnte man sagen mit Freud, wenn das der richtige Begriff sein sollte.

Nun, ich hatte einleitend gesagt, viele glauben heute, Tantra sei eine Sexuallehre. Das ist bis zu einem gewissen Grade auch richtig, weil auch im traditionellen Tantrismus immer wieder darauf hingewiesen wird, dass sich im Männlichen und Weiblichen wie nirgendwo sonst die Ur-Polarität des Kosmos spiegele und unmittelbar physisch, sinnlich, seelisch, geistig erlebbar sei. Also nicht theoretisch, sondern unmittelbar, physisch, sinnlich, konkret. Das heißt, das Männliche und das Weibliche werden, wie ja auch zum Teil [in] der chinesischen Philosophie, gesehen als Grundprinzipien des Universums, die sich in je konkreten Männern bzw. Frauen inkarnieren, und die geschlechtliche Vermischung, die geschlechtliche Verbindung stellt gleichzeitig einen kosmischen, ja einen kosmogonischen, einen weltschöpferischen Akt dar, wiederholt in gewisser Weise die Weltschöpfung im konkret Einzelnen. Also, die Verbindung von Mann und Frau ist ein symbolisches Geschehen, was in jedem Moment immer wieder das Archetypische heraufbeschwört. Also in der tantrischen Verbindung wird das Geschlechtliche vollkommen entindividualisiert. Es bekommt eine archetypische Dimension, und die archetypische Dimension bestimmt auch Wert und Würde dieser Verbindung.

Nun ist das Ganze eingebettet, ich sagte es schon, in ein sehr subtiles ausdifferenziertes Weltanschauungssystem, wenn auch dieses Weltanschauungssystem in keiner Weise das Primäre ist. Worum geht es? Was ist das Ziel dieser tantrischen Weltsicht? Es geht ganz vereinfacht darum, der Mensch sollte erkennen, müsste erkennen, [es] sei seine Aufgabe zu erkennen, dass er ein integraler Bestandteil des Universums, des Kosmos ist und dass es Möglichkeiten gibt, sich dieses Bestandteilseins bewusst zu werden. Der Mensch soll sich bewusst werden, dass er nicht eine isolierte Entität ist, also nicht ein separater Körper, eine vollkommen abgespaltene Einheit ist, sondern dass er mit allem in ständiger Verbindung lebt. Ein wesentlicher Gedanke im Tantrismus ist der Gedanke der Verbundenheit und der Verbindung. Niemand, wird gesagt, sei isoliert, es gäbe keine Separatheit. Wohlgemerkt, denken Sie an das, was ich letztes Mal gesagt habe über die Systemtheorie. Dies wird nicht als ein theoretisch abstraktes Modell hingestellt, sondern als eine existenzielle Erfahrungsmöglichkeit. Das ist wichtig. Es ist eine existenzielle Erfahrungsmöglichkeit, dass der Einzelne realisieren kann, dass er universell verbunden ist. Das wird hier auch in anderer Form im Buddhismus betont, dass das Ego, auch die für sich bestehende separate Körperlichkeit so in der Form, wie wir sie unmittelbar erleben, eine Täuschung ist.

Also die Allverbundenheit soll erlebbar gemacht werden, und es soll ein Zustand heraufbeschworen werden, in dem der Mensch sich begreift als nicht getrennt und zugleich begreift als in einem Zustand, und das ist jetzt immer wieder heraufbeschworen in den Texten, dass der Mensch sich begreift als auf dem Wege zu einem Zustand, in dem er letztendlich immer schon war, den er nie verlassen hat, in dem er wurzelt, der er ist. Das finden Sie dann wieder im Rahmen des tibetischen Buddhismus, in der Figur, in der Denkfigur: Jeder ist Buddha, nicht, wie es Hakuin sagt: Dieser Körper ist der Körper des Buddha, jeder ist Buddha. Es ginge nur darum, dass der Einzelne sich dieser Buddha-Natur erinnert, während ja im traditionellen Hinayana-Buddhismus gesagt wird, der Mensch muss einen ganz langen, einen unendlich langen Weg gehen, bis er irgendwann die Erleuchtungsstufe vielleicht erreichen kann. Hier wird gesagt, der Mensch ist eigentlich schon in der Tiefe dort, wo er hin soll und auch hin will, er müsse sich nur dessen erinnern. Also Erinnerung an die Allverbundenheit. Erinnerung, dass er immer schon dort ist, wo er hin will.

Ein Begriff dann im Sanskrit, der immer wieder verwendet wird, heißt ananda. Ananda heißt Seligkeit, Englisch bliss, Seligkeit. Es ist ein Charakteristikum der hinduistisch-buddhistischen Schriften, nicht nur der tantrischen Schriften, dass davon ausgegangen wird, fast durchgängig, dass die eigentliche Essenz und Substanz des Menschen ananda, Seligkeit sei. Das ist ja keine Selbstverständlichkeit. Warum soll denn die Essenz, die Substanz der menschlichen Existenzform Seligkeit sein. Es wird aber angenommen. Ananda ist der Zustand, der auch gleichzeitig die Essenz von allem ist. Alles ist Ananda und alles Leid, alles Böse sind nur Verdunkelungen dieses Ananda. Und Ananda ist auch zugleich die Manifestation dessen, was in all diesen Schriften als „das Eine“ bezeichnet wird. Und da gibt es einen weltanschaulichen kosmologischen Zusammenhang, etwa mit den Upanishaden, den alten Veden oder der Vedanta-Philosophie in Indien, obwohl diese Verbindungen, jetzt mal rein historisch gesehen, undeutlich sind, also sich nicht restfrei festmachen lassen. Aber es gibt einen Zusammenhang zwischen den alten tantrischen Denkfiguren und Erfahrungsmöglichkeiten und den Upanishaden, die ja immer wieder darauf hingewiesen haben: Die Vielheit der Welt, die ungeheure, ausdifferenzierte Vielgestaltigkeit der Welt ist im Grunde genommen Maya. Schlüsselbegriff: Maya, Schein. Das heißt, sie ist jetzt im Sinne der europäisch-abendländischen Philosophie zwar empirische Wirklichkeit, also um einen Begriff zu verwenden, den Kant eingeführt hat, die „empirische Wirklichkeit“, die Erfahrungswirklichkeit, ist aber keine transzendentale und auch keine transzendente Wirklichkeit. Die Vielheit ist also nur, in Anführungszeichen, eine Erscheinungswirklichkeit. In Wirklichkeit sei die Welt eine Einheit. Und auch hier geht es darum, dass sich der Mensch, das betonen ja die Upanishaden unermüdlich, erinnern müsste, dass er dieses Urwesen Brahman selber ist. Atman, die Seele müsse sich erinnern, dass sie Brahman ist, und dann würde sie sich lösen von allen Verstrickungen, leidvollen Verstrickungen an die Sinnenwelt und auch an die Sinnlichkeit.

Das hat immer auch eine asketische Richtung. Also wenn Sie in die Upanishaden hineinschauen, dann finden Sie Hunderte von Formulierungen, ganz im Gegenteil zum Tantrismus, die immer wieder auf das Eine zielen: Kehre Dich ab von der Sinnlichkeit. Liebe, Sinnlichkeit, Sexualität ist Täuschung, ist Schein. Sie führt dich nur hinein sozusagen in den Schlamm, in die Verdunkelung, in das Feuchte, in das Erdhafte. Die alte Gleichsetzung kann man da sehr schön sehen, die ja patriarchal-geschichtlich wirksam gewesen ist: die Frau, also als das Erdhafte, Dunkle, das Nebulöse, das den Mann in seinen wunderbaren Höhenflügen nur stört. Das gilt als Schein, Maya. Ganz im Gegensatz dazu der Tantrismus bei aller weltanschaulichen Ähnlichkeit mit den Upanishaden. Da heißt es immer wieder: Das Weibliche und die Verbindung des Männlichen und Weiblichen ist nicht die Verführung ins Dunkle, ins Schlammige, ins Feuchte, in die Finsternis, sondern im Gegenteil, es kann und soll als ein Vehikel benutzt werden. Aber, da muss man eine Einschränkung machen, die in diesen Texten auch immer wieder vorgeführt wird. Es wird gesagt, warnend, mahnend, Du kannst in diese Zustände hineingehen, du sollst sogar hineingehen, aber, das ist die Warnung, hüte dich, weil diese Zustände bergen die Gefahr, dass du deine klare Bewusstheit und dein Streben nach dem Bewusstsein der Verbundenheit und nach Erleuchtung vergisst. Das soll nicht geschehen. Also dem Tantriker wird zwar angeraten, Sexualität zu praktizieren und zu leben, aber immer mit der Maßgabe oder nach Maßgabe einer ganz hohen Wachheit und Bewusstheit. Nicht ein Sich-mitreißen-lassen, sondern ein Steuern, ein Fokussieren. Und das wird unermüdlich in den Texten auch betont, es ginge darum, die Sexualität zwar zu bejahen, sei es linkshändig oder rechtshändig, aber sie dann doch zu fokussieren und nie aus den Augen zu verlieren: Was ist das eigentliche Ziel des Menschen? Und das ist wichtig. Es ist natürlich vollkommen verständlich und normal und auch wahrlich aus der Geschichte des Abendlandes heraus begreifbar, wenn heute viele Tantrismus erst einmal sehen als eine Lehre, eine Lehre und eine Möglichkeit zu einer nicht-neurotischen Sexualität. Vollkommen verständlich. Und unsere heutigen Begriffe, sagen wir mal aus der Psychologie des 20. Jahrhunderts, jetzt rückgespiegelt in die asiatische Welt, in alte kulturelle Formen Asiens, sind natürlich schwierig. Gab es so etwas wie Neurosen? Hat das nicht dann letztendlich, könnte man modern psychologisierend fragen, dann doch zu heillosen Neurosen geführt bei den Menschen, die das praktiziert haben? Das wissen wir nicht. Es ist schwierig, überhaupt grundsätzlich schwierig, an Menschen der Vergangenheit psychologische Messlatten anzulegen, etwa aus der Psychoanalyse oder sonst was, und den Versuch zu unternehmen, diese Menschen zu verstehen. Letztlich verstehen wir diese Menschen nicht, die sehr weit zurück gelebt haben. Wir können das nicht nachvollziehen, wir können es nur ahnen. Wirklich aus der Tiefe heraus verstehen wir es nicht, auch wenn ein moderner Mensch heute sich jetzt in einer Gruppe von anderen Menschen hinsetzt und macht genau dieses Ritual nach, was in den Schriften dargestellt wird. Es bleiben dann doch moderne Menschen, und da ist dann wirklich die Gefahr gegeben, dass man sich in eine furchtbare psychopathologische Maskerade hineinbegibt. Das ist ein heikler Punkt natürlich, wie weit man überhaupt die Möglichkeit hat, dann diese Dinge nachzumachen, was ja einige Bücher propagieren: Macht das nach bis ins minutiöseste Detail hinein.

Also, im Tantrismus wird die Sexualität bejaht, aber mit dem Auftrag: Sei wachsam. Und das hieß dann natürlich, kann man sagen, patriarchal geprägt, ich sag das meist ein bisschen klischeehaft, weil ich den Begriff eigentlich nicht so mag, weil er zu sehr belastet ist, also patriarchal geprägt für den Mann: Komm nicht zum Orgasmus, ejakuliere nicht, behalte den Samen bei dir, weil, wenn du es doch tust, verlierst du an Geistessenz, was ja auch übrigens nebenbei gesagt, in den daoistischen Lehren dieser Art immer wieder betont wird. Das heißt, es wird angenommen, dass also im männlichen Samen eine spirituelle Essenz verborgen ist, die bewahrt werden muss, die auch zu tun hat mit Bewusstsein als spiritueller Potenz, die aber nicht verschleudert werden darf. Also wird immer wieder gesagt: halte das zurück. Also wenn man so will, ist es ja eine ganz schlichte Liebestechnik, die da angeraten wird. Der Mann soll seinen Samen zurückhalten.

Analoge Aussagen über die Frau gibt es überhaupt nicht. Das ist nun auch interessant, dass es diese Aussagen nicht gibt, was wusste man überhaupt darüber? Über die seelische Innenausstattung überhaupt der Mann-Frau Beziehung in früheren Zeiten, auch in diesen tantrisch-asiatischen Formen wissen wir so gut wie nichts. Was hat das bedeutet für die Menschen ganz konkret z.B. auch für die Frauen? Entsprechende Aussagen für die Frauen finden sich in der alten tantrischen Literatur in dieser Form überhaupt nicht. Auf jeden Fall wird dem Mann also angeraten: Sei wachsam! Halte dich zurück, bleib bewusst. Und dann bist du auch in der Lage, Herr des Geschehens zu sein. Und dann kommt immer noch ein ganz kleiner Verdacht mit ins Spiel, der manchmal auch geäußert wird in diesen Texten: Wenn du das nicht machst, bist du der Frau ausgeliefert, weil die Frau, das wird allerdings auch in den tantrischen Texten betont, die Frau ist im Eros, in dieser Ganzheitserfahrung der geschlechtlichen Verbindung einfach stärker, sie ist mächtiger. Und die einzige Möglichkeit sozusagen, diese größere, auch spirituelle Potenz der Frau auszugleichen, besteht darin, dass der Mann, also sich zurückhält. Also auch eine Warnung steckt da drin, eine zu bedenkende Mahnung. Hinzu kommt, dass in einigen sehr radikalen tantrischen Texten, um das noch zu potenzieren, gesagt wird: Verletze alle Tabus. Also ganz bewusst, wenn die Gesellschaft um dich herum ganz bestimmte Tabus aufbaut, dann wird im Tantra gesagt: Du darfst alles, du kannst alles, und du sollst auch alles tun, weil, es kommt nur auf das Bewusstsein an. Du kannst alles machen, wenn du es mit dem richtigen Bewusstsein machst. Du kannst also alle Tabus brechen. Und so hat es einige Sekten, Gruppierungen auch in Indien und im asiatischen Raum Himalaya, Transhimalaya, gegeben, die ganz bewusst Tabubrecher [waren], die ganz bewusst Tabus gebrochen haben, etwa das Tabu, Alkohol zu trinken in bestimmten rituellen Zusammenhängen oder auch noch andere Dinge; in den Texten zum Teil geht das bis ins Verbrecherische hinein. Das hat die Forscher immer irritiert. Was ist gemeint? Ist das symbolisch gemeint, [ist] das ernsthaft gemeint, dass die Einzelnen aufgefordert werden, auch Verbrechen auszuüben? Das ist heiß diskutiert.

Man kann vermuten, dass das im Wesentlichen symbolisch gemeint sein soll. Obwohl manchmal hat man den Verdacht, dass es nicht nur symbolisch gemeint [war], aber was hieße, dass dann von einigen tantrischen Meistern, auch im tibetischen Buddhismus, den sogenannten Mahasiddhas, wird gesagt, dass sie auch große Schwarzmagier waren, dass sie große, wirklich furchtbare Dinge gemacht haben. Es wird gesagt von dem berühmten Inder Padmasambhava der im 8. Jahrhundert ja nach Tibet geholt wurde, und von vielen anderen wird es gesagt. Sie waren also als Mahasiddhas auch große Magier, Schwarzmagier, sie haben auch furchtbare Dinge gemacht, sie haben auch Verbrechen begangen. Es entzieht sich unserer Kenntnis im Grunde genommen, was das war. Ich vermute, dass es in der Grundrichtung her eher in dieser radikalen Form eine Aufforderung war: Du kannst alles tun, aber die Bewusstheit ist wichtig. Und deswegen ist Tantra im Kern eine Bewusstseinslehre, eine Lehre, die dem Bewusstsein eine ungeheure Aufmerksamkeit abverlangt, denn er soll ja gerade …, das Bewusstsein soll ja in Zuständen, in denen normalerweise eine Absenkung des Bewusstseins passiert, „abaissement du nouveau mental“, wie das so schön heißt, also in denen normalerweise eine Absenkung des Bewusstseinsniveaus passiert, soll der Einzelne total wach bleiben. Also er soll etwas leisten, was normalerweise ja nicht geleistet wird, weil die ekstatische, die entgrenzende orgiastische Erfahrung wird ja so genossen und als so beglückend empfunden, weil sie gerade diese Kontrollinstanz ausklinkt. Das ist ja ein wesentliches Moment für viele überhaupt an der Sexualität, dass dieses Kontrollmoment eben wegfällt. Das wird ja gerade also als das Wichtigste, das Wesentliche gesehen. Und im Tantrismus nicht, da soll erstmal primär die Kontrolle, die Bewusstseinskontrolle, die Fokussierung und die Steuerung durch das Bewusstsein ständig aufrechterhalten werden.

Da kann man sagen modern, psychologisch, was soll das? Kann das dann noch mit irgendwie beglückender Sexualität irgendetwas zu tun haben? Auch die Frage kann man erst einmal offen lassen.

Nun noch mal einen Blick in einen etwas weiteren Horizont, damit auch nicht der Eindruck entsteht, der in vielen Texten vermittelt wird, obwohl er eben irrig ist, dass es nur um die Frage geht: Wie ist es mit der Sexualität? Es geht um einen wesentlich weiter gespannten Bogen. Ich beziehe mich mal hier auf eines der Standardwerke zum Tantrismus von Mookerjee und Khanna „Die Welt des Tantra in Bild und Deutung“, vor zwanzig Jahren erschienen, immer noch ein hervorragendes, eines der besten Bücher zum Tantrismus bis heute. Und hier wird in einer Einleitung der Versuch gemacht, diesen großen kosmologischen Bogen zu spannen, was Tantrismus eigentlich bedeutet. Und ich will da mal zwei Passagen vorlesen, die das ganz schön auf den Punkt bringen, besser als ich das jetzt hier frei paraphrasierend sagen könnte. Ich lese mal zwei Passagen vor von Mookerjee und Khanna, „Die Welt des Tantra in Bild und Deutung“. Ich bin mir nicht sicher, ob das Buch heute noch erhältlich ist. Ich vermute, es ist vergriffen, ich weiß es nicht, 1978 erschienen.

„Im Mittelpunkt der tantrischen Lehren steht die Anschauung, dass die Wirklichkeit eins ist, ein unteilbares Ganzes.“ Das hab ich schon gesagt. „Dies wird Shiva-Shakti genannt.“ Ich lasse das erstmal so stehen, „was kosmisches Bewusstsein bedeutet. Shiva und seine schöpferische Kraft Shakti, das Männliche und das Weibliche, sind ewig miteinander vereint. Der eine kann vom anderen nicht getrennt werden, und das kosmische Bewusstsein ist ausgestattet mit der Urkraft der Entfaltung und Einfaltung des Selbst. Nur auf der Ebene der Relativität können Shiva-Shakti als getrennte Wesenheiten betrachtet werden. Jedes Individuum besitzt die Kraft, das kosmische Bewusstsein zu verwirklichen und ihm gleich zu werden.“ Das hab ich ja schon angedeutet. Es gehört geradezu zur Menschenwürde, wenn man das so sagen will, dass jeder die Möglichkeit hat, zu verstehen, dass er nie getrennt ist, dass er dieses kosmische Bewusstsein nicht nur erwerben kann, dass er es selber ist in der Essenz. „Jedes Individuum besitzt die Kraft, das kosmische Bewusstsein zu verwirklichen und ihm gleich zu werden. Diese Wirklichkeit unmittelbar zu erkennen, ist der Zweck des Tantra.“ Also der Zweck des Tantra, die Realisierung des kosmischen Bewusstseins, was immer das heißen mag. Das kann man zunächst auch erstmal offenlassen. „Das Individuum ist nicht isoliert, sondern integriert in den gesamten Kosmos. Und so ist der Prozess seiner Verwirklichung gleichzeitig die Erfüllung des Selbst. Dies kann nicht durch Methoden der Verneinung oder der Flucht erlangt werden. Um der Gleichung Individuum [und] kosmisches Bewusstsein gewahr zu werden, ist eine innige Symbiose des Individuums mit dem Transzendenten, die Erfahrung der Totalität von Sein und Werden nötig.“ Nicht, das habe ich schon angedeutet, Tantra als eine Lehre der Bejahung, Tantra kennt keine Verneinung. Alles, buchstäblich alles, wird gesagt, kann als Vehikel gelten zur Bewusstwerdung, auch eine furchtbare Erfahrung, eine schreckliche, eine grässliche Erfahrung, oder auch aller Ekel, Abscheu, Wut, Zorn, Aggression. Alle diese Elemente der menschlichen Existenz können nach tantrischer Sicht als Vehikel benutzt werden für das Bewusstsein. Ich meine, das klingt wunderbar, aber wenn man das runterbringt auf die uns in irgendeiner Form geläufige psychologische Ebene, dann fragt man natürlich: Was heißt das dann? Was hieße das dann? ‒ Ich lebe meinen Zorn vollkommen aus oder auch nicht ‒ und bleibe gleichzeitig bewusst. Also kontrolliere den Zorn nicht, sondern gehe in den Zorn rein, bleibe aber wach. Was soll das heißen? Das ist natürlich eine psychologische Gradwanderung, wenn man das mal jetzt misst an der Möglichkeit, wie das im Alltagsbewusstsein realisiert werden kann.

„Jede Manifestation basiert gemäß der tantrischen Lehre auf einem grundlegenden Dualismus.“ Schlecht hier der Begriff, unglücklich, eigentlich ist Polarität gemeint und um Dualismus geht es gerade nicht, denn Dualismus sind zwei sich ausschließende Pole. Polarität sind zwei miteinander verbundene Pole. Also eigentlich muss es hier Polarität heißen. Also jede Manifestation basiert gemäß der tantrischen Lehre auf einen grundlegenden Dualismus ‒ Polarität ist gemeint ‒ „einem männlichen Prinzip, bekannt als Purusha und einem weiblichen Prinzip, bekannt als Prakriti, kosmische Kraft der Natur. Purusha wird identifiziert mit dem kosmischen Bewusstsein, dessen Wesen statisch ist und die transzendentale Ebene darstellt. Wo nur mehr eine ununterscheidbare Einheit ist, spricht man von Shiva als Prakriti. Natur, was ein Synonym für Shakti, weibliche Energie ist.“

Das muss man ein bisschen erläutern. Da unterscheiden sich Hinduismus und Buddhismus erheblich. In den alten hinduistischen Texten, auch wenn sie nicht primär tantrisch orientiert sind, ist die weibliche Energie gerade die aktive Energie, die aktive, gestaltende Energie Shakti. Während in den tantrisch-buddhistischen Überlieferungen und Schriften die weibliche Energie eher das Passive ist, also prajna, Sanskrit, als Weisheit, als das Weibliche im kosmischen Gesamtzusammenhang, ist eher das Passive, das Zurückgenommene, das Gefäß, während im traditionellen Hinduismus, wie gesagt, auch unabhängig vom Tantrismus im engeren Sinne, Shakti das aktive Prinzip bedeutet. In Wahrheit ist die gesamte Welt, die ganze Vielfalt der Sinneserfahrung Shiva-Shakti. Shiva, eine zornvolle Gottheit, auch manchmal als Rudra bezeichnet, taucht dann im tantrischen Buddhismus als Maha-Kala auf, also auch eine Kraft der Zerstörung. Es gibt viele berühmte Shiva-Darstellungen, wo er gezeigt wird, als derjenige, der die Welt zerstampft, der sie auflöst, aber nicht in einem negativen Sinne gesagt, denn Schöpfung, Brahman, die Erhaltung, Vishnu und dann die Zerstampfung der Welt, Shiva, aber nicht als etwas, was destruktiv negativ wäre, sondern im Gegenteil, es wird als ein großer kosmischer Kreislauf gesehen: Die Welt muss aufgelöst werden, damit eine Neuschöpfung möglich ist. Also das wird positiv gesehen. Shiva ist also nicht irgendwie ein Dämon in diesem, sagen wir mal, traditionell religiös dualistischen Sinne.

„Also, in Wahrheit ist die gesamte Welt, die ganze Vielfalt der Sinneserfahrung, Shiva-Shakti, Purusha und Prakriti, männlich und weiblich. Das Ziel des Tantra ist, diese integrale Ganzheit der Polaritäten durch aktive Versenkung zu verwirklichen. Die Polarität zu vereinigen heißt, Shiva-Shakti werden“, wichtig: werden, existenziell, nicht darüber nachdenken, darüber grübeln, wie es denn sein könnte, wenn man Shiva-Shakti wäre, sondern es sein, geeint als Eines. „Während der Erfahrung dieser Einheit wird eine in menschlichen Begriffen unaussprechliche ekstatische Freude, Ananda, erfahren.“ Darüber habe ich schon gesprochen. Sat-chit-ananda, ein wesentlicher Begriff im Hinduismus, ja bis ins 20. Jahrhundert hinein, berühmt geworden auch durch den Lieblingsschüler von Buddha, nicht damit zu verwechseln, der auch Ananda hieß.

Zweites Zitat aus diesem Buch „Die Welt des Tantra in Bild und Deutung“: „Die Kräfte, die das Weltall auf der makroskopischen Ebene beherrschen, regieren das Individuum auf der mikroskopischen Ebene. Laut dem Tantra sind individuelles Sein und universelles Sein eins. Alles, was im Universum existiert, muss auch im individuellen Körper existieren.“ Eine erstaunliche Grundannahme, Grundvoraussetzung, ich lese das nochmal, weil das essenziell wichtig ist, zur Achse dieser ganzen Denkrichtung und Grundhaltung gehört. „Alles, was im Universum existiert, hat, buchstäblich alles, alle Energien, alle Kräfte, alles was es da an Gesetzlichkeit, an wie immer gearteten Konstellierungen im Universum, alles, was im Universum existiert, muss auch im individuellen Körper existieren. Das heißt, der Einzelne hat alles in sich. Er ist in gewisser Weise eine Manifestation des Ganzen. Gelegentlich wird auch vom kosmischen Menschen gesprochen.“

Wir kennen das hier im Abendland zum Teil aus dem Mittelalter, dann durch Paracelsus, die Renaissance-Philosophie, Goethe und die Romantik als die Einheit von Mikrokosmos und Makrokosmos. Obwohl es ja so dezidiert gar nicht ausgeführt ist. Also alles, was im Universum existiert, muss auch im individuellen Körper existieren. Nur so ist es ja möglich, dass der Einzelne tatsächlich Shiva-Shakti existenziell erleben kann. Wenn das nicht so wäre, bliebe das ja nur ein theoretisches Konstrukt. Das ist ja die Grundannahme, dass jeder Mensch tatsächlich in der Lage ist, diese kosmische Dimension unmittelbar zu erfahren. Wenn man das nicht annehmen würde, würde der ganze Tantrismus wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Ich sage immer wieder, es geht nicht um ein theoretisches Konstrukt im Kopf, um Schriften, die man sich anliest, obwohl es auch wichtig ist, also, die tantrischen Schriften sind ja breit gefächert, und es wurde und wird auch ungeheuer viel gelesen, aber das ist nicht das Primäre. Es geht um existenzielle Erfahrung.

„Eines der Haupthindernisse in der Entdeckung dieser essenziellen Einheit zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos liegt in unserer Gewohnheit, die Welt in Einzelteile zu zergliedern, mit dem Resultat, dass wir die Einsicht in die Verflochtenheit dieser Einzelteile und in ihre zugrunde liegende Einheit verlieren.“ Das wissen wir alle, ein beliebtes Verfahren auch des abendländisch analytischen Geistes: erstmal alles auseinanderzunehmen und zu gucken, wenn man alles auseinandergenommen hat, wie es dann noch vielleicht wieder zusammengesetzt werden kann. Theoretisch abstrakt, mathematisch formelhaft, auf jeden Fall wird es erstmal auseinandergenommen. „Der Weg zur Vollendung wird durch die Erkenntnis der Ganzheit, die Menschen im Universum verbindet, bestimmt. Es kommt hinzu, dass sich durch das Erkennen dieser Einheit die Grenze unseres Ichs erweitert und wir von einer einengenden Haltung der Welt gegenüber befreit werden.“ Wahrlich, wenn das lebbar ist. „Während dieses Gefühl erwächst, ist das Äußere und Innere nicht länger im Widerspruch. Sie schließen einander nicht mehr aus und sind auch nicht mehr wirklich verschieden, sondern bilden ein zusammenhängendes Ganzes.“ Das ist ein ganz entscheidender Punkt, den will ich noch kurz sagen vor der Pause, dass Innenwelt und Außenwelt, Innen und Außen, Bewusstsein und materielles Sein in dieser Grundhaltung verschmelzen, zur Einheit werden. Das ist ein ganz zentraler Punkt. Die Innenwelt ist nicht getrennt von der Außenwelt. Das heißt nicht, dass sie im modernen Sinne reduktionistisch zurückzuführen wäre auf die Außenwelt ‒ das gerade nicht. Aber es gibt eine tiefere Einheit beider und diese tiefere Einheit beider ist bewusstseinsmäßig existenziell zu erfahren. Man kann also in diese tiefen Schicht des Seins hinein, wird angenommen, in diesen Seinsgrund, bevor diese Auszweigung erfolgt von Materie und Geist.

Es gibt da auch eine sehr subtile Elementenlehre im Tantrismus, eine Lehre der Grund- und Ur-Elemente, auch einen spirituellen Atomismus, sehr ausdifferenziert, sehr interessant. Also es gibt eine Ur-Schicht, von der aus diese Gegensätze erwachsen. Der Tantriker, wird gesagt, realisiert, existenziell, seelisch geistig diese Grund- und Ur-Schicht.

Kurz noch das zu Ende, den Passus hier und dann machen wir eine kleine Pause.

„Also, auf diese Weise betrachten die Tantriker das Universum so, als ob es gleichsam in uns bestünde und uns selbst, so als ob wir im Universum bestünden. Es ist jedoch schwierig, das ganze Ausmaß unserer latenten Fähigkeiten zu erkennen, da wir normalerweise nur ein kleines Bruchstück unseres Seins erfahren können. Die äußere Person ist nur eine verkleinerte Projektion unseres größeren inneren Selbst. Ein unermessliches Reservoir latenter Kräfte wartet darauf, entdeckt zu werden. Der menschliche Körper mit seinen psychischen und biologischen Funktionen ist ein Vehikel, durch das die schlafende psychische Energie, Kundalini Shakti ‒ hier tritt der berühmte Begriff der Kundalini auf ‒ erweckt werden kann, um sich schließlich mit dem kosmischen Bewusstsein, nämlich Shiva, zu vereinen.“

Also die Grundprämisse ist, dass jeder Mensch diese Bewusstseinsdimensionen tatsächlich in sich trägt. Es gibt also nicht diese Erkenntnisbegrenzung, dass der Mensch etwa eingemauert wäre und reduziert wäre auf einen winzigen Weltausschnitt, mit dem er die Welt betrachtet, sondern der Mensch ist potenziell in der Lage, das eigene Bewusstsein zu weiten und tatsächlich zu diesen Energien und Gesetzen des Universums vorzustoßen. Das ist die Grundprämisse, darüber kann man dann reden, ob das haltbar ist, ob das tragfähig ist, aber davon wird ausgegangen. So kann der Mensch in gewisser Weise als der kosmische Mensch diese Grundelemente des Universums in sich realisieren, als ein nicht getrennter, als ein nicht getrenntes Bewusstseinswesen.

Ich mach mal eine kleine Pause hier.

…zuletzt genannt habe. Die Grundprämisse, ohne die letztlich dieses tantrische Universum, dieses tantrische Weltsystem und auch die tantrische Praxis gar nicht funktionieren würde, ist die Annahme dieser genannten inneren existenziellen Identität von Makrokosmos und Mikrokosmos. Davon muss man ausgehen, davon wird im Tantrismus auch ausgegangen. Das heißt, der einzelne Mensch trägt in sich sämtliche Energien, sämtliche Kräfte, sämtliche Konstellationen, sämtliche Gesetze des Universums ‒ jetzt. Er ist in gewisser Weise dieses Universum selbst. Der Mensch ist ein kleines Universum und das Universum als Ganzes ist in gewisser Weise das, was einmal Novalis in seinen „Fragmenten“ vor 200 Jahren als Makro-Anthropos bezeichnet hat.

Der Mensch hat das Universum als Makro-Anthropos, als großer Mensch, nicht in einem naiven, anthropomorphen Sinne, im Sinne der Projektion, das ist ja der moderne Mensch, der schnell ist bei der Hand zu sagen, na ja, das sind typisch anthropomorphe Projektionen menschlicher Züge in ein vollkommen andersartiges Weltall hinein. Da muss man vorsichtig sein, nicht zu schnell jetzt mit irgendwelchen, sagen wir mal, auch psychologischen Kriterien zu operieren. Man kann das zunächst auch mal, finde ich, phänomenologisch so hinnehmen und zur Kenntnis nehmen.

Ich habe im Moment in der Pause überlegt, weil es noch so ungeheuer vieles [gibt] und so weit gespannt [werden kann], was ich jetzt erst einmal weglasse für heute und dann im nächsten Mal nochmal bringe. Ich habe einige Begriffe an die Tafel geschrieben, die zentralen Begriffe sind für diesen Kontext Shiva-Shakti, die habe ich schon genannt. Ich sage es noch mal, Shakti gilt in diesem Zusammenhang als die weibliche Energie des Universums, als eine aktive Energie im hinduistischen Tantrismus. Ich muss auch noch kurz sagen, also, Tantrismus ist weder hinduistisch noch buddhistisch, ist eine Grundströmung, die sich in irgendeiner Form verbunden hat, amalgamiert hat, mit dem Hinduismus und andersartig mit dem Buddhismus. Es hat eine gewisse Verschmelzung stattgefunden, eine Annäherung, ohne dass das zur Identität geworden wäre. Der größte Abstand vom traditionellen Tantrismus zu buddhistischen Formen ist eigentlich in dem tantrisch-tibetischen Buddhismus der Gelbmützen-Sekte, wo nur noch von symbolisch-feinstofflichen Imaginationen die Rede ist. Also wenn der Dalai Lama zum Beispiel redet über das letzte große Tantra, das sogenannte Kalachakra Tantra, das tut er ja weltweit, es gibt ja auch Initiationen, dann sieht man da in der Mitte dieses riesigen Tankas, es wird oft aufgehängt, hinter ihm, ein Paar im Geschlechtsakt. Aber diese sinnlich physische Unmittelbarkeit dieser geschlechtlichen Verbindung spielt überhaupt keine Rolle in dem, was da vermittelt wird. Das ist nur rein symbolisch-imaginativ, feinstofflich. Darauf angesprochen sagt er dann, es gehe nicht darum, die Sinnlichkeit in irgendeiner Form zu verneinen. Aber es geht um eine bestimmte Art von feinstofflicher, bewusstseinsmäßiger Arbeit. Also prajna, im tibetischen Buddhismus eher das passive Prinzip in diesem hinduistisch orientierten Tantrismus Shakti, das schöpferische, das aktive Prinzip. Und diese vier Begriffe, die hier an der Tafel stehen, sind Schlüsselbegriffe für die tantrische Praxis.

Ich wollte eigentlich noch ein Bild mitbringen und an die Wand hängen. Der Regen hat mich davon abgehalten, ein Tanka mal ihnen mitzubringen und hier aufzuhängen. So habe ich nur ein altes Kalenderblatt abgerissen, was vielleicht gar nicht so eindrucksvoll ist. Das ist einfach ein sogenanntes Mandala, ein Mandala, Sanskrit, Kreis, einfach eine kreisförmige Meditationsfigur, von der angenommen wird, dass sie die spirituellen Energien in bestimmter Weise bündeln kann, also in der Mitte ein Quadrat, eine Art Tempel, vier Himmelsrichtungen, sehr subtiles System. Darauf muss ich jetzt im Einzelnen hier gar nicht eingehen. Ein Meditationsdiagramm. Anders sind die so genannten Yantras, die primär im Hinduismus verwendet werden, eher geometrische Formen, nicht so sinnlich, farbig wie etwa hier dieses Mandala. Aber das Mandala als eine Kreisfigur zur Konzentrierung der spirituellen Energie ist insofern symptomatisch, als es zeigt, wie die Energien kanalisiert und gebündelt werden sollen. Es geht letztlich um eine Kanalisierung dieser Energien, zunächst einmal im Leib, wobei Leib, der physische Körper, in Verbindung mit dem sogenannten feinstofflichen Körper ist.

Das ist eine Grundannahme im Tantrismus, die man übrigens weltweit findet, in verschiedensten Kulturen, dass der physische Körper ein Pendant hat, eine Art Doppelgänger. Der Bardo-Körper, heißt es im tibetischen Buddhismus, der auch eine Art Formalprinzip ist für die Leibes-Organisation, aber auch wahrgenommen werden kann, also noch zwischen Geist, seelischem und physischem Körper, also eine mittlere Zone darstellt. Also der feinstoffliche Körper ist ein Vorbild, ein Urbild, eine Prägeform des physischen Körpers und alle Organe im physisch sinnlichen Körper, so wird angenommen, haben ihre Entsprechungen in diesem sogenannten feinstofflichen Körper, alle Organe, und werden in ihrer Funktionsfähigkeit überhaupt bestimmt von diesem sogenannten feinstofflichen Körper, was die Anthroposophen zum Beispiel als Ätherleib bezeichnen und das ein bisschen auch in das, was sie dann Astralleib nennen, übergeht. Also davon wird ausgegangen. Und die Arbeit mit diesen Energien ist eine Arbeit, die streng ritualisiert ist, also bis ins Detail hinein. Bis in jede Einzelheit hinein ist die tantrische Bewusstseinsarbeit ritualisiert.

Nun könnte man natürlich sagen, das will ich hier in Parenthese vermerken, warum eigentlich? Wenn vom Tantriker erwartet wird, dass er diese hohe Bewusstseinsstufe hat, muss er sich doch nicht fesseln durch diese so genau ausgearbeiteten Rituale, das ist doch eine Einschränkung ‒ sehr wohl. Das würde jeder Tantriker sagen und hat es auch früher gesagt, diese Rituale sind eine Einschränkung. Sie sind aber auch eine Hilfe, weil, es wird nicht davon ausgegangen, dass der Einzelne so ohne Weiteres in der Lage wäre, ohne diese Rituale diese Bewusstseinsarbeit zu leisten. Also diese Rituale sind ein Hilfsmittel. Sie helfen dem Einzelnen und nehmen ihn auch aus der Vereinzelung heraus. Und es ist ja, das wissen wir ja alle auch heute ein ein wesentliches Moment der Moderne, dass Rituale in der Geschichte, gewachsene Rituale, zunehmend ausgehöhlt sind oder vollkommen sinnentleert sind und einfach nur noch Hülsen sind, und dass es darauf ankommt, das Rituelle wieder mit Leben zu füllen. Darum geht es also.

All diese tantrischen Vorgänge sind streng ritualisiert bis ins Kleinste, welche Räucherstäbchen verwendet werden, wie gesessen wird, wer wem gegenüber sitzt, wie der Raum ausgestattet ist, welche Zeit verwendet wird, welche Tageszeit z.B., alles streng ritualisiert. Und im traditionellen Tantrismus, wie übrigens auch in den meisten asiatischen Strömungen, wird davon ausgegangen, dass der Einzelne ohne die Hilfe eines spirituellen Führers nichts darstellt, also dass er das nicht realisieren kann, es bedarf des sogenannten Guru. Nun wissen wir, seit Maharishi Mahesh Yogi vor 30 Jahren zum Guru der Beatles wurde und diese Guru-Welle den Westen überschwappt hat, welche Auswüchse auch an Missbrauch und Verbiegung der ganze Tantrismus mit sich gebracht hat, das liegt auf der Hand, das ist unverkennbar. Trotzdem muss man sagen, oder vielleicht gerade deswegen muss man sagen, dass die tantrische Praxis eine Guru-Praxis ist, wird immer wieder gesagt: alleine kannst du es nicht. Es wäre nicht sinnvoll für dich, es alleine zu tun. Nicht dass es gar nicht möglich wäre, aber es wird immer wieder gesagt, es bedürfte eines bestimmten Bewusstseinszustandes, den der normale Mensch gemeinhin einfach nicht hat, wenn er diese Energien sozusagen im Alleingang heraufbeschwört. Es wird immer wieder gesagt, dann könnte ihn das in psychopathologische Zustände hineintreiben. Dass das möglich ist, zeigt etwa das Beispiel von Gopi Krishna, einem berühmten indischen Gelehrten, der auch ein Freund von Carl Friedrich von Weizsäcker war, der berichtet, dass er eine solche ekstatische Kundalini-Erfahrung spontan, ohne dass er darauf vorbereitet war, plötzlich hatte und wirklich an die Grenze des Irrsinns getrieben worden ist, eine wirklich psychopathologische Entladung stattgefunden hat mit Licht-Explosionen und so weiter, aber nicht integriert, zunächst nicht integriert. Und davor wird immer wieder gewarnt. Man soll vorsichtig sein mit diesen Dingen, weil sie wirklich funktionieren. Davon wird ausgegangen. Ein Buch übrigens, das will ich nur in Parenthese sagen, was von dem ich weiß, dass es nicht mehr aufgelegt wird, was aber wichtig ist, weil es ein kritisches Buch ist, Benjamin Walker, „Tantrismus ‒ die geheimen Lehren und Praktiken des linkshändigen Pfades“. Der hat mehrere Kapitel, die Warnungen beinhalten vor leichtfertigem Umgang aus Gier mit diesen Energien, vor ungeschultem und gierigem Umgang. Das ist ja verbreitet heute und auch verständlich. Das muss man gar nicht jetzt mal moralisch irgendwie verurteilen, dass viele Menschen sich orientieren an vielen Texten, die sie dann gelesen haben und dann denken: warum mache ich es nicht mal selber? Ich probiere es einfach mal aus, was ja vollkommen in Ordnung ist.

Aber man muss wissen, dass die Dinge eine eigene innere Dynamik haben, die irgendwann ein Punkt erreichen kann, wo sie nicht mehr steuerbar ist. Und davor warnt hier Benjamin Walker. Er will Beispiele kennen und schreibt auch darüber von Menschen, die also in extreme psychopathologische Zustände auf diese Weise hineingeraten sind. Ganz abgesehen davon, dass natürlich der Autosuggestion Tür und Tor geöffnet ist. Das gilt für diese Vorgänge ja insgesamt. Wer gelesen hat, dass es möglich ist, diese feinstoffliche Energiearbeit zu vollführen, etwa auch mit den sogenannten Energiezentren, den Chakras, und da sich hineinimaginiert, dem kommt das plötzlich dann ganz plausibel und selbstverständlich vor. Er hat das Gefühl, er nimmt das direkt wahr, obwohl das extrem schwierig ist, auch nur in den Vorhof einer wirklich echten Erfahrung in dieser Richtung zu kommen. Und das ist eine Gradwanderung, dass man da in so eine autosuggestive Geschichte reinkommt, wo man überhaupt nicht mehr weiß, was eigentlich gespielt wird. Was ja auch nicht unbedingt von Nachteil sein muss. Man muss es ja nicht moralisch verdammen, aber man muss einfach wissen, was man tut.

Also Tantrismus ist schon ein Instrument, ein Instrumentarium, das mit Bedacht angegangen sein will. Mantras sind einfach bestimmte Klänge, meistens Wörter oder Sätze oder auch nur Silben, die man rituell wiederholt. In der Grundannahme, dass man mittels der Klangqualitäten dieser Wörter, Silben oder Sätze sich quasi hineinbegibt in die Klangstruktur des Universums, das ist die Grundannahme, dass alles, das aus dem Ur-Äther, der in gewisser Weise als mit dem Raum identisch angesehen wird, bestimmte Klangmanifestationen erwachsen vor aller Materie, noch vor dem Licht, Klang ‒ Licht, feinstoffliche Materie ‒ grobstoffliche Materie, also ein Herauswachsen aus dem Äther-Raum, auch als Akasha bezeichnet, wird oft gleichgesetzt im Tantrismus, der Raum mit diesem Ur-Medium, was seit der griechischen Antike bei uns als Äther bezeichnet wird, in Asien, im Sanskrit als Akasha und Akasha hat zu tun mit Strahlung.

Natürlich hat es an Versuchen nicht gefehlt, das nun in Verbindung zu bringen mit bestimmten Vorstellungen, etwa der modernen Physik. Das tun auch diese beiden Autoren hier, Mookerjee und Khanna; fast etwas übertrieben. Es zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Buch, ständig die Vergleiche mit der abendländisch westlichen Naturwissenschaft. Was sagen denn die? Wie ist es denn dort? Und diese Standardsätze, die mich immer etwas herabstimmen, dass man dann solche Phänomene anführt und dann, ja, wir haben auch erkannt; und sie haben schon vorausgesehen, was wir heute wissen. Also geschenkt. Aber an solchen Sätzen ist kein Mangel. Es ist in diesen Büchern häufig. Man will also darauf hinweisen es ist keine Spinnerei, sondern wir sind ja auch schon da, irgendwie wissenschaftlich, theoretisch.

Das ist immer etwas verzweifelt, der Versuch, obwohl auch ein Stück weit berechtigt, also das ist auch in diesem Buch enthalten, dieser ständige Vergleich mit bestimmten, für avanciert gehaltenen Vorstellungen der modernen Kosmologie oder Physik. Also das meinte das Mantra. Mantra ist also eine bestimmter Klangfiguration, von der angenommen wird, wenn man sie hunderttausende Male wiederholt, hunderttausende Male, dass man dann irgendwann sich einstimmt in eine bestimmte Ebene der kosmischen Wirklichkeit. Mudra, wäre noch zu erwähnen, auch als eine zentrale Vorstellung im Tantrismus, aber nicht nur im Tantrismus, auch im traditionellen Buddhismus und im traditionellen Hinduismus, ein bestimmte Handhaltung, die Energien des feinstofflichen Körpers kanalisieren soll. In ganz bestimmter Weise werden die Hände gehalten, und dann soll der Energiefluss kanalisiert werden.

Das können Sie ja auch im Abendland, sage ich jetzt mal, in ähnlichem Duktus etwa die Segnungsgeste zum Beispiel oder die Begrüßungsgeste mit offenen Handflächen. All diese Gesten sind ja Ur-Gesten menschlichen, kulturellen, gesellschaftlichen Zusammenseins überhaupt, die ganz bestimmte … oder die, wenn man hier im Abendland, oder ich weiß nicht, ob das in allen Ländern so ist, etwas besonders herausstreichen will, das ist ganz toll, es ist ja eine Geste, eine reinste Mudra, nicht, also die Lotus Mudra. Also, wo immer das nun herkommt, und ob das asiatische Einflüsse sind oder nicht, es ist eigenartig, dass es das in gewisser Weise ja auch bei uns gibt. Also Mudras sind Handzeichen, oft auch verwendet für Ganzkörperzeichen, dann, was man im Yoga als die sogenannten Asanas bezeichnet, also Körperhaltungen, von denen man ja auch annimmt, dass sie den Energiefluss kanalisieren, ist ja das Wesen des Yoga, dass man den Körper in bestimmte Positionen bringt, um auf diese Weise die feinstofflichen Energien zu kanalisieren. Man könnte ja auch sagen, warum denn überhaupt? Ich kann doch auch laufen, oder ich kann doch liegen oder Musik hören oder durch den Wald laufen ‒ warum muss ich dann diese Körperverrenkungen machen? Es wird aber angenommen, dass diese bestimmten Asanas, Ganzkörper-Mudras, diese feinstofflichen Energien bündeln und auch im Sexuell-Erotischen bündeln. Also ganz bestimmte Asanas, auch sexuelle Asanas, die den Energiefluss in besonderer Weise kanalisieren sollen. Das findet man ja auf ganz vielen Tanka-Abbildungen auch, unter anderem auch auf dem sogenannten Kalachakra Tantra [Tanka].

Mandalas, habe ich schon gesagt, sind Meditationskreise, wenn man so will, von denen angenommen wird, und das weiß man ja auch aus der Tiefenpsychologie, dass sie eine bestimmte archaische oder besser archetypische Funktion haben. Vielleicht wissen Sie das, weil jetzt wieder mal über Freud geredet wird, ob das nicht alles ein einziger Hokuspokus ist, die ganze Psychoanalyse nicht ein Fake ist, das alles ganz falsch ist. Als sich C.G. Jung, der bedeutende Schüler von Freud, von Freud abgetrennt hat, sich von ihm gelöst hat, kam eine sehr große Krise, ich glaube 1912/13. Man hat dann angefangen in dieser Krise, vollkommen spontan, Mandalas zu malen. Er war der erste, der therapeutisch Mandalas malte, und das ist ja bis heute in der Psychotherapie gang und gäbe, dass man die Patienten dann Mandalas malen lässt, in der Hoffnung, dass man aufgrund dieser Konfiguration und der verwendeten Farben und Formen Rückschlüsse ziehen kann auf die Psyche. Ich bin da eher skeptisch bei dieser Geschichte, aber es wird gemacht und etwas von diesem tiefenpsychologischen Wissen scheint auch im Tantrismus vorhanden zu sein, also im sogenannten Mandala.

Und dann die Ritualisierung, ich sagte, ist nicht ohne den Guru denkbar. Es wird immer wieder davor gewarnt, solche Rituale im Eigenverfahren durchzuführen. Der Guru wird als unabdingbar gesetzt. Im tibetisch-tantrischen Buddhismus wird sogar gesagt, der Guru, sprich dieser besondere Lama, wer immer es nun sei, es muss ja nicht der Dalai Lama sein, repräsentiert den Buddha, ist in gewisser Weise die sinnliche Repräsentanz der Buddha-Energie. Und deswegen ist er ein Stück weit dann auch als diese Buddha-Energie fähig und in der Lage und berechtigt, seinem Schüler Auflagen zu erteilen, auch wenn diese Auflagen extrem sind. Also, ich sprach schon über die Auswüchse des Guruismus, die ja bekannt sind: Einbuße an Kritikfähigkeit, und die abendländische Rationalität wird einfach über Bord geworfen, weil man das Gefühl hat als Westler, nun hat man endlich mal was gefunden, eine richtige Power, und die abendländische Rationalität ist unwichtig, ist einfach aus den Angeln gehoben ‒ so scheint es.

Natürlich ist es nicht so. Und auch viele der Individuen, die sich einem solchen Guru anvertrauen, fallen dann letztlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit wieder zurück in ihre doch in langen Jahrhunderten gewachsene abendländische Rationalität. Also ohne Weiteres ist die abendländische Rationalität da nicht auszuklinken. Aber zunächst erstmal wird davon ausgegangen, dass das möglich ist. Der Mookerjee beschreibt vier Facetten dieser Rituale sehr eingehend. Er nennt die Reinigung und Heiligung, der erste Schritt, um die Bedingtheit einer tief eingeprägten und programmierten Haltung gegenüber dem eigenen Körper aufzulösen, besteht aus einer hypothetischen Umwandlung des grobstofflichen Körpers in den feinstofflichen Körper, so dass die Hindernisse, die ihn bedrängen, aufgehoben werden. Der Körper wird durch physisches Training und bestimmte Körperhaltung angeregt, so dass er bewusst das träge Stadium verlassen kann und nach dem Ebenbild der Gottheit gereinigt und geheiligt wird. Also in strengem Ritual wird der Körper, psychologisch gesagt, selbstsuggestiv daraufhin programmiert.

Dann, zweite Etappe, Identifikation und Verinnerlichung. Dieser Schritt besteht in der Erfahrung der Integration einer Verfassung, die aufgrund einer unbewussten, engen Verbindung der Eingeweihte eins mit dem Objekt seiner Hingabe wird. Das ist ganz extrem ja in Teilen des tantrischen Buddhismus, dass man eine bestimmte Meditations-Gottheit, eine Energie so sehr visualisiert, imaginativ sich vorstellt, quasi mit ihr verschmilzt. Man wird zu ihr. Das wird angenommen, also die imaginative Identifikation des Meditierenden mit dem Bild der Meditation. Die Identifikation besteht aus einer Projektion nach innen. Das bedeutet, dass das Objekt der Anbetung wie ein Teil des eigenen Selbst behandelt wird. Dann, Harmonie, Gleichgewicht. Die Harmonie ist die Voraussetzung für die Verwirklichung. Harmonie ist der mittlere, das Gleichgewicht herstellende Punkt zwischen zwei Extremen, eine Brücke zwischen den Gegensätzen. Man findet ihn zwischen höheren und niedrigeren Energiezentren, zwischen positiv geladenen solaren und negativ geladenen lunaren Strömen, zwischen den Plus- und Minus-Kräften, die sich im Körper als männlich und weiblich, als bewusst und unbewusst manifestieren. Dann wird auch mal auf das Mantra verwiesen, auf die Arbeit mit den Klängen.

Schließlich vierte Stufe, das ist angestrebt: verschmelzen mit der Einheit, durch Ausbalancieren der gezielten Wechselwirkung wird eine neue Qualität geboren. Sie kann auch als das Unteilbare oder das Ganzheitliche beschrieben werden, mit dem der Prozess der Selbstverwirklichung abschließt. Die Erfahrung dieser Seligkeit, Englisch bliss, Ananda, und die Frage ist natürlich bei diesem Zustand dann immer, wird auch in der Literatur immer wieder gestellt: Was ist dann, wenn so eine Erfahrung tatsächlich passiert? Hält sie vor oder ist sie am nächsten Tag wieder vorbei wie eine Drogen-Erfahrung? Was bedeutet das für den Betreffenden, wenn er das tatsächlich erlebt? Kann er das in sein normales Leben integrieren? Ist er dann auf einer höheren Stufe oder hat er nur eine kurzzeitige, einen Schlenker sozusagen, eine Ausbuchtung erfahren, kommt aber wieder auf seinem Bewusstseinsniveau an?

Also eine wichtige Frage bei diesen Zuständen generell, wie wirkt sich das aus auf die Psyche, auch dann auf die psychologische Integration. Was macht der Einzelne mit diesen Erfahrungen, die ja ekstatisch ungeheuerlich sein können? Aber was macht er morgen und übermorgen damit? Wie lebt er damit? Wie beeinflusst ihn das? Wie kann er das integrieren? Eine ja zentral wichtige Frage, die häufig genug dann auch nicht so gestellt wird, wie sie eigentlich gestellt werden müsste. Das ist das Wesentliche. Und sonst könnte man sagen, es ist ja nur eine Suche nach grenzüberschreitenden, ekstatischen Seligkeits-Erfahrungen, was ja auch wunderbar ist, dagegen ist ja nichts einzuwenden. Aber wo bleibt dann die Integration, die ja auch geleistet werden muss?

Und also der Grundansatz, um noch mal den Bogen zurück zu spannen, ist nicht nur die Identität von Makrokosmos und Mikrokosmos, ist die Aufforderung und die Mahnung, dass alles auf das Bewusstsein ankommt. Das möchte ich nochmal klar betonen. Tantrismus ist eine Bewusstseins-Lehre. Es kommt alles auf die Qualität, auf die Wachheit, auf die Dimension des Bewusstseins an. Und wenn man dann noch einen Schritt weiter geht, und das sagen auch einige, dann kann man alle Rituale vergessen. Wenn man eine bestimmte Bewusstseinsdimension erreicht hat, dann kann man alles fallen lassen an Bindung und Einengung und Ritualisierung, aber nur dann. Aber wer entscheidet, wann diese Stufe er­reicht ist? Aber wesentlich ist Bewusstsein.

Und eine nächste Frage ist natürlich für einen Europäer oder Abendländer, der sich mit diesen Dingen beschäftigt, um jetzt noch mal auf die Bewusstseinsentwicklung einzugehen, von der ich ja häufig spreche in diesen Vorlesungen, kann man eine Antwort finden auf die Frage, wenn man es denn überhaupt möchte: Auf welcher Ebene sind dann derartige Erfahrungen eigentlich angesiedelt? Ist das eine vormentale Stufe, letztlich eine rudimentäre Energie-Erfahrung, die noch gar nicht vorgestoßen ist zu der Ebene des Selbst? Das vermutet in einigen seiner Bücher Ken Wilber, zum Beispiel in dem berühmten Buch “Up from Eden” ‒ “Halbzeit der Evolution” ‒ äußert er sich an mehreren Stellen zu diesen Erfahrungen. Er sagt, dass diese Kundalini-Erfahrungen, in den tantrischen Kundalini-Erfahrungen, letztlich eine sehr frühe Stufe sind. Eine frühe Stufe, die auch der Integration bedarf, die man aber nicht verwechseln sollte mit sehr hohen transzendenten Stufen. Oder man müsste sehr genau hinschauen, worum es eigentlich geht.

Ich habe das im Winter in einer Vorlesung Ihnen auch mal gezeigt im Zusammenhang mit dem Schamanismus, an dem Unterschied, den Wilber macht zwischen der Großen Göttin und der Großen Mutter. Ich will das jetzt nicht im Einzelnen noch vertiefen. Für ihn war ja die große Göttin, die Erdmutter, eher ein Eingebettet-Sein des Selbst in einen Ganzheitszusammenhang, ein ganzer Zusammenhang, der das Selbst bindet und zurücknimmt, während die große Göttin eine transzendente Stufe ist. Es wird natürlich angenommen im Tantrismus, dass der Einzelne diese hohe Stufe erreicht. Aber wer garantiert, sage ich mal in Anführungszeichen, dafür, dass der Einzelne dann [nicht] doch letztlich in einer quasi regressiven Stufe verbleibt, in einer bestimmten Form von ekstatischer entgrenzender Erfahrung, die ihn bewusstseinsmäßig keinen Millimeter weiterbringt. Kritisch mal jetzt gesagt, in gewisser Weise mit Anführungszeichen, gesagt. Das bleibt eine schwierige Angelegenheit, und ich will dann ja auch nächste Woche noch eingehender darüber sprechen, wie diese tantrischen Figuren, wie das tantrische Universum sich dann auch an abendländisch-westlichem Denken spiegelt. Und das muss man im Auge behalten. Das soll nicht eine distanzierende Haltung jetzt zum Ausdruck bringen, sondern ein gewisses Augenmerk darauf richten, dass man doch bedenken sollte, was da geschieht. Und es ist sicherlich wichtig, in diese Zustände reinzugehen, wahrscheinlich sogar therapeutisch unverzichtbar. Aber sie sind eine Stufe, und es gibt andere Stufen und Stufen, die der Integration bedürfen. Insofern will ich erst einmal an der Stelle jetzt abschließen und das Gespräch öffnen. Ich will noch mal in ein paar kurzen Sätzen thesenhaft sagen, damit das noch mal so gleichsam in Druckbuchstaben, in großen Buchstaben hier im Raum steht, noch mal thesenhaft auf den Punkt bringen:

Also, der Tantrismus geht davon aus, dass die Welt eine Einheit ist, dass in jedem Teil der Welt sich diese Einheit widerspiegelt, dass die Polarität der Welt sich im Letzten zurückführen lässt auf die Einheit. Dass jeder Mensch im Prinzip in der Lage ist, eine Ganzheitserfahrung zu machen, dass jeder Mensch als Mikrokosmos letztlich das ganze Universum nicht nur spiegelt, sondern mit ihm identisch ist, ja, wichtig ‒ Der Mensch ist das Universum in Gänze, er ist ein kleines Universum. Umgekehrt ist das Universum in gewisser Weise, wie Novalis sagt, ein Makro-Anthropos, und der Tantrismus ist eine Lehre, die eine universelle Bejahung versucht. Es gibt kein Nein. Wenn man überhaupt ein Nein herausfiltern möchte, dann wäre es allenfalls das Nein der Unbewusstheit. Also alles, was mit Bewusstheit zu tun hat, wird bejaht. Wenn ein Nein, dann ist es nur Unbewusstheit. Das wird in gewisser Weise verneint oder als eine Richtung ausgewiesen, die dem Einzelnen nur schadet. Wie im Buddhismus, wo es ja auch den Begriff der Sünde nicht gibt, sondern nur der Unbewusstheit. Du kannst das machen, wenn du das möchtest, hindert dich keiner daran, aber du musst die Konsequenzen tragen. Diese Unbewusstheit wird karmische Auswirkungen haben. Es gibt nicht den Begriff der Sünde. Alles ist erlaubt, wenn es mit Bewusstsein durchdrungen ist.

Und nochmal der letzte Punkt: Es ist eine Lehre, die den Versuch macht, Innenwelt und Außenwelt zusammenzubringen, also diese furchtbare Kluft zu überwinden, die zwischen der menschlichen Innenperspektive und der äußeren Welt besteht. Das ist ein wichtiger Punkt. Also Innenwelt und Außenwelt werden zusammen gesehen und werden als eins gesehen in der Tiefe. Das heißt nicht, dass eines auf das andere zurückführbar wäre. Es gibt eine letzte Schicht, wo beide, Materie und Geist, wieder zusammenfließen und die ist kontaktierbar in der Tiefenmeditation, so wird behauptet. Ja, das zum Tantrischen in großen Zügen.

Vielleicht kann man noch ein bisschen ins Gespräch gehen, wenn Sie möchten. Letztes Mal bei der Systemtheorie hat keiner etwas gesagt um Acht.

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